Hoffnungsträger unter Druck

Batteriehersteller Northvolt streicht jede fünfte Stelle

Northvolt kämpft mit Produktionsproblemen und wegbrechenden Aufträgen. Nun kündigt der schwedische Batteriehersteller den Abbau von 20% seiner Stellen an.

Batteriehersteller Northvolt streicht jede fünfte Stelle

Northvolt streicht jede fünfte Stelle

Batteriehersteller legt Pläne für Ausbau seiner Aktivitäten in Schweden auf Eis

ste Hamburg

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat Expansionspläne für seine Aktivitäten in Schweden auf Eis gelegt und angekündigt, 1.600 Stellen – rund 20% der Belegschaft – abzubauen. Mit den geänderten Pläne wolle man sicherstellen, Ressourcen auf die Beschleuunigung der Zellproduktion im Stammwerk Northvolt Ett am nordschwedischen Fabrikstandort Skellefteå zu konzentrieren, teilte das 2016 in Stockholm entstandene und vom ehemalige Tesla-Manager Peter Carlsson geführte Unternehmen am Montag mit.

Erst vor zwei Wochen hatte Northvolt über erste Ergebnisse einer Strategieüberprüfung informiert, einen Stellenabbau aber noch nicht beziffert. Vor dem Hintergrund einer schwächeren Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa kündigte das defizitäre Unternehmen, das es als Hoffnungsträger der europäischen Autoindustrie mit den dominierenden Batterieproduzenten aus Asien aufnehmen soll, nun an, allein 1.000 Arbeitsplätze in Skellefteå zu streichen, weitere 400 Positionen am Forschungs- und Entwicklungsstandort Västerås sowie 200 Stellen in Stockholm. „Wir müssen sicherstellen, dass wir zur richtigen Zeit die richtigen Maßnahmen ergreifen, um auf den Gegenwind im Automobilmarkt und das allgemeine Industrieklima zu reagieren“, so Northvolt-Chef Carlsson.

Zu ehrgeizige Pläne

Der CEO des laut „Financial Times“ am besten finanzierten Start-ups in Europa hatte in diesem Jahr zu ehrgeizige Pläne eingestehen müssen. Northvolt sei bei der Expansion zu aggressiv vorgegangen. Produktionsprobleme und wegbrechende Kundenaufträge ließen den Druck auf das Unternehmen steigen, das erst im März im schlesweig-holsteinischen Heide im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Startschuss für den Bau der staatlich geförderten Batteriefabrik Northvolt Drei gegeben hatte.

Im Raum stand bereits, dass im Zuge der Qualitätsfokussierung im Stammwerk die internationale Expansion verlangsamt und der Kapitalbedarf neu bewertet wird. Am 9. September hatte sich Northvolt zwar zu den Zellfabrikplänen in Deutschland und Kanada bekannt, Änderungen etwa an den Zeitvorgaben sowie weitere notwendige Sparmaßnahmen aber nicht ausgeschlossen.

Kerngeschäft hat Vorrang

Es müssten nun alle Energie und Investitionen auf das Kerngeschäft ausgerichtet werden, so CEO Carlsson in der am Montag verbreiteten Mitteilung. „Der Erfolg beim Hochfahren der Produktion bei Northvolt Ett ist entscheidend für die Belieferung unserer Kunden und die Ermöglichung eines nachhaltigen Geschäftsbetriebs.“ Jüngste Produktionsrekorde bei Northvolt Ett zeigten, dass man sich auf dem richtigen Weg befinde. „Aber die Entscheidungen, die wir heute treffen, so schwierig sie auch sein mögen, sind für die Zukunft von Northvolt erforderlich.“

Die Änderung der kurzfristigen Ambitionen und die Konzentration auf den Hochlauf der ersten 16-Gigawattstunden-Phase von Northvolt Ett ist für Northvolt ein Signal, Verpflichtungen gegenüber seinen aktuellen Automobilkunden Vorrang einzuräumen. Diese Priorität werde durch ein kürzlich eingeführtes Beschleunigungsprogramm unterstützt, das auf eine weitere Steigerung des Produktionsniveaus abziele. Das Programm habe zur Verdreifachung der Zellproduktion von Northvolt Ett seit Anfang dieses Jahres beigetragen.

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