Fed legt einen höheren Gang ein
Von Peter De Thier, Washington
Angesichts der höchsten Inflationsrate seit 40 Jahren wird die US-Notenbank bei der anstehenden Sitzung des für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschusses (FOMC) die Normalisierung der Geldpolitik beschleunigen. Eingepreist haben die Märkte für nächste Woche eine Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte. Wie aus dem Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter den Zielkorridor für die Federal Funds Rate auf 0,75 bis 1,0% hochschrauben werden, bei mehr als 96%. Zu erwarten ist auch, dass die Notenbank beginnen wird, ihre Bilanzsumme, die auf 9 Bill. Dollar angeschwollen ist, zu reduzieren.
Wie aus dem Protokoll der FOMC-Sitzung vom März hervorgeht, haben die Sorgen um die außerordentlich hohe Inflationsrate deutlich zugenommen. Ohne den russischen Angriffskrieg, der neue Konjunkturrisiken heraufbeschworen hat, hätte das FOMC den Leitzins vermutlich schon vergangenen Monat um 50 Basispunkte heraufgesetzt.
Bestätigt wurden die Inflationssorgen dann vom Verbraucherindex, der im März auf Jahressicht um 8,5% zulegte. Getrieben von Energiepreisen schoss auch der PCE-Index, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, an der Kernrate gemessen um 5,4% nach oben und setzte somit den kontinuierlichen Anstieg der vergangenen Monate weiter fort. Folglich haben sich während der vergangenen Wochen mehrere Fed-Gouverneure zu Wort gemeldet, die nun für eine weitere Verschärfung der Geldpolitik plädieren.
Powell für Verschärfung
Notenbankchef Jerome Powell selbst signalisierte vergangene Woche am Rande der IWF-Frühjahrstagung, dass es „angemessen wäre“, bei der Straffung der Geldpolitik etwas schneller vorzugehen. Er könne sich sogar vorstellen, größere Zinsschritte zeitlich vorzuziehen, sagte der oberste Währungshüter. James Bullard, Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis und stimmberechtigtes FOMC-Mitglied, hatte sogar eine Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte ins Gespräch gebracht, die aber bei den meisten der Notenbankgouverneure auf Widerstand stoßen würde. Einen Mittelweg beschreitet Loretta Mester, die den Fed-Ableger in Cleveland leitet und ebenfalls stimmberechtigt ist: Sie betonte, dass „wir überlegt vorgehen müssen“. Wichtig sei es, bis Ende des Jahres den Leitzins auf 2,5% hochzuschrauben, was die meisten Mitglieder des Lenkungsausschusses als neutralen Satz ansehen.
Darüber hinaus dürfte nächste Woche aber auch der Bilanzabbau beginnen. Geplant ist, das Portfolio der Fed monatlich um 60 Mrd. Dollar an Staatsanleihen und 35 Mrd. Dollar an hypothekenbesicherten Wertpapieren zu reduzieren, dieses Maximum aber erst im Sommer zu erreichen. Auch hat Powell klargemacht, dass die Bilanz langfristig nicht wieder auf das Vorkrisenniveau von 4,2 Bill. Dollar schrumpfen wird.