Künstliche Intelligenz

Ebot7 spricht von Expansion

Für Ebot7, einen Anbieter im Bereich Conversational AI (künstliche Intelligenz), stellt die jüngst vollzogene Expansion nach Großbritannien, Frankreich, in die Benelux- und auch einige nordische Staaten nur einen Zwischenschritt dar.

Ebot7 spricht von Expansion

Von Franz Công Bùi, Frankfurt

Für Ebot7, einen Anbieter im Bereich Conversational AI (künstliche Intelligenz), stellt die jüngst vollzogene Expansion nach Großbritannien, Frankreich, in die Benelux- und auch einige nordische Staaten nur einen Zwischenschritt dar. Wie Geschäftsführer und Mitgründer Xaver Lehmann darlegt, werde derzeit über östliche Länder wie etwa Polen nachgedacht, aber auch südliche wie Italien oder Spanien. Dort gebe es noch weniger Wettbewerb als etwa in Frankreich oder Großbritannien, wo sich bereits viele amerikanische Unternehmen tummeln.

Ebot7 entwickelt Chatbot-Lösungen auf Basis von künstlicher Intelligenz und Deep Learning, die sich über eine SaaS-Plattform (Software as a Service) in bestehende CRM-Systeme (Customer Relationship Ma­nage­ment) integrieren lassen und Anfragen sowie Prozesse im Kundenservice unterstützen.

„Hybride“ Chatbot-Lösung

Mit Hilfe eines multilingualen NLP-Algorithmus (Natural Language Processing) werden eingehende Nachrichten analysiert und den Kundendienstmitarbeitern Antwortvorschläge geliefert. Dies reduziere die durchschnittliche Bearbeitungszeit von Anfragen um bis zu mehr als 80%. Es handelt sich hierbei um eine „hybride“ Chatbot-Lösung, bei der sowohl Bot als auch Mensch zum Einsatz kommen.

Das 2016 von Lehmann gemeinsam mit Fabian Beringer und Maximilian Gerer gegründete Münchner Start-up sei in den vergangenen Jahren extrem gewachsen, nicht nur mit Blick auf die nun knapp 110 Mitarbeiter in mittlerweile vier weiteren Büros in London, Paris, Amsterdam und New York, sondern auch mit Blick auf den Umsatz, der jährlich um 200 bis 300% gewachsen sei, so Lehmann weiter. Und nicht zuletzt gelte das auch für Anzahl und Größe der mittlerweile über 250 Kunden.

In Deutschland zählen dazu unter anderem Miele, die Deutsche Bahn, Audi, O2, der ADAC oder Siemens, international zum Beispiel der Fahrstuhlhersteller Otis. In der Finanzbranche gebe es etablierte Unternehmen wie Commerzbank, Reisebank, Wüstenrot, Union Investment, HDI oder die Versicherungskammer Bayern, aber auch Scale-ups, also schon fortgeschrittene Start-ups wie Getsafe oder Mailo sowie zum Beispiel das britische Insurtech Marmalade.

Möglichst tiefe Integration

Mitgründer und CTO Gerer erläutert, die besonders interessanten Use Cases seien die, bei denen mit anderen Systemen und Tools interagiert werde, die in Firmen oder Internet-Datenbanken, internen Content-Management- oder CRM-Systemen verwendet werden. Es gehe darum, möglichst tief integriert zu sein, um einerseits den richtigen Kontext zu bekommen, andererseits aber auch die Prozesse direkt abbilden zu können, etwa wenn ein Kunde den Vertragsverlängerungszyklus abbilden und er seinen Endkunden erlauben möchte, dass sie über den Bot ihren Vertrag abrufen und ändern oder möglicherweise andere Modifikationen vornehmen können.

Gerer führt aus, nun seien zum Beispiel die Sprachverständnismodelle deutlich besser in der Lage, zu erfassen, was Endkunden in den Chat schreiben. Die Ansprüche an solche Bots seien in den vergangenen Jahren viel komplexer geworden. Am Anfang sei es vornehmlich um den Umgang mit „Häufig gestellten Fragen“ oder einfache Fragen/Antworten als Use Cases gegangen.

71 verschiedene Sprachen

Mit der eigens entwickelten Programmiersprache ließen sich Bots jedoch so programmieren oder Konversationsprozesse bauen und implementieren, dass nun komplexe Prozesse ebenso abbildbar und auch erweiterbar für alle möglichen erdenklichen Szenarien seien.

Eine Schnittstelle, die dem Kunden auch ein mündliches Gespräch mit dem Assistenten ermöglicht, sei aktuell noch nicht im produktiven Einsatz, das Proof of Concept aber erstellt, und es werde dieses Jahr wahrscheinlich im dritten Quartal produktiv ausgerollt. Gerer ergänzt, basierend auf neuen Features solle es einen ganzen Marktplatz geben, in dem sich alle möglichen Erweiterungen, Use Cases und ganze Bibliotheken an Skills für die Bots bauen lassen. Und so werde die eigene Palette beständig erweitert, um Funktionalitäten einfach dazuschalten zu können. Mittlerweile könnten die Bots mit 71 verschiedenen Sprachen umgehen. Mittelfristig werde die Marktführerschaft in Europa angestrebt. Und in etwa zwölf Monaten sei zudem der Gang in die USA vorgesehen, sobald Ebot7 in Europa in einigen Ländern zur Nummer Eins geworden sei, ergänzt Lehmann.

Series-B-Runde in Planung

Innerhalb der nächsten drei oder vier Monate sei eine Series-B-Finanzierungsrunde geplant. Das Gründerteam halte aber weiterhin die Mehrheit der Anteile. Bei der Finanzierungsrunde solle es um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gehen, nachdem in den bisherigen Runden insgesamt 8,1 Mill. Euro eingesammelt worden waren. Zu den Investoren zählen bisher neben dem Venture-Capital-Arm der Commerzbank Main Incubator auch die Münchner VC-Gesellschaft 42Cap und Lead-Investor RTP Global. Letztere seien aktiv in den USA, in Asien und Europa und unter anderem in die größte russische Suchmaschine Yandex und in Delivery Hero investiert. Das neu eingeworbene Geld soll hauptsächlich für die Expansion in Europa und die ersten Schritte Richtung USA genutzt werden.

Der Break-even sei Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres zu erreichen. Doch der Fokus liege darauf zu expandieren, daher habe das derzeit nicht die Priorität. Lehmann betont, jetzt gehe es darum, die Marktpräsenz aufzubauen und zu festigen, auch marketingseitig, um größere Bekanntheit zu erlangen.