Post profitiert von hohen Frachtraten
Von Martin Dunzendorfer,
Frankfurt
Nach dem Rekordjahr 2021 ist die Gruppe Deutsche Post DHL weiter auf Wachstumskurs. Im ersten Quartal lag das vor allem an der starken Entwicklung der Division Global Forwarding, Freight, die Speditionsleistungen zu Land, zu Wasser und in der Luft anbietet. Durch die Coronakrise und die Folgen des Krieges in der Ukraine, der am 24. Februar durch den Angriff russischer Truppen begann, ist die Verfügbarkeit von freien Kapazitäten stark eingeschränkt, was zu hohen Frachtraten führt. Insofern ist in der Frachtsparte auch für das zweite Quartal mit starken Zuwächsen zu rechnen.
Tatsächlich dürften die Transportkapazitäten im Vergleich zum Auftaktquartal sogar noch knapper geworden sein. So wird freier Frachtraum in Passagierfliegern üblicherweise für Gütertransporte genutzt. Doch seit Wochen streichen diverse Airlines, etwa die Deutsche Lufthansa, Tausende von Flügen wegen des Personalmangels an den Flughäfen. Dort fehlen Mitarbeiter bei den Passagierkontrollen oder in der Flugzeugabfertigung. Durch die Flugstreichungen fällt auch Frachtraum für Güter weg. Da DHL über eine Flugzeugflotte von 320 Maschinen verfügt, ist die Gruppe in einer relativ auskömmlichen Lage, was eigene Flugfrachtkapazitäten betrifft. Doch auch im Bereich Seefracht dürften Umsatz und Ergebnis im Jahresvergleich deutlich zugelegt haben. Allerdings ist Global Forwarding, Freight von allen fünf Konzernsparten wohl die am stärksten konjunkturabhängige. Eine Rezession in Deutschland, Europa oder gar weltweit würde das Geschäft der Division stark belasten. Ähnlich stark träfe eine Wirtschaftsflaute die Express-Sparte, in der es um die Beförderung von eiligen Dokumenten und Waren geht.
Die Sorge vor den Folgen einer Rezession für den Logistikriesen ist neben der allgemeinen Schwäche der Aktienmärkte seit Ausbruch des Ukraine-Krieges der Hauptgrund für den Kursrutsch der Post-Aktie im laufenden Jahr. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier ein Drittel seines Wertes eingebüßt.
Mit Blick auf das abgelaufene Quartal, für das die Post am Freitag nächster Woche den Zwischenbericht vorlegt, sind Analysten optimistisch. Sie dürften die Lehre aus den verhaltenen Prognosen für das erste Kalenderviertel gezogen haben, als die Deutsche Post DHL die Konsenserwartungen klar übertroffen hatte. So soll gemäß Bloomberg der Konzernumsatz im zweiten Quartal im Vergleich zur Vorjahreszeit von 19,5 Mrd. auf 21,7 Mrd. Euro gestiegen sein; der Gewinn je Aktie soll bei 1,04 nach 1,02 Euro landen. Diese Durchschnittsschätzungen zeigen allerdings, dass die Ergebnisentwicklung mit der Umsatzperformance wohl nicht mehr mithalten kann. Ursache dürfte der allgemeine Kostenanstieg sein. Unter anderem drücken die stark gestiegenen Treibstoffpreise, etwa für Benzin und Kerosin, das Konzernergebnis ganz erheblich.
Das Management der Gruppe hat sich daher striktes Kostenmanagement auf die Fahnen geschrieben. So werden nach Informationen des Unternehmens Investitionsprojekte hinsichtlich des veränderten Umfeldes (etwa Zinslandschaft, Inflation, höhere Kosten) überprüft. Und zu Neueinstellungen komme es nur noch dann, wenn sie definitiv notwendig seien; ansonsten werde auf Zeitarbeitskräfte und andere flexible Formen von Arbeitskraft zurückgegriffen. Dennoch muss vom laufenden Quartal an mit fallenden Wachstumsraten oder sogar Ergebniseinbußen gerechnet werden.