Wie die Postbank-Abschreibung die Deutsche Bank einschränkt
Postbank überschattet operative Erfolge
Deutsche Bank mit Ertragssteigerung im zweiten Quartal – Weiterer Aktienrückkauf nach Rückstellung aber unwahrscheinlich
Von Philipp Habdank
Die Deutsche Bank liegt ertragsseitig nach dem zweiten Quartal im Soll. Vor allem die gebeutelte Investmentbank konnte Boden gutmachen. Doch eine milliardenschwere Postbank-Rückstellung verhagelt der Bank ihren Quartalsgewinn und verärgert die Aktionäre.
Die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal der Deutschen Bank wurden einmal mehr von der Postbank überschattet. Die Ende April angekündigte Rückstellung von 1,3 Mrd. Euro wegen eines laufenden Rechtsstreits im Zusammenhang mit der Postbank-Übernahme hat der Deutschen Bank im zweiten Quartal unterm Strich einen Verlust von 143 Mill. Euro eingebrockt. Analysten hatten im Vorfeld sogar mit mehr gerechnet.
Dennoch kommt die Deutsche Bank nicht umher, für das zweite Quartal eine negative Rendite von minus 1% auf das den Aktionären zurechenbare Eigenkapital (RoTE) auszuweisen. Nach dem ersten Quartal lag diese noch bei 8,3%, wodurch nach dem ersten Halbjahr eine Eigenkapitalrendite von 3,9% zu Buche steht. Bis 2025 hat CEO Christian Sewing seinen Aktionären eine Rendite von mindestens 10% versprochen.
Fehlende Postbank-Milliarde schränkt Deutsche Bank ein
Die in diesem Jahr fehlenden 1,3 Mrd. Euro haben zwar keinen direkten Einfluss auf das Renditeziel im kommenden Jahr. Doch sie schränken den Handlungsspielraum der Bank ein, zusätzliches Kapital in Form eines weiteren Aktienrückkaufprogramms an ihre Aktionäre auszuschütten. Der Aktienkurs der Deutschen Bank gab am Veröffentlichungstag der Quartalszahlen in der Spitze um über 7% nach.
Operativ hingegen verlief das zweite Quartal nach Plan. Die Erträge der Bank legten verglichen zum Vorjahreszeitraum um 2,4% auf 7,6 Mrd. Euro zu, wobei der Zinsüberschuss stabil blieb und der Provisionsüberschuss prozentual zweistellig zulegte. Und auch nach dem ersten Halbjahr liegen die Erträge mit 15,4 Mrd. noch mit 1,8% im Plus. Damit hat die Bank etwas mehr als die Hälfte ihres Jahresziels erreicht, das bei 30 Mrd. Euro liegt.
Kosten im Griff
Die adjustierten Kosten sind im zweiten Quartal zwar um 1,9% auf 5 Mrd. gestiegen, im ersten Halbjahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum aber um 2,2% auf 10,1 Mrd. Euro gesunken und liegen damit im Plan. Im Rahmen ihres Effizienzprogramms hat die Bank im zweiten Quartal 700 Vollzeitstellen abgebaut, womit rund 80% des Jahresendziels erreicht seien.
Leicht gestiegen sind im zweiten Quartal hingegen die Rückstellungen für Kreditverluste. Sie erhöhten sich gegenüber dem ersten Quartal von 439 auf 476 Mill. Euro. Der Rückgang in der Privatbank wurde durch einen Anstieg in der Unternehmensbank kompensiert, wie eine Analysten-Präsentation zeigt. Finanzchef James von Moltke verwies in einer Telefonschalte auf einige größere Unternehmensausfälle und auf die gewerbliche Immobilienfinanzierung in den USA, wo sich die Situation doch langsamer entspanne als Anfang des Jahres erwartet.
Stabile Kapitalquoten trotz Milliarden-Rückstellung
Vor Steuern verdiente die Deutsche Bank im zweiten Quartal trotz der Rückstellung zwar noch 410 Mill. Euro, damit jedoch rund 1 Mrd. Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Auf Halbjahressicht fiel der Vorsteuergewinn in diesem Jahr mit 2,4 Mrd. Euro um rund ein Viertel niedriger aus als im Jahr zuvor. Dass unterm Strich das den Aktionären zurechenbare Ergebnis negativ war, liegt an den Zinszahlungen für AT1-Anleihegläubiger, die vorher noch abgezogen werden.
Das sind Anleihen, die unter bestimmten Voraussetzungen in der Krise in Eigenkapital gewandelt werden, und daher aufsichtsrechtlich dem Kernkapital einer Bank zugerechnet werden können. Im Juni hat die Deutsche Bank planmäßig AT1-Anleihen im Volumen von 1,5 Mrd. Euro begeben. Die Kernkapitalquote der Bank verbesserte sich zuletzt von 15,8 auf 16,3%. Und auch die harte Kernkapitalquote bliebt trotz der Milliardenabschreibung konstant bei 13,5%. Nicht näher erläuterte geringere regulatorische Abzüge haben der Bank zufolge den negativen Einfluss der Postbank-Abschreibung ausgeglichen.
Auf das Kundengeschäft hatte die Postbank-Abschreibung laut von Moltke keine Auswirkungen. Der Markt hätte dies als „Equity Investor Event“ abgetan und nicht als „Credit Investor Event“. Heißt: Die Abschreibung ist zwar schlecht für Rendite der Eigenkapitalinvestoren, gefährdet aber nicht die Stabilität der Bank, worauf Fremdkapitalinvestoren und Kunden in erster Linie ankommt.
Investmentbank im Aufwind
In der Unternehmensbank sind die Erträge im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1% auf 1,92 Mrd. Euro gesunken. Der Vorsteuergewinn gab um 8% auf 599 Mill. Euro nach. Hier dürfte sich der fehlende Rückwind aus den Zinserhöhungen der EZB bemerkbar machen, dank der die Deutsche Bank zuvor durch Zinsarbitrage im Einlagengeschäft hohe Gewinne einfahren konnte.
Anders verhält es sich im Investment Banking, das durch die gestiegenen Zinsen stark gelitten hat und im zweiten Quartal Anzeichen einer Erholung zeigte. Vor allem aufgrund eines stärkeren Emissions- und Beratungsgeschäfts stiegen die Erträge im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 10% auf rund 2,6 Mrd. Euro. Der Vorsteuergewinn legte um ein Viertel auf 746 Mill. Euro zu.
Die Privatkundenbank musste zwar im zweiten Quartal einen Ertragsrückgang um 3% auf 2,33 Mrd. Euro hinnehmen. Doch der Vorsteuergewinn hat sich von 209 auf 395 Mill. Euro beinahe verdoppelt. Positive Signale sendete auch die Vermögensverwaltung, wo die Erträge um 7% auf 663 Mill. Euro zulegten und sich der Vorsteuergewinn um 31% auf 160 Mill. Euro verbesserte.