Abschreibungen

Zinswende trifft Baden-Württembergs Sparkassen

Die 50 Sparkassen in Baden-Württemberg müssen fast 1 Mrd. Euro auf Wertpapiere abschreiben. Ein „historisch hohes Ergebnis“, so der Verbandspräsident Schneider.

Zinswende trifft Baden-Württembergs Sparkassen

spe Stuttgart

In den Bilanzen der baden-württembergischen Sparkassen schlagen sich die Folgen der Zinswende deutlich nieder. So konnten die 50 Institute im Ländle zwar erstmals seit Jahren den aggregierten Zinsüberschuss um 275 Mill. Euro auf 3,34 Mrd. Euro wieder steigern. Gleichzeitig aber schlugen Abschreibungen auf die eigenen Wertpapierbestände in Höhe von 960 Mill. Euro zu Buche. „Ein historisch hohes Ergebnis“, wie Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW) in Stuttgart, am Donnerstag sagte.

Darüber hinaus haben die Sparkassen im Ländle mit Blick auf die aktuell unsichere wirtschaftliche Situation eine Risikovorsorge von insgesamt 170 Mill. Euro gebildet. Dies stellt laut Schneider eine „sehr moderate Größenordnung“ dar, die er vor allem auf das Ergebnis einer sehr risikoorientierten Kreditvergabe und „die beherzten Eingriffe des Staates“ zur Stützung der Wirtschaft zurückführte. Im Vorjahr hatte die Risikovorsorge noch nahezu bei null gelegen. Vor diesem Hintergrund hat sich das Betriebsergebnis der Institute nach Bewertung auf 810 Mill. Euro glatt halbiert. Dennoch ist Schneider um die Zukunft nicht bang.

Schließlich hielten die Mitgliedsinstitute des SVBW in ihren Depot-A-Beständen „ganz überwiegend“ Zinspapiere mit erstklassigen Bonitäten. Diese verlieren bei steigenden Zinsen zwar nach dem strengen Niederstwertprinzip an Buchwert, werden aber nach allgemeiner Erwartung bei Fälligkeit zu 100% zurückgezahlt. „Bereits 2023 wird die Entwicklung gedämpfter verlaufen“, sagte Schneider, der die Laufzeiten der gehaltenen Papiere mit zwei bis vier Jahren angab. Daher geht er davon aus, dass es in den nächsten Jahren wieder Zuschreibungen beim Bewertungsergebnis geben wird. Unterm Strich steht 2022 für die SVBW-Mitgliedsinstitute ein halbierter verfügbarer Gewinn von 490 Mill. Euro, der ins Eigenkapital fließt, die Kernkapitalquote aber bei 15% stagnieren lässt.

Der wirtschaftlichen Unsicherheit zum Trotz konnten die 50 Sparkassen ihre Kredite 2022 um rekordhohe 7,1% auf 162,2 Mrd. Euro ausweiten. Noch deutlicher als bei den Bestandszahlen zeigt sich das Engagement der Sparkassen in den hohen Neuzusagen für Kredite, die bei 33 Mrd. Euro lagen. Mehr als die Hälfte davon waren Firmenkredite, was zeigt, dass sich die Unternehmen in Krisenzeiten ausreichend Liquidität und Kreditlinien gesichert haben. Indessen haben sich aufgrund der Zinswende die monatlichen Zusagen für private Immobilienkredite seit ihrem Peak im März auf zuletzt 500 Mill. Euro im Dezember gedrittelt.

Wertberichtigt Seite 2

Die Sparkassen im Südwesten
in Mill. Euro20222021Veränderung (%)
Bilanzsumme2431592360433,0
Kundeneinlagen1689801660291,8
Kundenkredite1622401515177,1
Veränderung (Mill. Euro
Zinsüberschuss33443069275
Betriebsergebnis vor Bewertung18361595241
Bewertungsergebnis−102935−1063
Betriebsergebnis nach Bewertung8071630−823
Ergebnis vor Steuern8931507−614
Gewinnabhängige Steuern−401−571170
Jahresergebnis491936−445
Quelle: Sparkassenverband Baden-WürttembergBörsen-Zeitung