Alternative Assets

Wo Infrastruktur-Investments Private Equity schlagen

Mit einer jährlichen Rendite von 6,8% haben Infrastruktur-Investments in den vergangenen fünf Jahren laut BCG einen wichtigen Branchentest bestanden – auch, wenn das Fundraising zuletzt stark eingebrochen ist. An einem Punkt übertrumpfen Infrastrukturfonds sogar Private Equity.

Wo Infrastruktur-Investments Private Equity schlagen

Private Infrastruktur-Investments liefern ab

Unternehmensberatung BCG sieht höheres Wachstum der verwalteten Vermögen als bei Private Equity – Jährliche Rendite von 6,8 Prozent über fünf Jahre

phh Frankfurt

Mit einer jährlichen Rendite von 6,8% haben Infrastruktur-Investments in den vergangenen fünf Jahren laut BCG einen wichtigen Branchentest bestanden – auch wenn das Fundraising zuletzt stark eingebrochen ist. Der langfristige Wachstumstrend ist laut BCG intakt und die Finanzierungslücke gewaltig.

Private Infrastruktur-Investments haben den ultimativen Test bestanden. Zu dieser Einschätzung kommt die Unternehmensberatung BCG in ihrem Infrastruktur-Report 2024, welcher der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt. So habe die Anlageklasse in den vergangenen Jahren dem pandemie- und geopolitisch bedingten Gegenwind getrotzt und ihre Versprechen mit Blick auf die geringe Zyklizität, stabile und vorhersehbare Renditen sowie den eingebauten Inflationsschutz gehalten.

Laut BCG haben 585 von Infrastrukturinvestoren gehaltene Portfoliounternehmen zwischen 2018 und 2023 über alle Investmentstrategien hinweg eine jährliche Rendite von 6,8% erzielt. Die Assets under Management seien in diesen fünf Jahren schätzungsweise um 700 Mrd. Dollar gestiegen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 18% entspreche.

Infrastruktur wächst stärker als Private Equity

Keine andere alternative Anlageklasse hat laut BCG in diesem Zeitraum beim verwalteten Vermögen prozentual stärker zugelegt – nicht einmal Private Equity, die mit Abstand weiterhin größte der in Summe 13,6 Bill. Dollar schweren Alternative-Assets-Industrie. Doch auch die Infrastruktur-Märkte mussten zuletzt Dämpfer hinnehmen. So hat das weltweite Fundraising im vergangenen Jahr gelitten und sich von 176 Bill. auf 89 Bill. Dollar beinahe halbiert. Die Anzahl abgeschlossener Infrastruktur-Deals ging parallel um 16,4% auf 2.098 Transaktionen zurück.

Um ihren Investoren in einer transaktionsarmen Zeit dennoch Kapitalrückflüsse und damit Liquidität zu ermöglichen, greifen die Infrastruktur-Fondsmanager BCG zufolge zu einigen Tricks, die auch Private-Equity-Manager in der Vergangenheit schon angewandt haben: Verkäufe von Minderheitsanteilen und die Verschiebung von Vermögenswerten in sogenannte Continuation Funds, über die ein Finanzinvestor Assets faktisch an sich selbst verkauft.

Finanzierungslücke wächst an

Auch von sogenannten Subscription Lines und NAV-Financing-Lösungen hätten Infrastruktur-Fondsmanager schon Gebrauch gemacht. Dabei beschaffen sich Fondsmanager Fremdkapital, um noch nicht abgerufene Kapitalzusagen von Investoren zu überbrücken bzw. diesen einen vorzeitigen (Teil-)Ausstieg zu ermöglichen.

Die aktuellen Bewertungskorrekturen am Markt für Infrastruktur-Investments seien nur vorübergehend und hätten keinen dramatischen Effekt auf die der Anlageklasse zugrundeliegenden Langzeittrends. So würde beispielsweise die zunehmende Staatsverschuldung den Bedarf für privates Infrastrukturkapital erhöhen. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge wird die globale Infrastruktur-Finanzierungslücke bis 2040 auf 15 Bill. Dollar ansteigen, heißt es in dem BCG-Report.

Allein in den USA würde die Erneuerung maroder Infrastruktur schätzungsweise 6 Bill. Dollar verschlingen. Im Rahmen des 2021 verabschiedeten „Infrastructure Investment and Jobs Act“ habe die USA bereits 1,2 Bill. Dollar budgetiert, um Straßen-, Brücken-, Schienen-, Wasser-, Energie- oder Internet-Infrastruktur zu modernisieren. Zusammen mit Europa sind die USA der größte Markt für Infrastruktur-Investments. Fast drei Viertel aller Infrastruktur-Portfoliounternehmen haben BCG zufolge ihren Sitz in diesen beiden Regionen.

Große Assetmanager übernehmen Infrastruktur-Investoren

Die Infrastruktur-Investoren stehen bereit, um die Finanzierungslücke zu verkleinern. BCG beziffert das weltweite eingesammelte, aber noch nicht investierte Kapital (Dry Powder) im Infrastrukturbereich Ende 2023 auf 296 Mrd. Dollar. „Es besteht weltweit ein dringender Bedarf an neuen und erneuerten Infrastrukturen, und private Investoren werden dabei eine Schlüsselrolle spielen“, lässt sich BCG-Senior-Partner Wilhelm Schmundt zitieren. 2023 sei ein herausforderndes Jahr gewesen, doch BCG gehe davon aus, dass sich der Ausblick für private Infrastruktur-Investments verbessern werde.

Es besteht weltweit ein dringender Bedarf an neuen und erneuerten Infrastrukturen, und private Investoren werden dabei eine Schlüsselrolle spielen.

Wilhelm Schmundt, BCG

Markt konsolidiert sich

Der Rückgang zuletzt beim Fundraising dürfte nur vorübergehend sein. BCG erwartet, dass sich der Markt bald wieder normalisieren wird. Hinzu kommt, dass sich große Vermögensverwalter und Finanzinvestoren durch Übernahmen zuletzt klar zu der Anlageklasse bekannt haben. So hat beispielsweise Blackrock Global Infrastructure Partners übernommen. CVC schluckte den niederländischen Infrastrukturfonds DIF Capital Partners und Bridgepoint übernahm Energy Capital Partners. BCG sieht dadurch bestätigt, dass Infrastruktur-Investments ein wichtiger Teil der Angebotspalette der Multi-Asset-Manager geworden ist.

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