Analysten halten Metallhausse für übertrieben

Kupfer auf höchstem Stand seit Juni 2015 - Finanzinvestoren strömen in den Sektor

Analysten halten Metallhausse für übertrieben

ku Frankfurt – Trotz des sehr festen Dollars haben sich die Industriemetallpreise am Mittwoch auf einem hohen Preisniveau gehalten. An der Londoner Metallbörse hat der Dreimonatskontrakt auf Kupfer ein leichtes Plus von 0,1 % auf 5 624 Dollar je Tonne verzeichnet. Damit befindet er sich auf dem höchsten Stand seit Juli 2015. Wenig verändert zeigte sich auch der Nickelpreis, der minimal um 0,2 % auf 11 1350 Dollar je Tonne nachgab. Als erneut extrem fest erwies sich der Eisenerzpreis an der chinesischen Rohstoffbörse von Dalian. Der Kontrakt zur Lieferung im Januar sprang um die maximal pro Tag zulässigen 9 % auf 616,50 Yuan bzw. 89 Dollar je Tonne. Der Zinkpreis befindet sich derzeit in etwa auf dem höchsten Stand seit 2010.Auch die Stahlpreise legten kräftig zu. An der Shanghai Futures Exchange kletterte der Preis für Bewehrungsstahl für Stahlbetonbauteile zur Lieferung im Januar um 4,5 % auf 2 954 Yuan je Tonne. Im Tagesverlauf war die Notierung sogar auf 2 966 Yuan gestiegen. Baustahl verteuerte sich um 6 %, und damit um den pro Tag maximal zulässigen Prozentsatz. Angetrieben werden die Metallpreise vor allem dadurch, dass auf ein umfangreiches Konjunkturprogramm des neuen US-Präsidenten Donald Trump spekuliert wird, das auch auf andere Länder wie China als wichtiger US-Lieferant ausstrahlen könnte. Bereits jetzt weisen die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie in wichtigen Weltregionen nach oben. Die Analysten von Goldman Sachs haben daher angemerkt, eine erneuerte Beschleunigung der weltweiten Industrieproduktion zeige an, dass sich die Rohstoffmärkte in einem positiveren Umfeld befänden. Händler weisen darauf hin, dass derzeit Finanzinvestoren große Summen in Industriemetalle investierten. Bestände nehmen abWas Kupfer betrifft, so nehmen derzeit die Lagerbestände der London Metal Exchange ab. Seit Ende September haben sie sich um 35 % reduziert. Allerdings heißt es bei Analysten auch, dass die Bestände an der Shanghai Futures Exchange zunehmen. Sie haben sich seit Anfang November um 30 % erhöht.Es gibt noch einen weiteren Faktor, der die Anleger bei Kupfer anlockt. So wird das Industriemetall von Investoren derzeit zunehmend zur Absicherung gegen eine steigende Inflation eingesetzt. Kupfer ermögliche ein billigeres Hedging als Edelmetalle, heißt es am Markt. Zudem wird das Aufwärtspotenzial bei dem rötlichen Metall als größer erachtet als dasjenige der Edelmetalle.Nach Einschätzung der Analysten der Commerzbank ist der Preisanstieg zu einem Großteil spekulativ getrieben. Dies zeige die Statistik der London Metal Exchange zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer. So hätten sich die Netto-Long-Positionen auf Kupfer und Nickel in der vergangenen Woche auf ein Rekordhoch ausgeweitet. Bei Aluminium lägen sie auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren.Allerdings verweisen die Experten auch auf fundamentale Faktoren. So habe es bei Nickel in den ersten drei Quartalen ein beachtliches Defizit von 52 600 Tonnen gegeben. Auch am globalen Zinkmarkt sei das Angebotsdefizit mit 251 000 Tonnen nach drei Quartalen noch groß gewesen. Kritisch äußern sich die Experten der britischen Großbank Barclays zu der Rally. Die Märkte für Industriemetalle befänden sich an einem Scheideweg. Wenngleich sich die Fundamentaldaten insbesondere bei Kupfer verbessert hätten, lasse die Geschwindigkeit der jüngsten Rallye den Schluss zu, dass der Preisauftrieb zu stark und zu schnell erfolgt sei. Sowohl für Kupfer als auch für Eisenerz bestehe daher Enttäuschungspotenzial, weil der Dollar weiter zulege und der Markteffekt der US-Präsidentenwahl nachlassenick. Kampf gegen den SmogHinter dem Anstieg der Stahlpreise in China steckt nach Ansicht von Analysten auch noch ein anderer Grund. So haben die Behörden in der Industriestadt Tangshan in der chinesischen Provinz Hebei eine ganze Reihe von Industriebetrieben, darunter auch Stahlwerke, vorläufig geschlossen, um dem Smog in der Region Herr zu werden. Das Produktionsverbot könnte im Extremfall bis zu vier Monaten Gültigkeit haben.