MARKTCHANCEN 2018

Aktien sind die bessere Wahl für 2018

Im neuen Jahr sollten sich Anleger auf stärkere Schwankungen einstellen und Risiken reduzieren - Potenzial für Bewertungsanstieg weitgehend ausgereizt

Aktien sind die bessere Wahl für 2018

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtAktien haben sich im Jahr 2017 klar als die beste Wahl für Anleger erwiesen. Weltweit haben sie in den Industrieländern – gemessen am MSCI World – um 19,7 % zugelegt. Der Dax kletterte bis auf ein Rekordhoch von 13 526 und lag zuletzt (Stand: 20. Dezember) mit einem Plus von 14,5 % bei 13 069 Punkten. Damit haben sich die Erwartungen bewahrheitet, dass Aktien den Anleihemarkt in dem weiter von extrem niedrigen Zinsen geprägten Umfeld schlagen würden. Wer in zehnjährige Bundesanleihen investierte, musste – gemessen am GRexP 10 – sogar einen Verlust von 0,3 % hinnehmen. Prognosen steigenAuch mit Blick auf das neue Jahr scheinen Aktien derzeit klar die bessere Wahl zu sein, auch wenn die zu erwartenden Erträge möglicherweise etwas niedriger anzusetzen sind, die Risiken höher sind und die Märkte deutlich stärker schwanken könnten. Denn die Konjunktur und die Unternehmensgewinne entwickeln sich deutlich besser, als dies vor zwölf Monaten erwartet wurde. Nachdem mehrere Jahre lang die Erwartungen für das Wachstum und die Gewinne stets nach unten revidiert wurden, hat sich die Tendenz gedreht.2017 ist die im World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds (IWF) vorausgesagte Beschleunigung anders als in den Vorjahren eingetreten, und die Prognosen wurden im Jahresverlauf zudem erhöht. Ging der IWF zu Jahresbeginn noch von einem Anstieg des globalen Wachstums von 3,1 % auf 3,4 % im Jahr 2017 und 3,6 % im Jahr 2018 aus, so lauteten die Prognosen im Oktober auf 3,6 % und 3,7 %. Gerade die Eurozone überrascht positiv. Nach noch 1,6 % im Januar lauteten die Prognosen des IWF für 2017 und 2018 im Oktober auf 2,1 % und 1,9 %. Zudem ist der Aufschwung der Weltwirtschaft synchron, während in den zurückliegenden Jahren wichtige Regionen wie der Euroraum und die Schwellenländer lahmten. Rekordhohe AusschüttungenÄhnlich ist die Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen. Die von Thomson Reuters erfassten Konsensprognosen für den aggregierten Gewinn je Aktie der Dax-Unternehmen für 2017 und 2018, zu Beginn des Jahres noch bei 856 und 936, liegen mittlerweile bei 886 und 978 Indexpunkten. Zuvor nur von der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken – d.h. extrem niedrigen Zinsen und Liquiditätszufuhr – getrieben, wird der Aufschwung des Aktienmarkts nun auch von seiner fundamentalen Basis, d.h. den Gewinnen getragen. Zudem wird er von steigenden Dividenden gestützt: Nach Schätzung der Commerzbank werden die Dax-Unternehmen im kommenden Jahr für 2017 mit insgesamt 35,3 Mrd. Euro erneut eine rekordhohe Summe ausschütten.In diesem Umfeld dürften sich etwaige Korrekturbewegungen auch in nächster Zeit als Einstiegsgelegenheiten erweisen. Allerdings haben auch 2017 die extrem niedrigen Zinsen bzw. der damit verbundene Mangel an Anlagemöglichkeiten mit auskömmlichen Erträgen die Kurse getrieben. Sie sind stärker gestiegen als die Gewinne bzw. die Gewinnprognosen. Im Ergebnis hat sich die Bewertung des Aktienmarkts damit weiter erhöht. Das Konsens-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) des Dax für die Jahre 2017 und 2018 liegt mittlerweile bei 14,7 und 13,3, nachdem es zum Jahresbeginn noch bei 13,4 und 12,3 gelegen hatte. Zumindest in dieser Hinsicht wird der neue Aktienjahrgang wahrscheinlich etwas schwieriger werden als der alte.Zumal die Bewertungen im amerikanischen Aktienmarkt Höhen erreicht haben, die die Warnlampen aufleuchten lassen. So hat das Shiller-KGV, bei dem die durchschnittlichen KGVs der jeweils zurückliegenden zehn Jahre zugrunde gelegt werden, Höhen erreicht, die bislang lediglich vor dem großen Crash des Jahres 1929 und dem Platzen der Internetblase zur Jahrtausendwende erreicht wurden.Im Auge zu behalten ist insbesondere der im alten Jahr sehr stark gelaufene Internet- bzw. Technologiebereich. Hier sind die Bewertungen teilweise auf extrem hohe Niveaus gestiegen. Die Mehrheit der Experten geht jedenfalls davon aus, dass das Potenzial für Kurssteigerungen, die von steigenden Bewertungsniveaus getragen werden, weitestgehend ausgereizt ist. Vorteil etwas reduziertEin Grund ist eben die Geldpolitik, die den Aktienmarkt in den zurückliegenden Jahren so stark getrieben hat. In den Industrieländern, allen voran den Vereinigten Staaten, haben die Zentralbanken den allmählichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik eingeleitet. Eine Folge wird wahrscheinlich ein zumindest moderater Anstieg der Anleiheverzinsungen sein. Damit wird sich der Vorteil einer Aktien- im Vergleich zu einer Anleiheanlage ein Stück weit reduzieren.Neben den weiter gestiegenen Aktienmarktbewertungen und dem Umschwung in der globalen Geldpolitik sind weitere Problematiken zu beachten, die vielleicht noch nicht 2018, aber in den Jahren danach die Aussichten eintrüben könnten. Marktteilnehmer treibt beispielsweise die Sorge um, dass der Konjunkturzyklus, der mittlerweile recht betagt ist, in nicht allzu ferner Zukunft enden wird beziehungsweise eine Rezession kommt. Für 2018 wird das noch nicht erwartet; viele Experten tippen aber auf die Jahre 2019 bzw. 2020. Ähnliches gilt für den Aktienmarkt. Wie jeder Konjunkturzyklus endet auch jeder Bullenmarkt, und der aktuelle ist sehr alt. Im März 2009 gestartet, hat er 8,75 Jahre auf dem Buckel und ist damit der längste Dax-Bullenmarkt seit den sechziger Jahren. Aus der langen Dauer des Aktienmarktaufschwungs lässt sich aber nicht automatisch ableiten, dass der Zeitpunkt für einen Ausstieg unmittelbar bevorsteht. Sie besagt nur, dass der Aktienmarkt allmählich auf seinen Zenit zusteuert. Erschwerend für das Timing kommt hinzu, dass die ultralockere Geldpolitik der zurückliegenden Jahre ein bislang einmaliges Ereignis ist. Es ist durchaus möglich, dass sie eine stark verlängernde Wirkung auf den aktuellen Aufwärtszyklus sowohl des Aktienmarkts als auch der Konjunktur hat.Ebenso wenig ist vorauszusehen, wie sich der allmähliche Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik, neben höheren Zinsen auch der mittelfristig zu erwartende Abbau der durch die Zentralbanken generierten Überschussliquidität, auswirken wird. Auch dafür gibt es keinen historischen Präzedenzfall. Geringe MarktbreiteInsgesamt spricht die aktuelle Gemengelage dafür, Risiken etwas zurückzufahren und etwaige deutliche Kursavancen für Gewinnmitnahmen zu nutzen. Zumal es weitere Anzeichen dafür gibt, dass die Aktienmärkte in ein etwas unruhigeres Fahrwasser geraten könnten. So ist etwa die Rally zuletzt sehr stark von einer vergleichsweise geringen Anzahl von Werten vor allem des Technologiesektors getrieben worden, d.h. ihre Marktbreite lässt zu wünschen übrig. Für eine generelle Abkehr von Dividendentiteln dürfte es aber noch zu früh sein. So wird die globale Geldpolitik eben nur sehr behutsam gedreht. In den USA zeichnen sich nach derzeitigem Stand drei weitere Leitzinsanhebungen im neuen Jahr ab. Die Fed Funds Rate wird somit in zwölf Monaten bei 2 bis 2,25 % liegen. Das ist beileibe kein Niveau, von dem per se befürchtet werden muss, dass es den Konjunkturaufschwung abwürgen kann. Ohne AlternativeZudem werden die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan noch lange einen stark akkommodierenden Kurs fahren. Die erste Anhebung des bei null liegenden Leitzinses des Euroraums wird frühestens im Jahr 2019 erwartet. Außerdem ist nach den Erfahrungen seit der Finanzkrise zu erwarten, dass die Notenbanken wieder stützend eingreifen. Im Falle der Notenbanken des Euroraums und Japans bestehen dazu allerdings kaum noch Optionen, während die Fed sich bereits Spielraum aufbaut, künftig wieder mit Leitzinssenkungen entgegenzuwirken. Letztlich bedeutet dies, dass Investoren weiterhin auf der Suche nach akzeptablen Erträgen zur Aktie greifen werden. Dividendentitel bleiben alternativlos.Dafür spricht auch die Tatsache, dass zudem die Weltwirtschaft im neuen Jahr voraussichtlich leicht weiter an Fahrt gewinnen wird. Damit die Aktienmärkte erneut ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen können, ist dies allerdings auch zwingend. Da das Potenzial für weiter steigende Bewertungen sehr überschaubar sein dürfte und zudem nicht mehr auf den geldpolitischen Rückenwind der zurückliegenden Jahre gezählt werden kann, müssen die wirtschaftliche Entwicklung und die Unternehmensgewinne auch die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Denn insbesondere davon ist der Aktienmarkt jetzt abhängig.