Genossenschaftsbanken

BVR-Digital­tochter hat Anlauf­probleme

Die Volks- und Raiffeisenbanken haben sich bei der Gründung ihrer Digitaltochter Amberra in Debatten, wer die Kapitalausstattung schultern soll, verzettelt. Auch Führungspersonal und Projekte fehlen.

BVR-Digital­tochter hat Anlauf­probleme

sto Frankfurt

Es ist auffällig still geworden um das Vorhaben der Kreditgenossen, im kommenden Jahr eine neue Digitaltochter namens Amberra zu gründen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung haben interne Debatten insbesondere um die Form der Startkapitalausstattung den Zeitplan durcheinandergebracht.

Die Gründung der Digitaltochter Amberra war bereits im Juni bei der Mitgliederversammlung in Berlin beschlossen worden. Erklärtes Ziel: Die Tochter soll Projekte für das Banking der Zukunft der Gruppe quasi als Inkubator/Accelerator entwickeln. Bislang fehlen auch Führungspersonal und Ideen für erste Projekte. Zudem gibt es eine grundsätzliche Debatte, ob der IT-Dienstleister­ Atruvia für die notwendige weitere Digitalisierung überhaupt finanziell und personell gewappnet ist.

Amberra soll als Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft An­gebote jenseits des klassischen Bankgeschäfts für digitale Ökosysteme ersinnen und für kleinere Banken herunterskalieren. Ökosysteme oder Plattformen bei Banken binden Anbieter außerhalb der Bankenbranche zu einem speziellen Thema ein, wie etwa Energieberater bei Immobilien.

Wie zu hören ist, gibt es auf Primärbankenseite Vorbehalte gegen den ursprünglichen Plan, in drei Jahren für Amberra das eigene Portemonnaie zu öffnen (vgl. BZ vom 24. Juni). Die Primärstufe soll nämlich zu diesem Zeitpunkt die Anteile des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) übernehmen, der nur zum Start der Gesellschaft mit maximal 49 % als Interimsgesellschafter für die Primärbanken einspringen will. Für Aufbau und Betrieb in den ersten drei Jahren war ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag veranschlagt worden.

Offenbar sollen statt der Primärbanken nun die genossenschaftlichen Holding-Gesellschaften stärker bei der Gesellschafterstruktur von Amberra ins Spiel kommen. Dieses Konstrukt war aufwendiger in der Ausgestaltung als eine direkte Kapitalbeteiligung von Einzelinstituten und hat den Zeitplan für Amberra durcheinandergewirbelt, ist in Kreisen zu hören.

BVR-Präsidentin Marija Kolak, für die Amberra eine Herzensangelegenheit ist, widerspricht auf Anfrage der Börsen-Zeitung, dass es Anlaufprobleme bei Amberra gibt: „Wir sind absolut im Zeitplan. Es ist geplant, dass noch in diesem Jahr die Gründung erfolgt. Damit kann Amberra dann nächstes Jahr die Geschäftstätigkeit aufnehmen.“

Bericht Seite 5

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.