„Wir zielen auf alles, was zum Finanzsystem light zählt“
Mitte Januar hatten sich die EU-Gesetzgeber im Trilog auf eine neue Geldwäscheverordnung (AMLR) sowie die Einrichtung der dafür zuständigen Behörde (AMLA) verständigt. Nach dreijähriger Übergangsphase werden die Rechtsakte ab 2026/2027 Anwendung finden, und die Geldwäscheaufsicht wird sich bis dahin in Frankfurt am Main eingerichtet haben.
Damit wird das Anti-Geldwäsche-Ökosystem stärker nach Deutschland verlagern – und mittendrin befindet sich das Regtech Regpit. Im September 2021 in Berlin gegründet, sei man zunächst eigenfinanziert gewesen und habe im vergangenen Jahr dann eine erste Finanzierungsrunde durchgeführt, so Mitgründer Jacob Wende im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „An der haben sich eine Reihe von Business Angels beteiligt, darunter auch die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, der Aufsichtsrechtler Thomas Emde sowie der Manager Ben Broshi, ehemals bei der Telekom und jetzt bei Apple.“
Compliance herstellen
Was Regpit anbietet, ist ein umfassendes System, um Compliance bezüglich der Geldwäscheverhinderungsvorschriften herzustellen. „Dabei zielen wir auf alles, was zum Finanzsystem light zählt. Das sind kleinere Banken und Finanzdienstleister, Zahlungsinstitute, aber auch Kanzleien, Immobilienmakler und Kryptoverwahrer. Die Großbanken haben selbst Teams auf AML-Themen, zudem dauern Integrationen dort eine halbe Ewigkeit.“
Das können wir über unseren Autopiloten für Compliance zusammenführen.
Jacob Wende
Wende ist (wie Co-Gründerin Louisa Lippold) selbst Jurist und stieg in den Komplex Geldwäschebekämpfung in der Zeit der Promotion ein. Im Dialog mit den Geldwäschebeauftragten von Banken und Unternehmen dämmerte ihm, dass es überall nur Insellösungen gibt, aber nichts Zusammenführendes aus Tausenden von Datentöpfen. „Selbst die Verifikation von Identitäten ist nur eine Teillösung und kein voller Know-Your-Customer-Prozess. Das können wir über unseren Autopiloten für Compliance zusammenführen.“
Beim Aufbau der Plattform haben wir festgestellt, dass es bei all den länder- und branchenspezifischen Anforderungen sinnvoll ist, sektorspezifische Lösungen hinzustellen.
Jacob Wende
Das ist dann bildlich gesprochen das Cockpit (mit dem zweiten Wortbestandteil Namensgeber des Start-ups) für die Compliance-Prozesse, die Regpit auch mit Trainings für die Mitarbeiter und dem Risikomanagement unterstützt. „Beim Aufbau der Plattform haben wir festgestellt, dass es bei all den länder- und branchenspezifischen Anforderungen sinnvoll ist, sektorspezifische Lösungen hinzustellen. Sprich, wir haben zum Beispiel ein Paket, das auf den Workflow von Kanzleien zugeschnitten ist.“
Seed-Runde kommt
Der Plan für das Wachstum sieht so aus, dass Regpit sich in den kommenden zwei Jahren vor allem auf die Expansion im deutschsprachigen Raum konzentriert. „Wir haben schon einige große Schlüsselkunden gewinnen können und fahren ordentlich Umsätze ein. Das ist eine Equity Story, die gut ankommt im derzeitigen Umfeld.“ Im Verlauf dieses Jahres will Regpit eine Seed-Runde durchführen, da gehe es dann um einen einstelligen Millionenbetrag.
Auf der Basis soll in drei Jahren der europaweite Rollout von Regpit erfolgen. Dann endet auch die Übergangsphase der neuen EU-Geldwäscheverordnung, womit die Rechtsakte Anwendung finden. Bis dahin ist noch eine Menge Feintuning in der Regulierung zu leisten: Rund 80 Regulatory Technical Standards (RTS) sind vorgesehen – ob das praxisgerecht sei, bleibe abzuwarten, hatten die Experten von Paytechlaw kürzlich geunkt.
IM GESPRÄCH: JACOB WENDE
„Wir zielen auf alles, was zum Finanzsystem light zählt“
Fintech Regpit hilft bei Compliance zur Geldwäscheverhinderung mit sektorspezifischen Lösungen – Europäischer Rollout folgt in nächster Phase
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Das Anti-Geldwäsche-Ökosystem in Deutschland wächst nicht nur mit der EU-Behörde AMLA in Frankfurt. Es tummeln sich auch schon einige Fintechs hier, so wie Regpit. Man stelle Banken, Zahlungsinstituten und Immobilienmaklern Lösungen hin, so Regpit-CEO Jacob Wende im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.