Martin Viessmann - mit viel Energie für weniger Energie
Nachhaltigkeit in Person
Mit viel Energie für weniger Energie
fed Frankfurt
Von Detlef Fechtner, Frankfurt
Der frühe Vogel fängt den Wurm: Das, was Martin Viessmann in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat, damit das namensgleiche Familienunternehmen nachhaltiger wirtschaftet, haben auch andere Firmen getan. Aber: Viessmann war oftmals früher dran, manchmal sogar deutlich früher.
Schon 1985 ernennt das nordhessische Heiz- und Klimatechnikunternehmen einen Umweltbeauftragten, bereits ab 1995 gibt es Umwelterklärungen ab, viel früher als andere führt es das EU-Öko-Audit (EMAS) ein. In den 2000er Jahren initiiert Martin Viessmann das Nachhaltigkeitsprojekt „Effizienz Plus“. Das Unternehmen nimmt für die Modernisierung des Stammsitzes in Allendorf viel Geld in die Hand: Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 220 Mill. Euro. Es geht zum einen um den Ausbau des Einsatzes erneuerbarer Energien, zum anderen darum, weniger Energie zu verbrauchen, also energieeffizienter zu produzieren. Durch Einsatz moderner Technologie gelingt es Viessmann, bereits kurzfristig die Reduktionsziele beim Ausstoß von CO2 und beim Verbrauch fossiler Energie zu erreichen, die sich Deutschland erst auf lange Sicht zutraut.
Viessmann ist zudem mit einigen klimaschonenden Produkten der Heiztechnik früher am Markt als Konkurrenten. Um sie zu produzieren, kauft die Firma fehlende Technologie zu.
Eng vernetzt in Politik und Umwelt
Schon 1979 steigt Martin Viessmann in das seinerzeit von seinem Vater geführte Unternehmen ein. Nach dem Abschluss des Studiums der Betriebswirtschaftslehre möchte er, so wird berichtet, eigentlich noch Ingenieurwissenschaften studieren, startet dann aber doch mit 26 Jahren seine Karriere im familieneigenen Unternehmen. Bereits in seiner Rolle als kaufmännischer Geschäftsführer forciert er die Herstellung energieeffizienter und ressourcenschonender Produkte und Heizsysteme. 1992 übernimmt er dann die Unternehmensführung, nachdem er zuvor an der Universität Innsbruck noch promoviert hat. Als CEO treibt er insbesondere die Internationalisierung voran. Als unternehmerischer Ansprechpartner beteiligt er sich am Austausch mit der Politik, nimmt beispielsweise am Nationalen Energiegipfel teil. Das Engagement von Martin Viessmann in Fragen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit wird mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis über den B.A.U.M-Umweltpreis und den Energy Efficiency Award bis hin zur Kür zum Greentech Manager des Jahres. 2017 leitet er mit der Berufung seines Sohns Maximilian als Co-CEO den Generationenübergang ein und konzentriert sich auf die Arbeit im Verwaltungsrat.
Der Verkauf des Hauptumsatzträgers, der Klimatechniksparte einschließlich der Wärmepumpen, an den US-Konzern Carrier Global für 12 Mrd. Euro sorgt 2023 für starkes öffentliches Interesse und dicke Schlagzeilen. Doch Martin Viessmann und sein Sohn bleiben unternehmerisch genauso umtriebig wie zuvor. Mit dem neuen Kapital geht das Unternehmen in recht kurzer Folge mehrere Beteiligungen an Unternehmen ein, die ihrerseits nachhaltig aufgestellt sind: die Windkraftfirma Encavis, den Desinfektionsmittelhersteller Schülke, das Hydraulikunternehmen Landefeld oder die Isolier- und Kühlsystem-Firma KPS Global. Es geht nicht mehr nur um Energieeffizienz. Aber es geht nach wie vor um nachhaltige Geschäftsmodelle.