Alphavalue achtet auf Governance

Research-Haus sieht schwieriges Aktienumfeld - Gute Unternehmensführung spielt größere Rolle

Alphavalue achtet auf Governance

Das Research-Haus Alphavalue erwartet angesichts mannigfacher politischer Risiken ein weiter schwieriges Marktumfeld. Zudem dürften Fragen der guten Unternehmensführung auf institutioneller Seite stärker in den Fokus rücken. Abgesehen vom steigenden Frauenanteil in Boards gebe es hier kaum Fortschritte.dm Frankfurt – Das französische Aktien-Research-Haus Alphavalue, das 2018 mit der Baader Bank eine strategische Kooperation im Research eingegangen ist (vgl. BZ vom 22.9.2018), zeigt sich für das Anlagejahr 2019 vorsichtig. Die sinkenden Ergebniserwartungen mahnten zu Zurückhaltung. Bei wichtigen Gewinnbringern wie Banken, Autoherstellern, Versicherer und Lebensmittelherstellern hat das Researchhaus in den vergangenen sechs Monaten die Gewinnerwartungen zurückgeschraubt. Der Markt habe 2018 den längsten und stärksten Stimmungsdämpfer seit zehn Jahren erlitten, gemessen an dem von Alphavalue ermittelten Momentum. Dies könnte anhalten, auch weil die Liquidität in den Märkten durch eine weniger lockere Geldpolitik zurückgeht. Am Kreditmarkt habe der iTraxx Investment Grade Index über fünf Jahre sich per Ende 2018 gegenüber Ende 2017 um 36 Basispunkte ausgeweitet. Dies sei noch ein geringerer Aufschlag als Anfang 2016. Würde die Liquidität im Markt angesichts steigender Zweifel am Wirtschaftswachstum aber austrocknen, würden Aktien als Liquiditätsersatz verkauft, so der Head of Strategy, Pierre-Yves Gauthier.Eine bedeutende Rolle kommt auch der Politik von US-Präsident Donald Trump zu, die sich kurzfristig als gut für Unternehmensgewinne erweist, sich aber letztlich als für alle unhaltbar herausstellen dürfte. Die Haltung der Trump-Administration gegenüber Fragen des Handels, der Migration und Banken balle sich zu einem “Mega-Sturm” zusammen. Auch politische Risiken in Europa blieben 2019 erhalten. Außerhalb des Finanzsektors stellt Alphavalue ferner eine Verschlechterung der Risikokennziffern fest. So sei die Zahl der mit “BB” und “B” – nicht mehr anlagewürdig – eingestuften Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten um 9 auf 84 gestiegen, während die Zahl der “AA -“-, “A -“- und “BBB”-Ratings um 17 auf 268 gesunken sei. Insgesamt analysiert Alphavalue derzeit 369 Unternehmen außerhalb des Finanz- und Immobiliensektors. Contrarian-IdeenBasierend auf Fundamentaldaten sieht Alphavalue viel Aufwärtspotenzial für die Sektoren Halbleiter, Baumaterialien, Papier und Verpackung, Bau sowie Transport. Contrarian-Käufe seien im Bereich Luxusgüter, Stahl, Zement und Transport angezeigt, wie GVC, Anheuser-Busch Inbev, Intesa Sanpaolo, Santander, Tui oder London Stock Exchange (LSE).Wegen der “komplexen exogenen Faktoren”, mit denen Unternehmen konfrontiert seien, sollten Investoren auch der guten Unternehmensführung (Governance) mehr Gewicht zumessen. Forderungen von Änderungen in sensiblen Bereichen wie Arbeitsbedingungen, Umweltschutz oder Verringerung von Ungleichheit seitens institutioneller Anleger dürften zunehmen. Abgesehen vom steigenden Frauenanteil (von 12,1 % auf 20,8 %) habe es zwischen 2009 und 2018 aber kaum Fortschritte gegeben. Zu große Boards wiesen etwa die Branchen Auto, Transport und Computerdienstleistungen auf, ferner Unternehmen aus Portugal, Frankreich und Deutschland. Unabhängigere Boards finden sich in den Sektoren Telekom, IT Hardware, Halbleiter und Chemie. Ein Portfolio mit einer theoretisch idealen Unternehmensführung bestehend aus 38 Top-Performern hätte in den letzten fünf Jahren deutlich besser abgeschnitten als der Stoxx 600, so Alphavalue. Dazu gehören Linde und Qiagen.