Immobilienfinanzierer

Zahlen sollen Aareal glänzen lassen

Nach Scheitern der Übernahmeofferte von Finanzinvestoren muss die Aareal Bank vermitteln, dass das Institut auch ohne Private Equity läuft, um Forderungen nach einem Spin-off der Tochter Aareon abzuwehren.

Zahlen sollen Aareal glänzen lassen

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Als die Welt in Wiesbaden noch in Ordnung war und die dortige Aareal Bank weitgehend unbehelligt von disruptiven Kräften ihre Immobilienfinanzierungen strukturierte, da leitete ihr damaliger, ohnedies eher nüchtern veranlagter Chef Hermann Merkens offenbar mangels anderer Themen die Präsentation der vorläufigen Jahreszahlen regelmäßig mit einer launig gemeinten Bemerkung über das Wetter ein. Verfiele sein Nachfolger Jochen Klösges am Donnerstag der neuen Woche auf diese Idee – sie ginge wohl glatt als Zynismus durch. So hat die Pandemie ins hotellastige Portfolio der Bank eingeschlagen und ihr 2020 den ersten Betriebsverlust seit 2005 beschert. Vor allem aber haben Veränderungen im Aktionariat das Haus fürs Erste in ein strategisches Patt geführt.

Auf der einen Seite stehen dabei die Aktivisten Petrus Advisers und Teleios Capital, die auf einen Spin-off der Software-Tochter Aareon hinarbeiten; Petrus erreichte im Dezember die Abwahl dreier Aufsichtsratsmitglieder, scheiterte aber zugleich mit dem Versuch, seine Kandidaten im Kontrollorgan zu installieren. Auf der anderen Seite findet sich ein Vorstand, der einen Aareon-Spin-off auch mit Verweis auf aufsichtliche Implikationen ablehnt, zugleich aber regelmäßig mit Attacken der beiden wohl 20% der Anteile auf sich vereinigenden Hedgefonds rechnen muss. Ein von Vorstand und Aufsichtsrat unterstütztes Übernahmeangebot der Finanzinvestoren Advent und Centerbridge ist derweil vor wenigen Tagen recht klanglos gescheitert. Damit votierten die Anteilseigner nicht nur gegen den offerierten Preis von 31 Euro je Aktie; sie zeigten sich zugleich unbeeindruckt von der Zusage durch Private Equity, drei Jahre lang auf eine Veräußerung oder Abspaltung der Aareon zu verzichten.

Als wäre die Gemengelage nicht verworren genug, hält Advent, einer der leer ausgegangenen Bieter, 30% an der allseits als Perle dargestellten Tochter Aareon. Sollten solche Wirren den Elan der weltweit knapp 3000 Beschäftigten im Konzern beeinträchtigen: Wer könnte es ihnen verdenken? Für den erst Mitte September angetretenen Vorstandschef Klösges, den Petrus nach Scheitern der Private-Equity-Offerte bereits angezählt hat, dürfte es daher, wenn er am Donnerstag um 9 Uhr morgens auf einer digitalen Pressekonferenz die vorläufigen Zahlen der Aareal Bank für 2021 vorstellt, in erster Linie darum gehen zu vermitteln, dass das Geschäft in seiner bestehenden Struktur einwandfrei läuft und jedenfalls keinen Anlass zu Spin-off-Plänen gibt.

In der vorvergangenen Woche hatte er in einer ersten Reaktion auf die fehlgeschlagene Übernahmeofferte bereits platziert, im Jahr 2021 habe das Unternehmen einen „kräftigen Ergebnis-Swing geschafft“ und die „wesentlichen“ strategischen Ziele übertroffen; die Prognose eines Betriebsergebnisses von 100 Mill. Euro bis 175 Mill. Euro habe weiterhin Bestand – Analysten rechnen mit 146 Mill. Euro. Das Portfoliovolumen erreichte demnach schon Ende vergangenen Jahres und damit ein Jahr früher als erwartet die Marke von 30 Mrd. Euro, bis 2024 soll es auf 33 Mrd. Euro anschwellen. Für Donnerstag wurden zugleich Details zu den Wachstumsplänen in allen Segmenten angekündigt. Für 2022 hat die Gesellschaft zuletzt einen operativen Gewinn avisiert, der „annähernd wieder die Größenordnung vor der Pandemie erreicht“ – 2019 hatten 248 Mill. Euro zu Buche gestanden. 2023 soll das Konzernbetriebsergebnis dann auf rund 300 Mill. zulegen.

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