Seit etwas mehr als einem Jahr ist Christian Lindner (43) als Bundesfinanzminister im Amt. Es war das Wunschressort des FDP-Vorsitzenden in der Ampel. Zugleich ist es der kontroverseste Posten im Kabinett, weil der Finanzminister als Hüter der Steuergelder qua Amt ein schwieriges Verhältnis zu allen Kollegen hat. Lindner wuchs in Wermelskirchen auf. 1995 trat er in die FDP ein. Nach dem Abitur gründete er früh eine kleine Werbeagentur. In Bonn studierte er parallel dazu Politik, Staatsrecht und Philosophie. 2000 war er Mitgründer einer zweiten Firma, eines Internetunternehmens. Es ging schon 2001 pleite, als die Börsenblase platzte.

Zu seinem 30. Geburtstag im Jahr 2009 war Lindner schon fast zehn Jahre im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Im selben Jahr zog er im Herbst in den Bundestag ein und wurde im Dezember unter Guido Westerwelle Generalsekretär der Bundespartei. Diesen Posten gab er 2011 auf, als Philipp Rösler als Parteivorsitzender folgte. Bei der Landtagswahl 2012 war Lindner FDP-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen, holte das zweitbeste Wahlergebnis und wurde Fraktionschef. Im Herbst 2013 flog die FDP aus dem Bundestag. Lindner wurde im Dezember Parteivorsitzender. 2017 gelang den Liberalen in Berlin die Rückkehr ins Parlament. Eine Jamaika-Koalition mit CDU und Grünen scheiterte an der FDP. Lindner stieg überraschend aus den Verhandlungen aus, weil er zu wenig Gemeinsamkeit sah. Nach der Wahl 2021 kam es im Bund erstmals zum Dreierbündnis mit SPD und Grünen.