Nachhaltigkeit in PersonFraport

Strommix ist wichtigster Hebel von Fraport

Auf dem Weg zu mehr Klimaschutz müssen Flughäfen in erster Linie bei ihrem Strommix auf erneuerbare Quellen umstellen. Fraport ist dabei auf gutem Weg.

Strommix ist wichtigster Hebel von Fraport

ESG-Serie

Strommix ist wichtigster Hebel von Fraport

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Geht es um Klimaschutz, steht die Luftverkehrsbranche in der Kritik – obwohl sie weltweit nur für 3% der CO2-Emissionen steht. Erschwert wird die Lage dadurch, dass es eine schnelle, einfache Lösung hin zu besserer Umweltverträglichkeit nicht gibt. Weder werden neue Antriebe – batterie- oder wasserstoffbetrieben – kurzfristig zur Verfügung stehen, noch ist der klimafreundliche Ersatz für fossiles Kerosin – Sustainable Aviation Fuel (SAF) – schon in der benötigten Menge vorhanden. Die Airlines haben sich dennoch dazu verpflichtet, bis 2050 CO2-neutral unterwegs zu sein, aber der Weg dorthin dürfte noch mit einer Reihe Stolpersteine gepflastert sein.

100 Prozent Erneuerbare ab 2026

Da haben es Flughäfen leichter. Dort muss in erster Linie eine klimafreundliche Alternative für Strom und Energie gefunden werden. Am Flughafen Frankfurt beispielsweise ist das „Kernstück der Dekarbonisierung“ ein veränderter Strommix für den Airport – ab dem Jahr 2026 soll der Bedarf zu 100% aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Dafür wurde eine Vereinbarung mit EnBW über den Bezug von Windstrom aus der Nordsee getroffen, außerdem wurden großflächige Fotovoltaikanlagen auf dem Flughafengelände installiert. Ein weiterer Hebel ist die Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität.

Das Thema Nachhaltigkeit ist wichtiger Bestandteil der Konzernstrategie 2030 des Flughafenbetreibers Fraport und hat daher großen Einfluss auf die Unternehmensentwicklung. Deshalb laufen die Fäden bei beiden Themen – Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit – bei Jana Baschin zusammen, die diesen Bereich leitet. Und sie weiß, wie groß die Unterschiede sind zwischen den Emissionen eines Flughafens und denen der Kunden aus der Airline-Branche. „Wenn man die Emissionen am Flughafen betrachtet, sind nur 10% Scope-1- oder Scope-2-Emissionen, die wir seitens Fraport direkt beeinflussen können. 90% der Emissionen entstehen beim Starten und Landen der Flugzeuge im Verantwortungsbereich der Airline“, erläutert die 35-Jährige im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Hohe regulatorische Anforderungen

Seit einem Jahr ist die Managerin auf ihrer Position und berichtet von „hohen Anforderungen regulatorischer Natur“ bei den ESG-Themen. Angesichts dieser, etwa bei der künftigen Betankung von Flugzeugen mit SAF, „müssen wir aufpassen, dass wir als Europäer wettbewerbsfähig bleiben“. Ihr Appell lautet deshalb: „Die Luftverkehrsbranche muss Lösungen wie etwa alternative Antriebe schaffen, damit am Ende nicht ein Verbot für bestimmte Flugreisen droht.“

Beim Bau des neuen Terminals 3 in Frankfurt spielen Klimaschutz-Themen eine große Rolle, unter anderem wurde auf dem Dach des Parkhauses eine Fotovoltaikanlage installiert.

Vorgaben für mehr Klimaschutz fließen mittlerweile bei allen Planungen von Fraport mit ein, beispielhaft zu sehen beim Bau des neuen Terminals 3 am Frankfurter Flughafen. Dort wurden andere Baumaterialien genutzt sowie Fotovoltaikanlagen auf dem Dach des Parkhauses installiert, und auch mit energetischen Fragestellungen wurde anders umgegangen als bei den bestehenden Terminals. Brannte früher rund um die Uhr Licht in den Gebäuden und wurden diese ununterbrochen heruntergekühlt, wird das jetzt viel detaillierter gesteuert. All das gibt es nicht zum Nulltarif. „Mehr Nachhaltigkeit kostet zunächst viel Geld, das haben wir in unserer wirtschaftlichen Planung aber so vorgesehen und davon werden wir künftig auch wieder profitieren“, ist Jana Baschin überzeugt.

Erst Compliance, dann Nachhaltigkeit

Baschin hat ihr ganzes Berufsleben bei Fraport verbracht. Angefangen hat sie dort mit einem dualen Studium in Luftverkehrsmanagement, anschließend hat sie noch Masterstudiengänge in Management und Wirtschaftsrecht draufgesattelt.  Zunächst hat sich die gebürtige Brandenburgerin dann mehr mit dem Thema Compliance beschäftigt, dann auch mehr und mehr mit Nachhaltigkeit. Berührungen mit dem Thema Klimaschutz hatte sie schon viel früher. „Ich war 2005/06 für ein Jahr im Rahmen eines Schüleraustauschs in Australien. Dort spielten damals die Folgen des Ozonlochs schon eine große Rolle, da war bei uns von Klimaschutz noch nicht viel die Rede“, erinnert sich die Managerin, die eine begeisterte Schwimmerin ist und in Mainz lebt.

Das Thema Nachhaltigkeit mache in ihrer Tätigkeit gut und gerne 50% aus, sagt Baschin. Das habe aber auch damit zu tun, dass etwa der Bereich Soziales bei Fraport schon lange große Beachtung findet. Schon seit den 70er Jahren genießen Leistungen für Arbeitnehmer und das Thema Beschäftigungssicherung hohe Priorität, so dass es vergleichsweise wenig Nachholbedarf gibt.

Ihre eigene Wahrnehmung für Klimaschutz hat sich durch ihre Tätigkeit als ESG-Verantwortliche verändert, erzählt Baschin. „Angesichts von Wetterextremen und Klimakrise stellt sich mir immer die Frage, was ich persönlich noch tun kann und wie wir uns als Unternehmen noch besser aufstellen können.“ Dabei hat sie dann auch Kleinigkeiten im Blick. „Wenn ich abends meinen Arbeitsplatz verlasse und es brennt noch irgendwo ein Licht, mache ich es aus.“

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