Wohnimmobilien bleiben auch 2022 gefragt
ee Frankfurt
l – Für den deutschen Immobilien-Investmentmarkt sind die EU-Taxonomie und die Rückkehr der Inflation die großen Themen des Jahres. Wie Christian Schulz-Wulkow am Dienstag bei der Vorstellung des EY-Trendbarometers Immobilien-Investmentmarkt sagte, rechnet die Beratungsgesellschaft auf der Basis der Befragung von 220 Immobilieninvestoren für 2022 mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 80 bis 90 Mrd. Euro.
Im Vergleich zum abgelaufenen Jahr, in dem die Übernahme des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen durch Vonovia für ein Rekordvolumen von 114 Mrd. Euro sorgte, wäre das zwar ein deutlicher Rückgang. Um den Megadeal bereinigt, hätten sich die Investitionen 2021 mit 90,3 Mrd. Euro jedoch auf einem ähnlichen Niveau bewegt wie 2019, nach dem sie im ersten Corona-Jahr 2020 auf 78,9 Mrd. Euro zurückgegangen waren.
Verzögerte Effekte
„Die Immobilienwirtschaft ist insgesamt besser durch die Krise gekommen, als es die meisten erwartet haben“, sagte Schulz-Wulkow. Anlass für Entwarnung sieht er jedoch nicht. So könnten einige Kriseneffekte mit zeitlicher Verzögerung eintreten, etwa wenn langfristige Mietverträge auslaufen und dann erst deutlich würde, dass keine gleichwertige Nachvermietung möglich sei.
Wie die jährlich durchgeführte Umfrage für das Trendbarometer ergibt, werden sich die Preise auch weiterhin auseinanderentwickeln. Während die Preise für die weiterhin gefragten Wohn- und Logistikimmobilien nach Einschätzung der Teilnehmer in guten Lagen steigen und in Randlagen stabil bleiben werden, sei bei Büroimmobilien Vorsicht angesagt. In guten Lagen rechnen die Befragten demnach mehrheitlich mit stabilen Preisen und in der Peripherie mit rückläufigen Preisen. Der Trend zum Homeoffice habe das Büro zwar nicht überflüssig gemacht, doch der Trend gehe zu weniger, aber dafür besonders hochwertigen Flächen in guter Lage.
Ferienhotels im Aufwind
Auf dem Hotelleriemarkt werden die Preise voraussichtlich weiter auseinanderdriften. Bei Ferienhotels erwarten die Teilnehmer eine Erholung, weil sich in der Pandemie gezeigt hat, dass die Menschen die wiedergewonnene Reisefreiheit nach einem Lockdown gern in Anspruch nehmen. Weniger optimistisch sind sie für Businesshotels. Hier sei auf längere Sicht keine Erholung zu erwarten, was mit zusammengestrichenen Reisebudgets in vielen Unternehmen zusammenhängen dürfte. Auch für Einzelhandelsimmobilien sehen die meisten Teilnehmer schwarz, mit Ausnahme des Lebensmittelhandels.
Schulz-Wulkow zufolge wirkt sich der Nachhaltigkeitstrend bei den Preisen bemerkbar aus. So hätten rund 80% der Befragten Aufschläge für ESG-konforme Immobilien beobachtet. Die Inflation werde kurzfristig als weiterer Treiber auf den Immobilien-Investmentmarkt wirken, allerdings bedeuteten steigende Zinsen Ungemach für die Branche.