Finanzmarktkalender4. Dezember

Showdown für Evergrande in Hongkong

Am Montag wird ein Hongkonger Gerichtssaal zum Hingucker für die Finanzwelt. Dort könnte einem Liquidationsantrag für den notorisch überschuldeten Immobilienkonzern China Evergrande stattgegeben werden.

Showdown für Evergrande in Hongkong

nh Schanghai

4. Dezember

Showdown für Evergrande in Hongkong

Im eher einem Kabuff gleichenden Gerichtssaal Nr. 29 im Hongkonger Bankenviertel soll am Montag ein juristisches Urteil über die Geschicke des mit Großspurigkeit und absurder Verschuldung vor die Wand gefahrenen Immobilienentwicklers China Evergrande gefällt werden. Der Gerichtstermin wird über Chinas Finanzmarktszene hinaus zum Hingucker. Er gilt als endgültig letzte Chance für den gefährdeten Bauträger, einen tragfähigen Restrukturierungsplan vorzulegen, um der Verhängung eines Liquidationsverfahrens zu entgehen.

Die weitgehend zahlungsunfähige Evergrande wird von geprellten Anleihegläubigern zur Rechenschaft gezogen, nachdem sie im Hongkonger Offshoremarkt emittierte Dollarbonds über mehr als 18 Mrd. Dollar nicht bedienen kann. Evergrande hatte mit einer Reihe von Manövern und Hinhaltetaktiken immer wieder neue Aufschiebungsmöglichkeiten für das ursprünglich im Januar anhängige Verfahren gefunden.

Umschuldungskonzept oder Liquidationsantrag

Beim vierten Termin in Hongkong am 30. Oktober machte das Gericht dann allerdings deutlich, dass das Spielchen nun ein Ende haben soll. Entweder gelingt es Evergrande, am 4. Dezember ein belastbares Umschuldungskonzept vorzulegen, oder aber es erfolgt stante pede der Liquidationsantrag.

Freilich kann niemand sagen, wie und ob eine von Hongkonger Gerichtsbarkeit ausgesprochene Insolvenzentscheidung von Behörden auf dem chinesischen Festland nachvollzogen wird. Man muss der tapferen Hongkonger Richterin Linda Chan in jedem Fall aber zugutehalten, dass sie alles Erdenkliche getan hat, um Evergrande-Anlegern nach Hongkonger Standards eine faire Chance zu geben.

Entscheidung nach politischen Gesichtspunkten

Man kann sich schwer vorstellen, dass der gesellschaftsrechtliche Fortgang der Evergrande Group von Hongkong aus bestimmt wird. Über die tatsächlichen Geschicke der Skandalfirma wird man in Peking letztlich nach politischen Gesichtspunkten entscheiden und sich dabei aller Voraussicht nach noch viel Zeit lassen.

So oder so aber hat das Verfahren für Finanzmarktbeobachter einige Bedeutung. Es geht nicht nur um die Zukunft von Evergrande, sondern auch darum, wie Peking mit Belangen von ausländischen Investoren umgeht, die sich auf die Stringenz der nach internationalen Normen aufgezogenen Hongkonger Kapitalmarktkultur verlassen haben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.