"An Substanzvermögen führt kein Weg vorbei"

Bankhaus Metzler: Liquiditätsschwemme am Kapitalmarkt verheißt für Anleihen nichts Gutes

"An Substanzvermögen führt kein Weg vorbei"

ck Frankfurt – Bei den anstehenden US-Wahlen wird es nach Auffassung des Bankhauses Metzler vor allem auf die zukünftigen Verhältnisse im Kongress ankommen. “Nachdem ein Wahlsieg Donald Trumps im vergangenen Jahr bereits so gut wie ausgemacht schien, wurden die Karten im Präsidentschaftspoker durch Covid-19 neu gemischt”, so Emmerich Müller, persönlich haftender Gesellschafter und für das Private Banking verantwortlicher Partner des Bankhauses, anlässlich der Veröffentlichung der Investmentstrategie des Instituts. Das Coronavirus habe die US-Konjunktur in eine tiefe Rezession gestürzt und drohe damit Trumps Wiederwahl zu gefährden. Bei den diesjährigen Wahlen gehe es jedoch um mehr als nur die nächste Legislaturperiode. Auf den Gewinner entfalle das Privileg, in vielen Bundesstaaten die Wahlkreise für die gesamte Dekade nach eigenem Ermessen neu festzulegen.Eine konstruktive Zusammenarbeit der beiden Parteien nach der Wahl scheine unwahrscheinlich. Für den mittelfristigen Konjunkturausblick sei daher weniger entscheidend, ob Trump oder der derzeitige Favorit Biden die Präsidentschaftswahl gewinnen werde. Vielmehr gehe es darum, ob der Wahlsieger auch den Kongress kontrolliere – denn ohne eigene Mehrheit im Kongress sei von der neuen Regierung nur wenig zu erwarten. USA bleiben protektionistischUnabhängig vom Wahlergebnis zeichnen sich dem Institut zufolge wichtige Grundzüge der künftigen US-Politik bereits jetzt ab. Die Staatsverschuldung werde steigen, so Carolin Schulze Palstring, Leiterin Kapitalmarktanalyse im Metzler-Private-Banking. Schließlich benötige die Wirtschaft auch nach der akuten Phase der Corona-Pandemie Impulse vonseiten des Staates, um wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückzukehren. Zudem teilten Republikaner und Demokraten eine starke Skepsis gegenüber China. “Die Hoffnung auf eine Beilegung des Handelskonflikts ist daher unseres Erachtens unbegründet”, sagte Emmerich. Vielmehr sei davon auszugehen, dass die protektionistische Außenhandelspolitik der Vereinigten Staaten nach den Wahlen fortgeführt werde. Finanzielle RepressionIm gegenwärtigen Umfeld sieht das Bankhaus Aktien klar im Vorteil gegenüber Anleihen. Die Renditen am Anleihemarkt würden bis auf weiteres nicht wieder steigen. Für Anleger in festverzinsliche Wertpapiere verheiße die Liquiditätsschwemme am Kapitalmarkt nichts Gutes. “Staatsanleihekäufe sind mittlerweile aber nicht mehr ausschließlich das Mittel der Wahl von Zentralbanken aus den entwickelten Volkswirtschaften”, so Frank Endres, Leiter des Portfoliomanagements bei Metzler Private Banking. Inzwischen hätten auch einige Schwellenländer ähnliche Programme lanciert. Euro-Investoren seien zwar mit niedrigen oder sogar negativen Zinsen vertraut, neu sei aber, dass es sich aus Ertragssicht immer weniger lohne, auf Fremdwährungsanleihen auszuweichen. Die Politik werde wahrscheinlich dem Weg der finanziellen Repression weiter folgen – aus unkonventioneller Geldpolitik werde geldpolitischer Mainstream. Die Zinsen würden lange auf einem niedrigen Niveau verharren, da viele Staaten und Unternehmen am Tropf der expansiven Geldpolitik hingen. “Mit Anleihen guter Bonität wird weiterhin kein Geld zu verdienen sein”, so Endres. Daher führe an Substanzvermögen kein Weg vorbei. Das Argument “There is no alternative” gelte mehr denn je, was Aktien Rückenwind geben sollte.Viele Marktbeobachter zweifelten an der Nachhaltigkeit des Börsenaufschwungs. “Diese Skepsis teilen wir nicht”, so Schulze Palstring. Historisch gesehen sei es nicht ungewöhnlich, wenn Aktien weit vor dem Ende einer Rezession wieder nach oben drehen; im Durchschnitt liege der Vorlauf bei amerikanischen Aktien bei etwa vier Monaten. Auf die US-Wahl würden die Kurse wahrscheinlich mit größeren Ausschlägen reagieren, wenn eine Partei sowohl den Präsidenten als auch die Mehrheit im Kongress stelle. Dabei würden die Aktienmärkte bei einem Sieg Trumps möglicherweise zunächst positiv reagieren, während bei einem Sieg Bidens zunächst Kursabschläge wahrscheinlich seien. Vor allem die Sorge vor Regulierungsvorhaben und Steuererhöhungen seitens der Demokraten stehe derzeit bei Investoren im Vordergrund. Gleichzeitig scheine Biden jedoch kein Anhänger von Austeritätspolitik zu sein. Die geplanten Ausgaben für Infrastrukturinvestitionen oder Sozialprogramme würden sich mittelfristig positiv auf die Konjunktur und damit vermutlich auch auf den Aktienmarkt auswirken. Aktien attraktivste AssetklasseVon kurzfristigen Marktschwankungen sollen sich Anleger der Bank zufolge daher nicht beunruhigen lassen. “Vieles spricht dafür, dass Aktien weiterhin die attraktivste Anlageklasse sein werden – wegen der anhaltend niedrigen Zinsen und einer zu erwartenden Wirtschaftserholung in den nächsten Quartalen”, so Endres.