Übernahme-Poker

Twitter vor Votum über Musk-Deal

Der Kurznachrichtendienst Twitter ruft seine Aktionäre in der kommenden Woche zur Annahme der Kaufvereinbarung mit Tesla-Chef Elon Musk auf.

Twitter vor Votum über Musk-Deal

kro Frankfurt

Im spektakulären Übernahme-Poker zwischen Twitter und Elon Musk muss der US-Kurznachrichtendienst am kommenden Dienstag ein formelles, aber doch wichtiges Etappenziel nehmen: Die Aktionäre sind in einer außerordentlichen virtuellen Hauptversammlung dazu aufgerufen, über den 44 Mrd. Dollar schweren Deal abzustimmen − so sieht es die Übernahmevereinbarung vor, die die beiden Parteien Ende April geschlossen haben und aus der sich der Tesla-Chef nun schon seit einiger Zeit herauszuwinden versucht. Anfangs war es noch der Twitter-Verwaltungsrat, der sich gegen das Kaufgebot sperrte. Mittlerweile rät das Unternehmen seinen Aktionären aber in fast schon dringendem Tonfall, das Angebot von 54,20 Dollar je Aktie anzunehmen.

„Wir setzen uns dafür ein, die Übernahme zu dem Preis und den Bedingungen, auf die wir uns mir Herrn Musk geeinigt haben, abzuschließen“, heißt es in der Einladung an die Aktionäre. Dafür brauche es aber deren Rückendeckung: „Ihre Stimme ist sehr wichtig, egal wie viele Aktien Sie besitzen“, so der Appell des Verwaltungsrats. In dem Schreiben ruft er den Anteilseignern denn auch mehrfach noch mal ins Gedächtnis, was für sie bei einer erfolgreichen Übernahme finanziell rausspringt: ein Aufschlag von 38 % im Vergleich zum 1. April, dem letzten Handelstag vor Bekanntwerden der rund 9-prozentigen Beteiligung von Elon Musk an Twitter.

Seitdem hat der Aktienkurs, getrieben von Musks Kapriolen rund um den Twitter-Kauf, eine regelrechte Achterbahnfahrt hinter sich gebracht. Zum Tiefpunkt kam es Mitte Juli, als der Milliardär den Kauf wegen fehlender Infos über die genaue Anzahl von Spam-Accounts einseitig und offiziell auf Eis legte.

Mit den im August bekannt gewordenen Vorwürfen des prominenten Hackers und Ex-Twitter-Sicherheitschefs Peiter Zatko über mangelnden Datenschutz und anderweitige Sicherheitsmängel bei Twitter sah sich Musk noch stärker im Recht, von dem Kauf zurückzutreten. Er kündigte den Deal abermals und beantragte beim zuständigen Gericht in Delaware, wo der Fall Mitte Oktober verhandelt werden soll, seine Gegenklage entsprechend anpassen zu dürfen. Auch bat er um eine Verschiebung der auf fünf Tage angesetzten Verhandlung in den November.

„Musk geht jetzt in die Offensive“, kommentierte Daniel Ives von der Investmentfirma Wedbush Securities die jüngsten Schritte des Multimilliardärs. Der Analyst sieht im Vorgehen des Tech-Managers nach wie vor den Versuch, Twitter zurück an den Verhandlungstisch zu zwingen, um einen günstigeren Kaufpreis herauszuschlagen. Aus seiner Sicht könnte es durchaus noch im September dazu kommen, wie er dem US-Nachrichtensender CNBC sagte.

Die Stimmrechtsberater ISS (Institutional Shareholder Services) und Glass Lewis haben den Twitter-Aktionären derweil ebenfalls ans Herz gelegt, für den Deal zu stimmen. „Das Angebot bringt Liquidität und Wertsicherheit für die Aktionäre und es gibt ein klares Abwärtsrisiko, wenn es nicht angenommen wird“, heißt es im ISS-Bericht.