Finanzmärkte

Aktiv gemanagte Aktien als Inflations­schutz

Für die Experten von Goldman Sachs Asset Management sind zyklische Aktien ein guter Inflationsschutz. Denn so schnell wie mancher gedacht hat, wird die Teuerung vielerorten wohl nicht zurückkommen.

Aktiv gemanagte Aktien als Inflations­schutz

kjo Frankfurt

Die Inflationsentwicklung in vielen Ländern zehrt an den Anlegernerven. Mit 5,5% liegt die Teuerung in Großbritannien auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren. Die Nachricht reiht sich ein in die aktuellen Inflationsraten in den USA und der Eurozone: In den USA liegt der zuletzt bekannt gegebene Wert bei 7,5% und damit auf einem 40-Jahres-Hoch, in der Eurozone bei 5,5%. „In einem solchen Umfeld steigender Preise bieten aktiv gemanagte Aktien und multisektorale Anleihen Anlegern je nach Risiko-Rendite-Profil potenzielle Möglichkeiten“, sagt James Ashley, Leiter Marktstrategie EMEA (Europe, Middle East, Africa) und Asien bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM).

Autos eine ungewisse Größe

Anders als von vielen Anlegern 2021 erhofft, sei nicht unbedingt abzusehen, dass die Inflationsrate 2022 schnell sinken werde. Im Gegenteil: Die Preise für einige Güter, darunter auch die Preise für das Wohnen, könnten laut GSAM noch einige Zeit weiter über ihr Vor-Covid-Niveau klettern. Auch Autos würden eine ungewisse Größe darstellen: Die Inflation in diesem Sektor sei hoch und könnte es bleiben, wenn der Chipmangel erst 2023 behoben werde. „Solide Lohnwachstums- und Inflationserwartungen werden ebenfalls verhindern, dass das Niedriginflationsumfeld der vergangenen Jahre schnell zurückkehrt, auch wenn die Auswirkungen je nach Volkswirtschaft unterschiedlich sein werden. Es besteht die Möglichkeit, dass die Inflation höher wird als während des vorigen Zyklus, wenngleich sie voraussichtlich nicht so heiß laufen wird wie in den 1970er Jahren“, führt Ashley weiter aus. In diesem unsicheren Umfeld sollten Anleger seiner Ansicht nach eine Ausrichtung auf Strategien erwägen, die die Möglichkeit bieten, an steigenden Preisen zu partizipieren.

„Aktien bieten Anlegern aus historischer Sicht die beste Chance auf eine Wertentwicklung, die langfristig über der Inflation liegt. Ein aktives Management ist besonders im aktuellen Umfeld allerdings unerlässlich, denn die Inflation wirkt sich auf jedes Unternehmen anders aus“, sagt der Experte. Portfoliomanager, die auf Unternehmen umsteigen können, die vor steigenden Preisen besser geschützt sind oder voraussichtlich sogar davon profitieren wie Energieerzeuger oder Firmen mit niedrigen Arbeitskosten oder robusten Lieferketten, erzielen seiner Meinung nach unter Umständen höhere Renditen als Strategien, die einen Vergleichsindex abbilden würden.

„Gerade zyklische Aktien sind eher in Sektoren vertreten, die von Inflation profitieren, wie beispielsweise der Finanz-, der Energie- und der Grundstoffsektor. Darüber hinaus können sich Sachwerteaktien wie Immobilien und Infrastruktur als widerstandsfähig erweisen, wenn die Preise anziehen“, so Ashley. Der Grund: Viele Miet- und andere Verträge seien an die Inflation geknüpft, und der Wert der Basiswerte steige in der Regel, wenn die Kosten für Land, Arbeitskräfte und Material steigen.

TIPS beimischen

„Multisektor-Anleihestrategien, die auf variabel verzinsliche Bankkredite und Anleihen von Unternehmen mit robustem Umsatzwachstum und mit Preismacht ausgerichtet werden können, haben die Möglichkeit, sich in einem inflationären Umfeld gut zu entwickeln“, so Ashley. Treasury Inflation-Protected Securities (TIPS) – also inflationsgeschützte US-Staatsanleihen – bieten laut Ashley nicht denselben Grad an Diversifikation, könnten aber vor unerwarteter Inflation schützen und als Beimischung geeignet sein, wenn die Zinsen steigen und das Inflationsumfeld sich ändern würde.

Sein Fazit: Die Inflation wurde zum größten Teil des vergangenen Jahres durch vorübergehende Faktoren angeheizt. Vorübergehend be­deute jedoch nicht unbedingt, dass die Inflationsrate 2022 schnell sinken werde. „Anleger tun daher je nach dem individuellen Risiko-Rendite-Profil gut daran, sich strategisch auf die Möglichkeit anhaltender Inflation einzustellen“, sagt er.