EZB setzt sich neues Klimaziel
EZB setzt sich neues Klimaziel
Notenbank nimmt Anleiheportfolio unter die Lupe – Emissionen gesunken
mpi Frankfurt
Die EZB möchte bei ihren Unternehmensportfolios im Rahmen der Anleiheprogramme APP und PEPP eine bessere Klimabilanz erreichen. Wie die Notenbank in ihrem am Dienstag veröffentlichten Klimabericht mitteilte, hat der EZB-Rat im Mai Zwischenziele zur Emissionsreduktion in diesem Bereich beschlossen. Die genaue Höhe der Ziele ist jedoch noch offen.
„Diese Zwischenziele werden als Orientierungshilfe die Anforderungen der EU-Benchmark-Verordnung und der dazugehörigen delegierten Verordnung der Kommission berücksichtigen“, heißt es dazu nur im Bericht. Außerdem führt die EZB aus: „Werden Abweichungen vom angestrebten Kurs festgestellt, werden im Rahmen unseres Mandats von Fall zu Fall Abhilfemaßnahmen geprüft.“ Bei diesen Maßnahmen schließt die Zentralbank also nichts aus, solange die Schritte vom Mandat der Notenbank gedeckt sind. Damit liegen auch aktive Verkäufe von Anleihen aus Nachhaltigkeitsgründen im Bereich des Möglichen.
Insgesamt zeigt der Klimabericht der EZB, dass das Portfolio der Notenbank emissionsärmer geworden ist. „Der größte Teil dieses Rückgangs war darauf zurückzuführen, dass Wertpapieremittenten CO2-effizienter wurden“, teilt die EZB mit. Etwa ein Fünftel der gesamten Emissionsreduktion im Bereich der Unternehmensanleihen liegt jedoch daran, dass das Eurosystem 2022 und 2023 bei Reinvestitionen darauf geachtet hat, dass es Anleihen von Emittenten mit einer besseren Klimabilanz erwirbt.
Schwierige Reinvestitionen
Wie bereits bekannt ist, reduziert die EZB die Reinvestitionen beim Pandemie-Anleihekaufprogramm PEPP ab Juli um durchschnittlich 7,5 Mrd. Euro pro Monat. Zum Ende des Jahres stellt die EZB die Reinvestitionen dann komplett ein. Im Rahmen des Asset Purchase Programme (APP) gibt es bereits seit Juli 2023 keine Käufe von Wertpapieren mehr.
Wie kompliziert Anleihekäufe aus Klimagesichtspunkten sein können, zeigt ein Beispiel aus dem eigenen Anleihebestand der EZB. Dort sind die mit den Wertpapieren verbundenen CO2-Emissionen seit 2021 gestiegen. Schuld daran ist ausgerechnet der Kauf von grünen Anleihen eines Emittenten. Da dieses Unternehmen aus einer Branche mit relativ hohem CO2-Ausstoß kommt, hat sich die Klimabilanz der EZB dadurch verschlechtert. Auf der anderen Seite soll das investierte Kapital der Firma bei der grünen Transformation helfen.
„Anleger stehen vor einem potenziellen Zielkonflikt zwischen der Finanzierung der Umstellung von Emittenten mit hohen Emissionen durch den Kauf grüner Anleihen und dem Ziel, die Gesamtemissionen ihrer Anlageportfolios zu verringern“, heißt es im Bericht der Notenbank.
Kritik am Klimakurs der EZB
Inwieweit die EZB bei ihren Anleihekäufen Klimaschutz berücksichtigen sollte, ist umstritten. Auch innerhalb der Notenbank gab es bezüglich des grünen Kurses der EZB bereits Verstimmungen. Ein Kritikpunkt ist, dass es nicht die Aufgabe der Europäischen Zentralbank sei zu definieren, welche Unternehmen aus Nachhaltigkeitsgründen förderungswürdig sind und welche nicht.
Auf der anderen Seite hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einer Rede vorgeschlagen, dass das Mandat der EZB künftig auch ein konkretes Klimaziel beinhalten könnte. Die meisten Ökonomen lehnen den Vorschlag wegen potenzieller Zielkonflikte mit dem Mandat der Preisstabilität ab. So sagte etwa der ehemalige Bundesbankpräsident Jens Weidmann kürzlich im Interview der Börsen-Zeitung: „Es würden Situationen eintreten, in denen die EZB wegen der Preisstabilität auf die Bremse treten und gleichzeitig im Kampf gegen den Klimawandel Investitionen mit günstigen Finanzierungskonditionen fördern müsste. Das passt nicht zusammen.“
Interview mit Jens Weidmann und Emanuel Mönch über eine mögliche Anpassung des EZB-Mandats