Grüne Transformation

Nachhaltigkeit wird für Stahlhersteller zur Betriebserlaubnis

Die grüne Transformation ist für die emissionsintensive Stahlindustrie eine besondere Herausforderung. Der finnische Edelstahlhersteller Outokumpu hat sich vor Jahren auf den Weg gemacht. Aus Sicht von CFO Marc-Simon Schaar ist Nachhaltigkeit die „Licence to Operate“.

Nachhaltigkeit wird für Stahlhersteller zur Betriebserlaubnis

Nachhaltigkeit als „Licence to Operate“

Finnischer Edelstahlhersteller Outokumpu bekennt sich zum Standort Deutschland

ab Krefeld

Die europäische Stahlindustrie steht vor massiven Herausforderungen. Das gilt nicht nur für die klassische Produktion auf der Hochofenroute. Auch die Edelstahlhersteller sehen sich vergleichbaren Problemen gegenüber, auch wenn sie vorwiegend Schrott verschmelzen. „Wir haben Strukturprobleme, doch der Kohlenstoffstahl sieht sich aufgrund der grünen Transformation größeren Herausforderungen gegenüber“, sagt Marc-Simon Schaar, Finanzchef der finnischen Outokumpu, im Gespräch.

Grüne Produkte sind nur mäßig gefragt

Im Gegensatz zu anderen (Edel-)Stahlproduzenten hat sich Outokumpu schon vor Jahren auf den Weg gemacht. Bis 2030 wollen die Finnen ihre CO2-Emissionen im Vergleich zu 2016 um 42% reduziert haben, Ende 2023 waren es bereits 27% weniger. Für nordische Unternehmen seien Klimaziele sehr wichtig. „Nachhaltigkeit ist unsere Licence to Operate“, betont der Manager, der seit über zwölf Jahren für Outokumpu arbeitet. Allerdings werden die Bemühungen vom Markt bislang nur mäßig honoriert. Ein neues Produkt namens „Circle Green“, das sich durch einen im Vergleich zum Branchendurchschnitt um 93% niedrigeren CO2-Fußabdruck auszeichnet, wird seit einem Jahr vermarktet. Das Produkt werde mit einem grünen Premium verkauft. Doch viele Kunden seien nicht gewillt, den höheren Preis zu berappen. „Es gibt Nachfrage, aber reißender Absatz ist etwas anderes“, sagt Schaar.

Allerdings macht der CFO auch kein Hehl daraus, dass der Standort Deutschland als Produktionsstandort an Attraktivität einbüßt. Die beiden Schmelzen in Bochum und Krefeld wurden vor Jahren stillgelegt. In Krefeld, dem Deutschlandsitz von Outokumpu, wird der Edelstahl nur noch weiterverarbeitet. „Um den Markt und unsere Position zu verteidigen, müssen wir kosteneffizienter produzieren“, gibt Schaar die Richtung vor.

Für Outokumpu heißt das, die Produktion im finnischen Tornio maximal auszulasten. „Im Umkehrschluss ist die Flexibilisierung der Kostenstruktur in Deutschland Pflicht“, verdeutlicht der Finanzchef, betont aber auch: „Ich glaube an die Zukunft des Standorts.“

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