Trotz Warnsignalen

Allianz GI erwartet langen Aufwärtstrend für Chinas Aktienmärkte

Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors sieht trotz einiger Warnsignale weiterhin großes Potenzial in Chinas Aktien. Bezüglich der kurzfristigen Entwicklung existierten aber einige Warnsignale.

Allianz GI erwartet langen Aufwärtstrend für Chinas Aktienmärkte

xaw Frankfurt

Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors (AGI) sieht trotz einer bereits starken Outperformance im globalen Vergleich noch große Chancen für Chinas Aktienmärkte. Zwar führe der jüngste Wiederanstieg der Corona-Fallzahlen zu neuen Reisebeschränkungen in der Volksrepublik, er werde aber nicht zu bedeutenden ökonomischen Einschnitten führen. Stattdessen werde der Aufschwung nach der Krise, in dessen Zuge China als erste große Volkswirtschaft wieder einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts vermeldet habe, das Wachstum der Unternehmensgewinne noch weit ins laufende Jahr hinein stützen.

Kapitalströme nach Süden

Zugleich führe das hohe Maß an vorhandener Liquidität zu einem erhöhten Interesse von Privatanlegern an chinesischen Aktien. „Meistens stehen dabei die Zuflüsse von Investoren aus Übersee im Mittelpunkt, doch auch die Zuflüsse vom chinesischen Festland haben einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung von Aktien mit Hongkong-Notierung“, sagt Kevin You, Analyst bei Allianz GI. In den vergangenen Jahren habe sich deren Volumen über die Südschiene der Stock Connect genannten Handelsverknüpfung zwischen Schanghai und Shenzhen einerseits und Hongkong andererseits massiv ausgeweitet. Mittlerweile erreiche der Kapitalstrom regelmäßig Niveaus von 3 Mrd. Dollar täglich und sei somit für ungefähr 12% des gesamten Handelsumsatzes in Hongkong verantwortlich. „Dies war vor zwei Jahren noch nicht in Sicht und verändert das gesamte Marktbild“, sagt You. Bei einigen Ak­tien, die in Shenzhen und Schanghai nicht verfügbar seien, führe das En­gagement vom Festland zu einer erhöhten Volatilität, die Anleger im Blick behalten müssten. Darunter sei­­en auch Internetgiganten wie Tencent, die im Januar noch einmal starke Kursgewinne verzeichnet hatten.

Dagegen hätten sich die Aktien auf dem Festland bereits 2020 weniger volatil entwickelt als globale Pendants – während der US-Leitindex S&P 500 an zehn Tagen Kursausschläge von über 5% verzeichnet habe, seien es beim MSCI China A Onshore lediglich drei Tage gewesen. „Trotzdem haben sich die China-Indizes nicht nur während des Markteinbruchs im März robuster gezeigt als Barometer für europäische oder US-Aktien, sondern auch über das Gesamtjahr gesehen eine stärkere Performance hingelegt“, sagt You.

Die Performanceunterschiede zwischen verschiedenen Sektoren fallen indes gewaltig aus. Im vergangenen Jahr belief sich die Lücke zwischen dem Sektor mit der stärksten Entwicklung, dem nichtzyklischen Konsum, und jenem mit der schwächsten Performance, dem Immobiliensektor, laut AGI auf über 85%. Ebenfalls schwach abgeschnitten habe der Energiesektor, für den gewaltige Umwälzungen anstünden. So würden die Bestrebungen Pekings, die Volksrepublik bis 2060 CO2-neutral zu machen, dazu führen, dass Kohle in 40 Jahren komplett aus dem Energiemix verschwunden sei. „Solarenergie wird hingegen zu den Fokalpunkten des neuen Fünfjahresplans gehören“, sagt You. Der Nachhaltigkeitstrend und die damit verbundene politische Unterstützung würden mehrere Investmentthemen entscheidend prägen. Neben erneuerbaren Energien zählten dazu auch die E-Mobilität, die 5G-Technologie und die Halbleiterbranche.

Kontraktive Signale

Risiken für chinesische Aktien zeichneten sich eher kurzfristig ab. So drohen Unternehmen, die in den USA aktiv sind, durch das nach wie vor angespannte handelspolitische Verhältnis zu den USA laut AGI operative Rückschläge. Zudem weise die rapide Ausweitung der Margin-Trading-Bilanz, also des Handels über geliehene Mittel, auf Bremsschwellen für die Märkte hin. So habe Margin Trading im Jahr 2015 entscheidend zum Anschwellen und Platzen einer Blase beigetragen. Damals seien 20% der gesamten Marktkapitalisierung darauf zurückzuführen gewesen, aktuell sind es laut You 12 bis 13%. Allerdings reiche der jüngste Anstieg aus, um Notenbanker zu beunruhigen. Eine Straffung der Geldpolitik – zuletzt hatte die People’s Bank of China bereits kontraktivere Signale gesendet – sei deshalb möglich. „Allerdings will die PBoC keine geldpolitische Kehrtwende vollziehen, weshalb wir optimistisch für die Aussichten des chinesischen Aktienmarkts bleiben“, sagt You.