Deutsche Bank

Achleitners Vorletzte

Seine neunte und vorletzte Hauptversammlung als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank dürfte Paul Achleitner am Donnerstag der neuen Woche, wenn auch nur digital, endlich in vollen Zügen genießen wollen. Weite Teile seiner Amtszeit hatte er...

Achleitners Vorletzte

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Seine neunte und vorletzte Hauptversammlung als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank dürfte Paul Achleitner am Donnerstag der neuen Woche, wenn auch nur digital, endlich in vollen Zügen genießen wollen. Weite Teile seiner Amtszeit hatte er schließlich zunächst mit den Folgen eines wesentlich von ihm mitverursachten strategischen Zickzackkurses zu kämpfen. Zur Wahrheit gehört auch, dass die um Achleitner versammelte Aufseherrunde 2018 in Christian Sewing dann einen Manager im Vorstandsvorsitz installierte, der das Haus umgehend stabilisiert hat. Mit Ex-Außenminister Sigmar Gabriel und Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer sind derweil zwei Männer ins Gremium eingezogen, deren Selbstbewusstsein nicht minder ausgeprägt ist als jenes Achleitners. Dessen Zeit als prägende Kraft im Aufsichtsrat neigt sich dem Ende zu.

War da noch etwas? Richtig, die Frage der Nachfolge. In seiner vorab verbreiteten Rede auf der Hauptversammlung erläutert Achleitner zwar ausführlich den jüngsten Umbau im Vorstand der Bank. Etwaige Pläne für den künftigen Aufsichtsratsvorsitz erwähnt der 64-Jährige auf der Zielgeraden seiner Mandatszeit als Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef nicht. Die Aktionäre des Hauses dürften ihn auf ihrer Versammlung am Donnerstag schon daran zu erinnern wissen, dass diese Personalie auf ihrer Agenda vielfach nach oben gerückt ist, spätestens seitdem Sewings Vertrag jüngst bis 2026 verlängert wurde. „Eine zeitnahe Nachfolgeregelung ist wichtig, damit der Nachfolger sich in seine anspruchsvolle Aufgabe noch einarbeiten kann“, sagt Alexandra Annecke, Senior Portfolio Manager bei Union Investment: „Umfangreiche Banken- und Kapitalmarktexpertise und gute politische Kontakte sind Voraussetzung.“

Gerüchte schießen in der Frage der Nachfolge schon seit langem ins Kraut, etwa mit Blick auf Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer, und zwar so sehr, dass dieser schon vor Jahresfrist erklärte: „Die Übernahme eines Aufsichtsratsvorsitzes bei einer Gesellschaft außerhalb des Deutsche-Börse-Konzerns bei gleichzeitiger Fortführung meines derzeitigen Amtes als Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG kommt für mich generell nicht in Frage.“ Seither geben Beobachter zu bedenken, der mit einem Vertrag bis Ende 2024 ausgestattete Manager könne ja vorzeitig wechseln. Auch der Name von UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber, der seinen Abschied in der Schweiz für April 2022 angekündigt hat, fällt, ebenso jener von Ex-PwC-Europe-Chef und Aufsichtsrat Norbert Winkeljohann. Andere sehen in Frank Witter einen Kandidaten. Den Ende Juni als Finanzvorstand bei Volkswagen ausscheidenden Manager sollen die Aktionäre am Donnerstag als Nachfolger von C-Quadrat-Chef Alexander Schütz, der sich mit einer E-Mail an Ex-Wirecard-Chef Markus Braun unmöglich gemacht hat, in den Aufsichtsrat wählen.

Wäre Witter Aspirant, spräche dies für eine eher aleatorische Art der Nachfolgeregelung: Ohne den Fehltritt von Schütz hätte er nicht die Chance erhalten, ins Gremium einzuziehen. Und wie in Weimers Fall würde eine Wahl zum Aufsichtsratschef das Erwartungsmanagement konterkarieren. Seinen Abschied von VW hatte Witter mit dem Wunsch begründet, mehr Zeit für die Familie haben zu wollen. Zeit also, den Aktionären mehr zu geben als die Aussicht, dass der Name von Achleitners Nachfolger mit „W“ beginnen dürfte.