Italiens Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti dreht Frauenquote zurück
Ausgerechnet die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) läuft Gefahr, die Frauenquote im künftigen Verwaltungsrat nicht zu erfüllen. Seit Monaten streiten sich die drei Regierungsparteien Fratelli d’Italia, Lega und Forza Italia um die Besetzung des künftigen Aufsichtsgremiums. Doch wenige Tage vor der Hauptversammlung am 15. Juli gibt es noch immer keine Einigung. Es stehen fast nur Männer auf der Liste. Nun soll das Statut geändert und die Frauenquote gesenkt werden.
Nur eine Frau nominiert
Bisher sitzen vier Frauen in dem neunköpfigen Gremium. Mit Lucia Calvosa (61) ist nur eine Frau für den künftigen Verwaltungsrat nominiert – als Vertreterin des Minderheitsaktionärs, der Turiner Sparkassenstiftung CRT. Die gebürtige Römerin ist Juristin, unterrichtet an der Universität Pisa Handelsrecht und hatte schon viele Aufsichtsratsmandate inne, darunter bei Monte dei Paschi und Telecom Italia. Außerdem hatte sie Funktionen beim Bankenverband ABI inne.
2011 Frauenquote eingeführt
Doch eine Frau allein reicht nicht – selbst bei einer niedrigeren Quote. Es braucht weitere Frauen, aber bisher gibt es keine Namen. Das überrascht. Denn mit Giorgia Meloni steht erstmals eine Frau der Regierung des Landes vor. Und die CDP war einst Vorreiter. Bereits 2011 wurde dort eine Frauenquote eingeführt. Mindestens 40% Frauen müssen im Verwaltungsrat sitzen. Das hatte Signalwirkung. Die Verwaltungsräte italienischer Unternehmen sind heute zu 43% weiblich. Damit steht Italien international ziemlich weit vorn.
Zwar ist die CDP nicht börsennotiert. Doch das oft als verlängerter Arm des Staates bezeichnete Institut ist zentral für Italiens Wirtschaft. Die CDP hält teilweise hohe Beteiligungen an Unternehmen wie dem Mineralölkonzern Eni, der Werftengruppe Fincantieri, an der Post, an Telecom Italia, der Kabelgesellschaft Open Fiber, dem Autobahnbetreiber Autostrade per l’Italia und der Mehrländerbörse Euronext. Außerdem ist die Bank, die sich über die Spareinlagen der Italiener bei der Post refinanziert, an zahlreichen Förder- und Investitionsprogrammen beteiligt. Es hätte also durchaus Symbolkraft, wenn ausgerechnet die Cassa Depositi bei der Frauenquote den Rückwärtsgang einlegen sollte.