Wüerst verabschiedet sich mit glänzender Bilanz
Wüerst verabschiedet sich mit glänzender Bilanz
Kreditgeschäft der Kreissparkasse Köln zieht an – Regulatorik belastet Kernkapitalquote – Internes Ratingmodell kommt später
ab Köln
Die Kreissparkasse Köln hat dem widrigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld im zurückliegenden Geschäftsjahr getrotzt. Wenngleich die größte kommunale Sparkasse der Republik im Ergebnis nicht ganz an das Rekordjahr des Vorjahres anknüpfen konnte, blieb am Ende doch deutlich mehr hängen als gedacht. „2024 lief alles besser als erwartet“, sagt der Ende des Jahres scheidende Vorstandschef Alexander Wüerst im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Kreditgeschäft zieht an
Die wohl wichtigste Nachricht dabei: Das Kreditgeschäft ist wieder angesprungen. Nach einem Absturz im Firmenkundengeschäft auf 1,5 Mrd. Euro im Vorjahr legte das öffentlich-rechtliche Institut zuletzt 1,9 Mrd. Euro an neuen Krediten heraus. Trotz des bemerkenswerten Anstiegs konstatiert Wüerst bei seiner gewerblichen Klientel Investitionszurückhaltung. Die Kredite seien es in erster Linie in Ersatzinvestitionen und vereinzelt auch in Rationalisierungsinvestitionen geflossen. Außerdem sicherten Firmen ihre Liquidität über Betriebsmittellinien.
Sondereffekte im Bewertungsergebnis
Im Bewertungsergebnis spiegelt sich die schwieriger gewordene wirtschaftliche Lage jedoch nicht. Die Risikovorsorge verringerte sich um 24 auf 29 Mill. Euro. „Obwohl das Bewertungsergebnis dank einiger Sondereffekte besser als erwartet ausfiel, nimmt das Grundrauschen zu. Dieses Jahr dürfte es daher mehr werden“, sagt Wüerst vorher. Zu den Sondereffekten gehörten die Zuschreibungen auf die Beteiligung an der Berliner Sparkasse sowie auf die Wertpapiere in den Eigenanlagen. Zudem zog das Baufinanzierungsgeschäft im abgelaufenen Jahr wieder spürbar an.
Nach für die Sparkasse mageren 1,2 Mrd. Euro vergaben die Kölner 2024 Immobilienkredite im Umfang von 1,7 Mrd. Euro. Damit nähert sich die Kreissparkasse dem langjährigen Durchschnitt von um die 2 Mrd. Euro an.
Nur ein Strohfeuer?
Wüerst appelliert in diesem Zusammenhang an die Politik, das nach seiner Einschätzung unterschätzte Problem des knappen Wohnraums anzugehen. „Die Zinsen sind im Baufinanzierungsgeschäft das geringste Problem“, ist der Sparkassenchef überzeugt. In der privaten Baufinanzierung floss das Gros der Kredite in den Erwerb von Bestandsimmobilien, Neubauten machten nur 16% aus.
Wenngleich Wüerst 2025 im Kreditgeschäft mit moderaten Zuwächsen kalkuliert, erwartet er keine größere wirtschaftliche Belebung – Schuldenpaket hin oder her. „Es gilt darauf zu achten, dass der Infrastrukturfonds nicht nur ein Strohfeuer entfacht. Denn die Rahmenbedingungen sind das eigentliche Problem und müssen parallel ebenfalls angegangen werden“, fordert Wüerst und meint damit die überbordende Bürokratie.
Reserven stärken
Mit einer Bilanzsumme 29,6 (i.V. 29,4) Mrd. Euro ist die Kreissparkasse 2024 erneut an der Grenze von 30 Mrd. Euro vorbeigeschrammt, von der an die Europäische Zentralbank (EZB) die Aufsicht übernimmt. Dabei bereitet sich die Bank schon seit Jahren auf diesen Moment vor. Allerdings kommen auch unter der Aufsicht der BaFin Jahr für Jahr neue regulatorische Anforderungen hinzu. So dürften etwa die Neuerungen der Kapitaladäquanzverordnung (CRR III) ab diesem Jahr zu einem starken Anstieg der risikogewichteten Aktiva führen. Das belaste die Kernkapitalquote trotz weiterer Aufdotierung des Eigenkapitals, wie Wüerst bemerkt.
Er schätzt, dass die Kapitalquote dadurch um 0,5 Prozentpunkte absinken könnte. Für die Kreissparkasse stellt das jedoch derzeit kein ernstzunehmendes Problem dar, glänzt sie zum Bilanzstichtag doch mit einer Eigenkapitalquote von 15,8%. Aus dem Ergebnis sollen erneut an die 200 Mill. Euro in die Reserven fließen.
Warten auf die EZB
Es der Sparkasse KölnBonn gleichzutun, die ihre Kapitalquote mit dem Wechsel auf den internen Ratingansatz aufmöbelt, will Wüerst vorerst nicht. „Wir werden perspektivisch auf den internen Ratingansatz IRBA übergehen“, sagt er. Wichtiger sei es dem Institut jedoch, den in absehbarer Zeit anstehenden Start unter EZB-Aufsicht gut zu gestalten.
Mit einem Zinsüberschuss von 649 (666) Mill. Euro und einem Zuwachs im Provisionsüberschuss auf 223 (214) hat die Sparkasse ihre Bruttoerträge praktisch auf Vorjahresniveau gehalten. Da der Verwaltungsaufwand zugleich jedoch um 7,5% stieg, lag das Betriebsergebnis vor Bewertung mit 356 Mill. Euro um 11% unter dem Vergleichswert. Das verbesserte Bewertungsergebnis kompensierte das teilweise. Mit 237 Mill. Euro landete das Ergebnis nach Steuern letztlich nur um 3,3% unter dem des Ausnahmejahres 2023. Das sei eine Bürde für die kommenden Jahre, bedauert Wüerst.