Algebris rät zu Firmenanleihen
kjo Frankfurt
Seit Jahresbeginn ist der Markt für Unternehmensanleihen erheblich unter Druck geraten. Die mittlerweile stark gesunkenen Bewertungen könnten Anlegern interessante Einstiegsgelegenheiten bieten. Diese Ansicht vertritt Davide Serra, Gründer und CEO des Assetmanagers Algebris Investments. Er hält Renditen von bis zu 15% in einzelnen Bondmarktsegmenten in den kommenden zwölf Monaten für möglich. „Die Anleihemärkte stehen unter Druck wie lange nicht mehr. Die aktuellen Zinsaufschläge lassen auf Ausfallraten schließen, die mit denen von 2001 und 2008 vergleichbar sind. Die Kapitalzuflüsse der vergangenen zwei Jahre haben sich innerhalb weniger Monate umgekehrt“, so Serra weiter.
Konjunktur verlangsamt sich
Wie es im weiteren Jahresverlauf weitergehe, bleibe ungewiss. Gasfluss und Geopolitik würden bestimmen, wie der Winter verlaufen werde. „Die Konjunktur wird sich verlangsamen – unsicher ist jedoch, wie stark. Dazu kommen politische Ereignisse wie die US-Zwischenwahlen. Die Inflation wird sich abschwächen, aber volatil bleiben. Derweil müssen die Zentralbanken mit einem schwächeren Wachstum, hohen Preisen und schwankenden Währungen jonglieren“, führt der Experte hierzu weiter aus.
Die Bewertungen am Markt für Unternehmensanleihen seien aktuell extrem niedrig. „Käufe auf diesen Niveaus waren in den vergangenen zwanzig Jahren ein Schnäppchen“, sagt er. Auf Basis der aktuellen Spreads ließen sich historisch gesehen auf Sicht eines Jahres durchschnittlich Renditen von 7% mit Unternehmensanleihen, 12% mit Finanztiteln und 15% mit Schwellenländeranleihen erzielen. Daher sei jetzt ein attraktiver Einstiegspunkt für langfristig orientierte Anleger. „Alles in allem ist aus unserer Sicht jetzt ein guter Zeitpunkt für Anleger, um das Risiko an den Anleihemärkten zu erhöhen. Die Unsicherheiten sind groß, im weiteren Jahresverlauf dürfte es aber mehr Klarheit geben. Die besten Chancen sehen wir bei höherwertigen Unternehmensanleihen. Damit können Anleger 6% bis 7% mit einer sehr geringen bis gar keiner Ausfallwahrscheinlichkeit festschreiben“, so die Einschätzung des Experten.
Staatstitel neigen zu Verlust
Die historisch hohe Attraktivität sieht er nur bei Unternehmensanleihen. Staatsanleihen würden ausgehend von den aktuellen Realrenditen zu Verlusten neigen. „Die Aktienmärkte liefern in der Regel nur so gute Renditen wie Unternehmensanleihen – und das unter höheren Schwankungen. Die Bewertungen zeigen uns, dass sich die negative Einschätzung der Inflations- und Wirtschaftsentwicklung am stärksten bei Unternehmensanleihen widerspiegelt und der in den Renditeaufschlägen enthaltene Pessimismus zu groß geworden ist“, führt er weiter aus.