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Anleihen sind jetzt günstiger bewertet

Die Volatilität an den Finanzmärkten hat attraktive Anlagemöglichkeiten geschaffen, da die Anleihemärkte jetzt günstiger bewertet sind und viel höhere Renditen bieten als in den vergangenen Jahren.

Anleihen sind jetzt günstiger bewertet

Im Jahr 2022 herrschte weltweit große Unsicherheit und Volatilität aufgrund der Auswirkungen der Pandemie, des Krieges in der Ukraine, der rekordhohen Inflation und der rasch steigenden Zinssätze. Dies hat zu einem Ausverkauf in fast allen Anlageklassen geführt, sodass Anlegern nur wenige Rückzugsorte blieben – die Marktbewegungen waren selbst im jahrzehntelangen historischen Vergleich außergewöhnlich.

Wir erwarten, dass die Zentralbanken ihre Geldpolitik weiter straffen werden, der Krieg in der Ukraine anhält und die Rezessionsgefahr angesichts der Unsicherheit über die Inflations- und Zinsentwicklung bestehen bleibt. Daher halten wir eine leichte, aber längere Rezession in Europa, Großbritannien und den Vereinigten Staaten im nächsten Jahr für wahrscheinlich, während die Inflation hartnäckig bleiben dürfte – so dauert es deutlich länger von, sagen wir, 6% auf 3% zu fallen als von 10% auf 6%.

Volatilität schafft Chancen

Die Rückgänge sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten bedeuten, dass viele Anleger auf mehr Gewissheit warten, bevor sie ihre Allokationen umschichten oder in größerem Umfang wieder an die Märkte zurückkehren. Diese Zurückhaltung ist verständlich. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Volatilität an den Finanzmärkten im Laufe des Jahres attraktive Anlagemöglichkeiten geschaffen hat, da die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere jetzt günstigere Bewertungen aufweisen und viel höhere Renditen bieten als in den vergangenen Jahren.

Auf den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere ist das Renditepotenzial vor allem in hochqualitativen Sektoren überzeugend, da das Investment-Grade-Segment in der Regel mit Beginn einer Rezession anzieht (wobei sich risikoreichere Sektoren in einer Rezession tendenziell erst später erholen). Insgesamt muss ein Gleichgewicht zwischen kurzfristiger Vorsicht angesichts von Ungewissheit und Rezessionsrisiken und einer langfristigen Ausrichtung auf qualitativ hochwertige, widerstandsfähige Vermögenswerte gefunden werden.

In dieser Phase des Konjunkturzyklus und angesichts der Unsicherheit über den Zinspfad der Fed sind wir bei Engagements in Schwellenländern (EM) eher vorsichtig. Dennoch existiert in diesen Ländern ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten und einzelne Länder bieten durchaus interessante Rendite-Chancen Profile. Ein aktiver Managementansatz kann dazu beitragen, diese Chancen zu nutzen.

Da wir eine – wenn auch milde – Rezession erwarten, könnte es für einige Anleger sinnvoll sein, private Kredite im opportunistischen Segment in ihre Portfolios aufzunehmen. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass sich bei Gewerbeimmobilien beispielsweise im Bereich Rechenzentren überzeugende Chancen bieten. Die Nachfrage nach lokalisierten Rechenzentrumskapazitäten in Europa wird durch die wachsende Internetdurchdringung, bessere Verbindungsqualität und Cloud-Nutzung sowie durch Vorschriften zur digitalen Souveränität wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) angetrieben. In Europa sind wir in diesem Bereich unterversorgt, jedenfalls im Vergleich zu den USA.

Interessant sind auch qualitativ hochwertige verbriefte Produkte, die attraktive Renditen bieten und mit vielen Sicherheiten unterlegt sind, so dass die Anleger in der Regel nicht übermäßig dem Risiko einer Herabstufung oder eines Verlusts ausgesetzt sind. In den letzten Jahren haben wir auch eine steigende Nachfrage nach alternativen Anlagen beobachtet. Zum Teil war dies auf die Suche nach Rendite angesichts des niedrigen Zinsniveaus zurückzuführen. Doch obwohl die Zinsen gestiegen sind, haben sich Anleger in diesem Jahr weiterhin jenseits der traditionellen Anlageklassen umgesehen. Wir gehen davon aus, dass diese Nachfrage auch 2023 stark bleiben wird, da die Kunden eine breitere Diversifizierung ihres Portfolios anstreben.

Während einige bereits vor der jüngsten Marktvolatilität eine Unterallokation in Private Debt hatten, war dies bei Private Equity nicht der Fall. Daher ist es wahrscheinlich, dass sich die Nachfrage bei einer Anpassung der Vermögensallokation eher auf Private Debt als auf Private Equity konzentrieren wird.

Wendepunkt

Nach historischen Rückgängen in allen Anlageklassen ist es klar, dass wir uns im Anleihebereich an einem Wendepunkt befinden. Während alternative Anlagen weiterhin Diversifizierungsvorteile und ein hohes Renditepotenzial bieten, ist die Kluft zwischen den Bewertungen privater und öffentlicher Anlagen nach wie vor groß. In dem Maße, wie sich die privaten Märkte anpassen und die Herausforderungen im Bereich der Unternehmenskredite und Immobilien deutlich werden, erwarten wir, dass wir eine Reihe attraktiver Gelegenheiten sowohl auf den privaten als auch auf den öffentlichen Märkten für festverzinsliche Anlagen finden werden.

Auch wenn uns das Renditepotenzial an den Rentenmärkten ermutigt, ist in dieser Zeit weiterhin Vorsicht und Flexibilität in den Portfolios geboten. Langfristig gesehen sollte sichergestellt werden, dass die Widerstandsfähigkeit ein zentrales Thema bei der Portfolioallokation bleibt.

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