Im GesprächStefan Klebert, Gea

„Wir hoffen auf eine hohe Zustimmung“

Der Maschinenbauer Gea bringt das Thema Nachhaltigkeit in die Hauptversammlung und lässt die Aktionäre über seinen Klimaplan abstimmen. Vorstandschef Stefan Klebert erläutert die Motivation für das Votum

„Wir hoffen auf eine hohe Zustimmung“

Im Gespräch: Stefan Klebert

„Wir hoffen auf eine hohe Zustimmung“

Der Gea-Chef zum Say-on-Climate-Beschluss in der Hauptversammlung und dem Wettbewerbsvorteil durch grüne Produkte

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Der Maschinenbauer Gea bringt als erstes Unternehmen in der Dax-Familie das Thema Nachhaltigkeit in die Hauptversammlung und lässt die Aktionäre über seinen Klimaplan 2040 abstimmen. Vorstandsvorsitzender Stefan Klebert erläutert die Motivation für den Schritt und die Resonanz im Markt.

Der Maschinenbauer Gea hat als erstes Unternehmen in der Dax-Familie einen Beschluss zu seinem Klimaplan 2040 auf die Tagesordnung der Hauptversammlung gesetzt. Das Vorhaben wurde vor Wochen angekündigt, inzwischen ist die Einladung zum Aktionärstreffen veröffentlicht, das am 30. April im virtuellen Format stattfindet.

Gea setzt sich das Ziel, die Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette bis 2040 auf netto null zu reduzieren. Dabei will das MDax-Unternehmen insgesamt 175 Mill. Euro in die Dekarbonisierung der eigenen Standorte investieren.

Aktionäre mit im Boot

„Wir alle müssen etwas tun, um die Klimakatastrophe abzuwenden“, unterstreicht Gea-Vorstandschef Stefan Klebert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Unternehmen müssten einen Beitrag leisten, auch Gea sehe sich gesellschaftlich in der Pflicht. „Über das Say-on-Climate holen wir auf freiwilliger Basis die Aktionäre mit ins Boot“, sagt der Manager.

Dem Konzern geht es nicht nur um Dekarbonisierung an den eigenen Standorten, sondern auch um die Entwicklung „grüner“ Produkte. Für ein Technologieunternehmen wie Gea biete die grüne Transformation „erfreulicherweise auch Wachstumschancen“, erklärt Klebert. Das Unternehmen habe in diesem Jahr damit begonnen, Forschung und Entwicklung noch stärker auf nachhaltige Produkte zu fokussieren. Dabei habe man viele Lösungen gefunden und auf den Markt gebracht, die weniger Wasser und Strom verbrauchen. 

„Wir erarbeiten uns einen Wettbewerbsvorteil, wenn wir schneller als andere nachhaltige Produkte entwickeln“, hofft der Vorstandschef. Die Science Based Targets Initiative habe das Net-Zero-Ziel 2040 der Gea validiert. Klebert bezeichnet es als „ein sehr anspruchsvolles Ziel“.

Positive Resonanz

Zum Hintergrund der Nachhaltigkeitsinitiative weist der Firmenlenker darauf hin, dass die Kunden der Gea überwiegend aus der Lebensmittelindustrie kommen und Nachhaltigkeit in dem Kreis eine wichtige Rolle spiele. „Das ist ein sehr energieintensives Geschäft, so dass die Unternehmen großes Interesse daran haben, Strom zu sparen.“

Somit zieht man an einem Strang: „Der Anspruch, Gutes zu tun, und wirtschaftliche Ziele gehen Hand in Hand. Nicht zu vergessen, dass Umweltschutz ein Anliegen vieler Mitarbeiter ist. Ich habe aus dem Konzern weltweit positive Reaktionen auf unsere Nachhaltigkeitsinitiative bekommen“, sagt er.

Mit der Entscheidung, ESG als Say-on-Climate-Beschluss in die Hauptversammlung zu holen, sieht sich Gea im Einklang mit den Interessen der Investoren. „Bislang haben wir sehr viel positive Zustimmung von vielen Aktionären zu unserer Klimastrategie bekommen“, freut sich Kleber. Das Management habe auf einer eigenen Roadshow breit über die Nachhaltigkeitsziele informiert.

„Der Anteil an ESG-orientierten Anlegern ist deutlich gestiegen, nachdem wir die Strategie eingeschlagen haben“, sagt der CEO-Chef. Nach dem Ausstieg der Groupe Bruxelles Lambert ist Kuwait Investment Office inzwischen einziger Paketaktionär der Gea mit 8,8%.

Beschluss nicht bindend

Den Klimaplan, der im Aktionärstreffen zur Abstimmung gestellt wird, hat Gea jüngst veröffentlicht – eine Präsentation von 40 Seiten. „Der Bericht wird auf der Hauptversammlung nicht Seite für Seite vorgestellt“, gibt Klebert Entwarnung.  Es ist ein Konsultativbeschluss, das Votum somit für das Unternehmen nicht bindend. „Es ist ein Commitment, das wir einholen, und eine hohe Transparenz, die wir bieten. Die Umsetzungsverantwortung bleibt beim Vorstand. Wir hoffen auf eine hohe Zustimmung“, sagt Klebert. 

Intensives Reporting

Während viele Firmen noch damit kämpfen, die erforderlichen ESG-Daten zusammenzustellen, bescheinigt sich Gea in dem Thema weit vorn zu sein. „Wir haben inzwischen ein ausführliches Nachhaltigkeits-Reporting erstellt, das unser Abschlussprüfer auditiert“, sagt Klebert.

Prüferwechsel steht bevor

Weil ESG-Ziele auch für die Vergütung relevant seien, lasse Gea die nichtfinanzielle Berichterstattung sogar mit dem höheren Level „reasonable assurance“ prüfen, obwohl das regulatorisch noch nicht verlangt wird. In die Materie wird sich demnächst ein neuer Abschlussprüfer einarbeiten. Im Zuge der verpflichtenden Rotation schlägt der Gea-Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, PwC zu mandatieren. In den vergangenen Jahren war KPMG Abschlussprüfer.

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