Debatte über EZB-Kurs nimmt Fahrt auf
ms Frankfurt
Wenige Tage vor der EZB-Zinssitzung am Donnerstag nimmt die Debatte über die richtige Geldpolitik für den Euroraum immer stärker Fahrt auf. Der frühere Euro-Notenbanker und Geldpolitikexperte Athanasios Orphanides warnt die Europäische Zentralbank (EZB) im Interview der Börsen-Zeitung eindringlich davor, das Kauftempo beim Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP zu drosseln. „Die EZB sollte in den kommenden Monaten mehr geldpolitische Unterstützung bereitstellen, nicht weniger“, sagt Orphanides, der bis 2012 dem EZB-Rat angehörte und als einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet gilt. Die EZB verfehle seit Jahren ihr 2-Prozent-Ziel, und auch der aktuelle Preisschub sei nur vorübergehend. „Es ist offensichtlich, dass die Geldpolitik der EZB über viele Jahre hinweg unangemessen straff war“, so Orphanides.
Die DekaBank geht davon aus, dass der EZB-Rat das aktuell erhöhte Kauftempo bei PEPP über das zweite Quartal hinaus beibehält. Das geht aus dem neuen Deka-Zinskompass hervor, der jeweils vor einer Zinssitzung in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Die EZB müsse eine künftige Reduzierung bei PEPP aber jetzt kommunikativ vorbereiten.
Schwerpunkt Seite 5