Zinswende treibt Schwäbisch Hall
spe Stuttgart
Der Bausparkasse Schwäbisch Hall kommt die Zinswende der EZB zugute. Der Anstieg der zehnjährigen Bauzinsen nach oben auf bis zu 4,0% löste einen Run auf Bausparverträge aus. „Durch die gestiegenen Zinsen haben viele Kunden den ursprünglichen Zweck des Bausparens wiederentdeckt: die Sicherung eines zinsgünstigen Darlehens für die Zukunft“, sagte gestern der CEO von Schwäbisch Hall, Reinhard Klein, laut Mitteilung. Demnach verzeichnete der Branchenprimus in Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern in der Genossenschaftlichen Finanzgruppe eine rekordhohe Gesamtvertriebsleistung von 51,1 Mrd. Euro. Ein vorgelegtes Bausparvolumen von 34,1 Mrd. Euro bedeutet laut Schwäbisch Hall einen Anstieg von 41,9% im Vergleich zum Vorjahr (24 Mrd. Euro). Die Bausparkasse sieht sich damit weiterhin als Marktführer mit einem stabilen Anteil von 30%.
Parallel zum Boom am Bausparmarkt ging das Neugeschäft in der Baufinanzierung um 5,9% auf 19 Mrd. Euro zurück. Die Summe beinhaltet sowohl klassische Annuitäten- und Baudarlehen als auch Zwischenkredite und Bauspardarlehensauszahlungen. Rund die Hälfte dieses klassischen Baufinanzierungsgeschäfts floss in die Bücher der genossenschaftlichen Banken, der Rest in die Bücher von Schwäbisch Hall.
Das Ergebnis sei beeinflusst von den anspruchsvollen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, hieß es weiter. „Gestiegene Zinsen und Baukosten bei nur leicht nachlassenden Preisen von Bestandsimmobilien und einer Verteuerung des Neubaus führten zu einem Rückgang des Gesamtmarkts in der Baufinanzierung.“ Unterm Strich blieb Schwäbisch Hall 2022 damit beim Vorsteuerergebnis nach vorläufigen Zahlen mit 143 Mill. Euro im Rahmen der selbst gesteckten Ziele. Im Vorjahr lag das Vorsteuerergebnis noch bei 130 Mill. Euro. „Die geopolitischen Rahmenbedingungen mit ihren wirtschaftlichen Auswirkungen, wie etwa ein schneller und unerwarteter Zinsanstieg und dadurch bedingte Sondereffekte haben das Ergebnis beeinflusst“, sagte Klein.
Das Marktumfeld Bauen und Wohnen bleibt nach Einschätzung von Schwäbisch Hall trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auch in diesem Jahr gut. Nach einer Studie der Muttergesellschaft DZ Bank ist ein Preisrückgang am Immobilienmarkt von 4 bis 6% zu erwarten. Die Entwicklung dürfte aber laut Studie je nach Lage und Zustand der Immobilie sehr unterschiedlich ausfallen.
Bei der Entwicklung der Hypothekenzinsen gehen die Schwäbisch-Hall-Experten davon aus, dass sich die Zinsen über das Jahr 2023 hin, mit Ausschlägen nach oben und unten, zwar möglicherweise leicht nach oben bewegen, ein so starker Anstieg wie noch 2022 aber nicht mehr zu erwarten ist.