Aktienmarkt

Abflachung der Aktien-Rally erwartet

Die Aktienmarktexperten des Verbands Öffentlicher Banken (VÖB) sind für Dividendentitel verhalten zuversichtlich. Allerdings rechnen sie nach den starken zurückliegenden Kurssteigerungen und angesichts hoher Bewertungen mit einer Abflachung der Aktien-Rally und halten teilweise auch zwischenzeitliche Korrekturen für wahrscheinlich.

Abflachung der Aktien-Rally erwartet

ck Frankfurt

Die Mitgliedsinstitute des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) sind für die Aussichten von Dividendentiteln zuversichtlich. Allerdings erwarten sie nach den kräftigen zurückliegenden Kursavancen für die kommenden Monate eine Abflachung der Aufwärtsdynamik, so der Tenor der Pressekonferenz zur VÖB-Aktienmarktprognose am Dienstag, an der fünf Institute teilnahmen.

Nach Auffassung der Experten haben die Anleger bereits viel Positives vorweggenommen, was die Überwindung der Pandemie und die starke Erholung von Konjunktur und Unternehmensgewinnen betrifft. Da zudem die Bewertungen recht hoch sind, gehen die Experten teilweise auch von Korrekturen in den nächsten Monaten aus. Insgesamt trauen sie dem Dax jedoch unter anderem dank der massiven geld- und fiskalpolitischen Impulse in den kommenden zwölf Monaten noch leichte Gewinne zu. Im Durchschnitt erwarten sie den Dax in zwölf Monaten bei 15540 Zählern.

Viel schnellere Erholung

Im Einzelnen unterscheiden sich die Erwartungen der Strategen jedoch. Zuversichtlich ist die DekaBank, die den Dax in drei Monaten bei 16000 Punkten, nach einer Korrektur in sechs Monaten bei 14500 Zählern und in zwölf Monaten bei 16300 Punkten prognostiziert. Es gebe Unterschiede zwischen der Coronakrise und anderen Kapitalmarktkrisen, so Joachim Schallmayer von der DekaBank. Die Pandemie habe den Aktienmarkt viel schneller einbrechen lassen, aber auch die Erholung sei viel schneller verlaufen. Das gelte aber auch für die Unternehmensgewinne. Sie seien durch den Stillstand massiv eingebrochen, doch die Erholung sei viel stärker als nach früheren Krisen. Heute seien die Gewinnschätzungen höher als vor der Krise. Die Bewertungen seien dennoch gestiegen und hätten ein höheres Niveau als vor der Krise erreicht. Schallmayer ist nicht der Auffassung, dass es eine Bewertungsblase gibt. Während der Dotcom-Blase hätten die KGVs der Nasdaq Richtung 90 angezogen und seien dann eingebrochen. Dieses Mal seien die Aktienmärkte bei weitem nicht so hochgelaufen wie damals. Die Bewertungen hätten sich kontinuierlich nach oben bewegt und seien auch überdurchschnittlich hoch. Sie seien aber sehr weit von den damaligen Bewertungen entfernt.

In Teilbereichen gebe es Exzesse, aber im Gesamtmarkt keine blasenartigen Bewertungen. Schallmayer zufolge lässt sich aus den hohen Bewertungen auch kein unmittelbares Korrekturrisiko ableiten. Wichtiger als die Bewertungslage sei derzeit das Kapitalmarktumfeld, so der Stratege unter Hinweis u.a. auf die Dynamik der Unternehmensgewinne und die günstigen Finanzierungsbedingungen. Deutlichere Implikationen hätten die erreichten Höhen allerdings für die langfristig erwartbaren Anlageerträge. Je höher die Ausgangsbewertungen, desto niedriger die langfristigen Erträge. Aber selbst dann seien Anleger, die kurzfristige Korrekturen aushielten, die Gewinner. Verlierer seien die Anleger, die an der Seitenlinie säßen.

Mittelfristig magere Renditen

Die Helaba wiederum hält die Aktienmärkte derzeit für korrekturanfällig. Ihr Stratege Markus Reinwand prognostiziert den Dax in drei und sechs Monaten bei 14500 und 14000 Zählern sowie in zwölf Monate bei 14300 Punkten. Die Geldpolitik und die Liquiditätsflut seien wesentliche Treiber der Erholung. Zwar werde die Geldpolitik weiterhin unterstützend sein, aber die Anleger seien sehr optimistisch. Sie hätten die Erfahrung gemacht, dass sie sich, egal was etwa in Form von Rückschlägen in der Pandemiebekämpfung geschehe, darauf verlassen könnten, dass die Geldpolitik den Aktienmarkt unterstütze. Zudem feuere die Fiskalpolitik aus allen Rohren. China sei sehr schnell durch die Krise gekommen. Seit dem Hoch vom Februar habe der chinesische Aktienmarkt jedoch bis zu 15% verloren. Der Dax und der S&P500 hätten sich davon nicht beeindrucken lassen. China zeige aber, dass es zu Rücksetzern komme, sobald erkannt werde, dass bereits viel Positives eingepreist sei. Es stelle sich die Frage, was noch an Besserem kommen könne, und es müsse noch besser werden. Gerade US-Aktien seien sehr hoch bewertet. Aber die hohen Bewertungen müssten nun untermauert werden durch deutlich höhere Unternehmensgewinne, die über das hinausgingen, was ohnehin schon erwartet werde. Bewertungen seien für die kurze Frist kein guter Timing-Indikator. Aber für die mittlere Frist müssen man sich auf magere einstellige Renditen einstellen. In den USA seien nicht nur die Bewertungen sehr hoch. Hinzu komme, dass die privaten Haushalte bereits ungefähr so offensiv positioniert seien wie während der Dotcom-Blase. In dieser Situation sei jetzt erst einmal eine Korrektur angesagt. Reinwand erwartet eine Korrektur in einer Größenordnung von rund 9%, durch die Hitze aus dem Markt herausgenommen und die Bewertungen etwas abgebaut würden.

Risiken werden ausgeblendet

Auch Volker Sack, Leiter Corporate Research der Nord/LB, erwartet für die kommenden Monate zunächst eine Korrektur. Den Dax prognostizierte er in drei Monaten bei 14100 Zählern sowie in sechs und zwölf Monaten bei 15000 und 15500 Punkten. Der Dax habe im ersten Quartal eine gute Entwicklung mit einem Anstieg von rund 2000 Punkten gehabt, der Markt sei mit einem KGV auf Basis der Schätzungen für 2021 von 19 relativ teuer. Risiken würden derzeit eher ausgeblendet, die Anleger schauten eher auf die Impferfolge. Bis zu einer Normalisierung werde aber noch einige Zeit vergehen. Zunächst überraschten die Konjunkturdaten und Unternehmensgewinne noch positiv. Das werde aber nach dem zweiten Quartal nachlassen. Dann werde es für den Aktienmarkt schwieriger. Derzeit sei die Geldpolitik noch unterstützend. Aber auch dieser Effekt werde nachlassen. Der Markt werde dazu übergehen, eine Reduzierung der Anleihekäufe zu thematisieren.