Aktien in Mailand im freien Fall

Bis zu 22 Prozent Verlust - Börsenaufsicht will Handel nicht aussetzen

Aktien in Mailand im freien Fall

wbr Frankfurt – Nach drastischen Verlusten am italienischen Aktienmarkt wird im Land über ein Verbot von Leerverkäufen diskutiert. Am Montagmorgen war der breite Börsenindex FTSE MIB um bis zu 11,2 % auf ein 14-Monats-Tief von 18 346 Punkten eingebrochen. Dabei war es zu Handelsbeginn zu einer Verzögerung gekommen, da die Notierungen für die meisten Aktien wegen der drohenden Kursverluste später als üblich starteten. Der Index ging mit einem Verlust von 9,9 % aus dem Handel.Besonders hohe Verluste gab es an der Mailänder Börse gestern insbesondere für italienische Banken und Versorger. Der Branchenindex für Banken verlor bis zu 13 % und notierte zwischenzeitlich so tief wie seit Juli 2016 nicht mehr. Die Aktien von Unicredit verloren am Montag am Ende satte 13,6 %; auf Monatssicht summiert sich der Verlust für die Bank, das größte Kreditinstitut des Landes, auf 38 %. Noch stärker erwischte es am Montag Papiere aus der Versorger- und Ölbranche. Die Aktien von Saipem, eine Zulieferfirma für die Ölindustrie und ein früherer Unternehmensbereich von Eni, büßten am Montag 21,5 % ein und waren damit der schwächste Wert im Index. Mit einem Tagesverlust von 20,9 % zählt die Versorgeraktie Eni ebenfalls zu den größten Verlierern des Tages.Die Anleihen des hoch verschuldeten Landes wurden ebenfalls in großem Stil verkauft. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatspapiere kletterte bis zum Abend auf 1,442 % von 1,079 % am Freitag. Das ist der größte Anstieg seit knapp zwei Jahren. Seit dem Zwischentief Mitte Februar mit 0,89 % ist die Rendite der Bonds damit um 50 Basispunkte gestiegen – das führte zu massiven Kursverlusten bei Bonds.Die Renditedifferenz zwischen deutschen und italienischen zehnjährigen Staatspapieren ist seit Mitte Februar von 1,25 Prozentpunkte auf 2,3 Prozentpunkte angestiegen, da bei Bundesanleihen die Renditen im Gegenzug gefallen sind. Der scharfe Renditeanstieg reflektiert auch die Sorge über die Fähigkeit Italiens, seine Schulden zu bedienen.Die anhaltende Krise schreckt zunehmend auch die Politik auf. Italienischen Medienberichten zufolge hat eine Diskussion über das Verbot von Leerverkäufen eingesetzt, an der das Finanzministerium und die italienische Börsenaufsicht Consob beteiligt sind. Consob sieht trotz massiver Kursverluste keine Notwendigkeit, den Aktienhandel in Italien komplett auszusetzen. Laut den Vorschriften könnte die Behörde aber Leerverkäufe auf eine Aktie untersagen, wenn der Kurs an einem Tag um mehr als 10 % fällt.Experten gehen davon aus, dass die Coronaviruskrise erhebliche Folgen für die Wirtschaft des Landes hat. Italien hatte im vierten Quartal 2019 ein negatives Wirtschaftswachstum von -0,3 %. Die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie dürften dazu führen, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone das zweite Quartal in Folge schrumpfen wird.