Es wird ungemütlicher für ESG-Fonds
ESG-Fonds
Es wird ungemütlicher
Von Björn Godenrath
Im ESG-Anlagesegment braut sich was zusammen. Die Mittelzuflüsse schwächen sich ab, Fonds werden dichtgemacht und mit der DWS hat eine große Fondsgesellschaft eine saftige Geldstrafe wegen Greenwashing kassiert. Denn was im Marketing versprochen wurde, befand sich nicht in den Fonds, so die US-Aufsicht SEC. Schon zuvor hatte die DWS als ESG-konform deklarierte Assets nach unten revidiert – was man schon durchaus so interpretieren konnte, dass Whistleblowerin Desiree Fixler eben doch Recht hatte mit ihren Anschuldigungen.
Das hat die DWS nun schwarz auf weiß von der SEC. Auch die BaFin dürfte sich in der Sache bald zu Wort melden. Wahrscheinlich warten die Aufseher auf das Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die schon 18 Monate andauern. Da die BaFin eine im Juli formulierte Sustainable-Finance-Strategie verfolgt und sich dazu bekennt, Anleger vor Irreführungen zu schützen, wird sie Flagge zeigen wollen. BaFin-Exekutivdirektor Rupert Schaefer erklärte, Greenwashing zerstöre das Vertrauen in den Markt für nachhaltige Investitionen. Und das muss beschützt werden.
Doch leider ist es so, dass mit den Benchmarks für ESG-konforme Anlagen zu viel rumgespielt wird und auf Vertrieb gepolte Organisationen gerne an die Grenze des Erlaubten gehen. Auch Goldman Sachs und BNY Mellon haben schon SEC-Strafen für falsche ESG-Labels erhalten – und Morningstar hatte vor 18 Monaten mehr als 1.000 Fonds von ihrer Sustainable-Liste gestrichen, weil man in den Dokumentationen auf "ambivalente Sprache" gestoßen war – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Mit dem Start der EU-Offenlegungsverordnung im März 2021 war die Zahl der ESG-Fondsvehikel explodiert. Und eine mit dem Zeitgeist gehende umweltbewusste Klientel hat solche Produkte auch immer stärker nachgefragt. Mit dokumentiertem Greenwashing könnte diese Nachfrage ins Stocken geraten. Zudem bestehen für die Finanzvermittler kaum Anreize, den Kunden ESG-Fonds nahe zu bringen, ist das doch mit zusätzlichen Dokumentationspflichten verbunden. Bürokratie ist, wie immer, ein Killer. Aber zum Glück werden aus der Fintech-Szene heraus ESG-konforme Plattformen und Produkte für Selbstentscheider geschaffen.
Was es jetzt braucht, sind vertrauensbildende Maßnahmen von Fondsindustrie und Aufsicht. Die BaFin hatte im Juli einen Fragenkatalog an die Banken verschickt, um zu prüfen, ob die Nachhaltigkeitsvorgaben in der Beratung eingehalten werden. Und die Fondsbranche muss ihre ESG-Filter neu kalibrieren.