Finanzmärkte

Anleger­bewusstsein für Biodiversität wächst

Das Bewusstsein der Anleger für nachhaltige Themen wächst, dazu zählt auch der Bereich Natur und Biodiversität. Der Assetmanager Columbia Threadneedle sieht hier neue Investmentgelegenheiten.

Anleger­bewusstsein für Biodiversität wächst

kjo Frankfurt

Biodiversität zählt zu den interessanten Kapitalmarktthemen in den kommenden Jahren, insbesondere auch unter dem Aspekt der Sustainability. „Natur und Biodiversität bildet die Grundlage unseres Lebens und unserer Wirtschaft, dennoch steht es schlecht um das Naturkapital“, warnt das Intergovernmental Panel on Biodiversity and Ecosystem Services. Rund drei Viertel der Landflächen seien mittlerweile verödet, ein Fünftel der Arten ausgestorben, 25% vom Aussterben bedroht.

„Das Bewusstsein für die Auswirkungen dieser Trends wächst, so schließen sich verschiedene Akteure zusammen mit dem Ziel, den Naturverlust bis zum Jahr 2030 aufzuhalten und den Trend umzukehren“, so Olivia Watson, Senior Thematic Investment Analyst für Responsible Investing bei Columbia Threadneedle Investments. Diese Intention zeichne sich auch in den Regulierungsvorhaben ab. Mit der Fortentwicklung des Themas sieht die Investmentexpertin vier Mechanismen, über die es für Investoren als Chance oder Risiko niederschlagen kann: Erstens sähen sich Unternehmen, die der Natur schaden, höheren Risiken und Kosten gegenüber. Zum Zweiten würden Betriebsabläufe und Lieferketten häufiger unterbrochen. Drittens erwüchsen daraus systemische Risiken und Risiken für die Staatsfinanzen. Und: „Finanzströme verlagern sich und neue Investmentgelegenheiten entstehen.“

Eine Reihe an Regulierungsvorhaben wie die „Farm to Fork Strategy“ der EU wollten durch ihr Regelwerk schädliche Praktiken eindämmen. Zum Instrumentarium gehören neben Grenzwerten für den Einsatz schädlicher Substanzen, Besteuerung der Umweltbelastungen, schärfere Überwachung von Lieferketten oder auch Vorgaben in Bezug auf die Abholzung der Wälder. Firmen, die dies nicht managen können, hätten mit höheren (Finanzierungs-)Kosten und massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen. „Für Unternehmen mit nachvollziehbaren Lieferketten, die Ressourcen üblicherweise effizienter einsetzen und ihren ökologischen Fußabdruck über Innovationen verringern, könnten sich Chancen eröffnen“, so Watson.

Erhebliche Störungen

„Risiken entstehen nicht nur dort, wo Unternehmen die Natur beeinflussen, sondern auch dort, wo sie von ihr abhängen“, führt sie aus. Sollten sich die aktuellen Trends fortschreiben, könne es zu erheblichen Störungen von natürlichen Ressourcen und Services – Wasser, gesunde Böden oder natürliche Bestäubung – kommen. Nach Angaben des World Economic Forum würden 55% der weltweiten Wirtschaftsleistung vom reibungslosen Funktionieren der Biosysteme abhängen. Watson zufolge sehen sich auch Finanzinstitute erhöhten Risiken gegenüber.

Negativspiralen von Biodiversitätsverlust in Zusammenspiel mit der Erderwärmung könnten für einige Regionen in Extremrisiken münden. Beispielsweise seien Südafrika, Indien, die Türkei, Mexiko, Brasilien und Argentinien in besonderer Weise gefährdet, da ihre Volkswirtschaften überdurchschnittlich stark von der Natur abhingen und sich die Indikatoren im Hinblick auf die Gesundheit der dortigen Ökosysteme verschlechterten.

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