Weniger Stress, mehr Dividende

US-Banken dürften erstmals fehlerfrei durch Stresstest der Fed kommen - Aktionären der Top-Institute winken 30 Mrd. Dollar zusätzlich

Weniger Stress, mehr Dividende

Von Stefan Paravicini, New YorkWenn die Federal Reserve Bank heute den ersten Teil der Ergebnisse zum jährlichen Stresstest der größten US-Institute veröffentlicht, könnte es der Auftakt zu einer Premierenfeier sein. Die meisten Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Branche im achten Durchlauf seit der Einführung des Tests erstmals fehlerfrei vor den Prüfern der US-Notenbank bestehen wird, was es den Banken erleichtern würde, mehr Mittel für Dividenden und Aktienrückkäufe frei zu machen.Den Eigentümern der größten US-Institute winken nach Einschätzung von Analysten bis zu 30 Mrd. Dollar mehr als im vergangenen Jahr, wobei allein Bank of America mit 16 Mrd. Dollar fast zwei Drittel mehr als 2016 ausschütten könnte (siehe Grafik). Branchenprimus J.P. Morgan dürfte das Volumen von Dividenden und Buy-Backs am stärksten aufstocken und im Durchschnitt der Schätzungen mit gut 22 Mrd. Dollar fast neun Zehntel des erwarteten Gewinns auskehren. Citi, die in den vergangenen Jahren die Investoren im Vergleich zur Konkurrenz eher knapp gehalten hat, wird die Ausschüttungsquote inklusive Aktienrückkäufen nach Einschätzung von Analysten in diesem Jahr sogar von 77 auf 101 % steigern. Wackelkandidat Wells FargoAls Unsicherheitsfaktor für einen makellosen Test gilt ausgerechnet die größte US-Retailbank Wells Fargo – bisher ein Hort der Stabilität -, deren Risikomanagement nach dem im vergangenen Herbst bekannt gewordenen Vertriebsskandal rund um 2 Millionen Phantomkonten von den Aufsehern auf Herz und Nieren geprüft werden dürfte. Ob die Bank aus San Francisco noch einmal mit einem blauen Auge davonkommt, wird erst am nächsten Mittwoch feststehen, wenn die Fed auch die Ergebnisse des qualitativen Testteils veröffentlicht, der Prozesse wie das Datenmanagement unter die Lupe nimmt.Anders als in den Vorjahren werden diesem Prüfungsteil nur noch 13 der insgesamt 36 von den Stresstests betroffenen Institute unterzogen. Ebenfalls nächsten Mittwoch wird die Fed verkünden, welche Institute an einer Kapitalausstattung gescheitert sind. Heute gibt die Fed lediglich bekannt, wie das dem Stresstest zugrunde liegende Krisenszenario auf die Kapitalpuffer wirkt. In diesem Jahr geht die Fed von einer fünf Quartale dauernden Rezession mit einem Einbruch der Produktion um 7,5 % aus, die die Arbeitslosenquote auf 10 % treiben und die Häuserpreise um 25 % drücken würde.In den vergangenen Jahren haben die Banken immer wieder darüber geklagt, dass die Berechnungen der Fed zu den Auswirkungen ihres Schreckensszenarios weitgehend intransparent seien, so dass die Institute aus den Ergebnissen des Stresstests keine Entscheidungen für ihre Kapitalallokation ableiten könnten. Dennoch dürften die größten Institute in diesem Jahr kaum Schwierigkeiten haben, diesen Teil zu bestehen. Deutsche Bank 2018 dabei”Wenn es ein Jahr gibt, in dem alle den Test bestehen, ist es dieses Jahr”, sagt Michael Alix von PwC, ein ehemaliger Mitarbeiter der Notenbank. Im nächsten Jahr, wenn erstmals auch die größten US-Töchter von europäischen Instituten wie der Deutschen Bank dem Stresstest unterzogen werden sollen, liegen die Chance auf einen Durchlauf ohne Ausfall wieder deutlich geringer.