Wohnimmobilien stützen deutsche Immobilienpreise
Wohnimmobilien stützen deutsche Immobilienpreise
VDP-Index steigt im Quartalsvergleich zum zweiten Mal in Folge – Gewerbeimmobilien bleiben Problemfeld der Branche
lee Frankfurt
Am deutschen Immobilienmarkt mehren sich die Anzeichen für eine Bodenbildung bei den Preisen. Wie aus aktuellen Daten des Verbands Deutscher Pfandbriefbanken (VDP) hervorgeht, verteuerten sich insbesondere Wohnimmobilien im Quartalsvergleich. Sie bewegen sich demnach nur noch geringfügig unter dem Niveau des Vorjahres. Der vom Verband berechnete segmentübergreifende Immobilienpreisindex stieg von Juni bis Ende September zum zweiten Mal in Folge, wenn auch nur im Vergleich zum Vorquartal.
Index basiert auf echten Transaktionsdaten
Der VDP-Index gilt als das wichtigste Barometer für die Lage am deutschen Immobilienmarkt. Denn er basiert nicht auf Umfragen oder Schätzungen, sondern auf der Auswertung von echten Transaktionsdaten. Der Verband erhebt die Daten quartalsweise seit 2010. Im abgelaufenen Quartal erreichte er einen Wert von 177,3 Punkten. Das entspricht im Vergleich zum Vorquartal einem Anstieg von 1%, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch einem Rückgang um 1%.
Mit dem Ende der historisch bislang einzigartigen Niedrigzinsphase, die Investoren weltweit in Immobilien getrieben hatte, waren die Preise eingebrochen. Denn andere Anlageklassen gewannen durch das veränderte Zinsumfeld ab Attraktivität. Seither hofft die Branche auf eine Stabilisierung, zumal die Notenbanken die Zinszügel inzwischen ja wieder gelockert haben. Insbesondere im Bereich der Gewerbeimmobilien liegen dem Preisverfall jedoch auch ein strukturell bedingter Rückgang des Flächenbedarfs zugrunde, etwa durch den Trend zum Online-Shopping und den Siegeszug der hybriden Arbeitsweise im Arbeitsleben in Folge der Pandemie.
Branchenverband sieht noch keine Erholung
VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt sieht denn auch keinen Grund für eine Entwarnung: „Erst die Index-Entwicklung in den nächsten Quartalen wird Aufschluss darüber geben, wie robust die aktuelle Stabilisierung des Marktes ist.“ Gleichwohl sei die Preisentwicklung am deutschen Immobilienmarkt ein „Lichtblick inmitten eines ansonsten national wie international eher herausfordernden geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Umfelds“.
Anlass zur Hoffnung für Immobilieninvestoren und -finanzierer bieten vor allem die Wohnimmobilienpreise. Laut der aktuellen VDP-Zahlen stiegen sie im Vergleich zum Vorquartal um 1,1%. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichneten sie jedoch noch immer einen Rückgang um 0,2%. Da es vielerorts an Wohnraum fehlt, ist die Hemmschwelle, in diesem Segment zu investieren, niedriger als in anderen Bereichen.
Frankfurter Wohnungspreise steigen am stärksten
Laut VDP ist dabei der Unterschied zwischen der Preisentwicklung in den sieben größten Städten und dem gesamten Bundesgebiet im Quartalsvergleich marginal. In den Metropolen hätten die Preise jedoch noch etwas näher am Vorjahresniveau gelegen. Gegenüber dem zweiten Quartal verteuerten sich die Wohnungen demnach in allen Metropolen. Am größten fiel der Zuwachs in Frankfurt aus, wo sich Wohnimmobilien im Schnitt um 1,6% verteuerten, gefolgt von Düsseldorf und München mit jeweils 1,5%.
Auf Jahressicht sei das Bild dagegen uneinheitlich. Die Wohnungspreise in Köln, Berlin und Frankfurt verzeichneten Zuwächse, während die Wohnungspreise in München, Düsseldorf, Stuttgart und Hamburg noch nicht wieder an das Vorjahresniveau anknüpfen konnten. Zuwächse verzeichneten in allen Metropolen laut VDP indes die Neuvertragsmieten. Im Durchschnitt legten diese um 4,6% zu, Spitzenreiter sei Berlin mit einem Plus von 5,4% gewesen. Die Renditen für Wohnungen in den sieben größten Städten stiegen im Durchschnitt um 5,4%. Hier lag laut VDP Stuttgart mit einem Plus von 5,4% vorne, dicht gefolgt von München (5,3%), Berlin (5,2%) und Düsseldorf (5,1%).
Gewerbeimmobilien noch immer deutlich unter Vorjahresniveau
Im Segment der Gewerbeimmobilien, das die Investoren nicht erst seit dem Zusammenbruch des Benko-Imperiums mit Argwohn betrachten, sind die Anzeichen für eine Erholung schwächer. Einem Anstieg um 0,7% gegenüber dem Vorquartal steht im Vergleich zum Vorjahr ein Einbruch von 4,7% gegenüber. Die Erholung kommt hier besonders schwer in Gang, weil wegen der allgemeinen Unsicherheit mit Blick auf den künftigen Flächenbedarf die Preisvorstellungen von potenziellen Käufern und Verkäufern besonders weit auseinanderliegen. Insgesamt zog die Nachfrage nach Büroimmobilien stärker an als im Einzelhandelsbereich. Während Büros sich durchschnittlich um 0,8% verteuerten, zogen die Preise für Handelsobjekte laut VDP lediglich um 0,3% an.
Wie bereits in den Vorquartalen sei jedoch in beiden Segmenten ein spürbarer Anstieg der Neuvertragsmieten sowie der Renditen, gemessen am VDP-Liegenschaftszinssatzindex, zu verzeichnen. So seien die Neuvertragsmieten für Büros im Vorjahresvergleich um 1,8% gestiegen, für Einzelhandelsobjekte um 3,3%. Die Renditen für Büros und Handelsobjekte stiegen demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,9% beziehungsweise 8,1%.