BaFin konsultiert zu Nachhaltigkeit

Aufsicht will von Finanzinstituten wissen, wie sie mit Risiken umgehen

BaFin konsultiert zu Nachhaltigkeit

dm Frankfurt – Die Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin startet im Herbst eine Konsultation unter den Finanzinstituten, wie sie mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen. “Wir werden in unserem Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken unsere Erwartungen an die Institute formulieren”, sagte Frank Pierschel, Chief Sustainable Finance Office der BaFin, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Geplant ist, dass das Merkblatt dann vor Weihnachten veröffentlicht wird. Klimafreundliche BenchmarksInwieweit darin auch Benchmarks einfließen, sei noch offen. Mit der Einführung einer neuen Kategorie an Low-Carbon-Finanzreferenzwerten soll laut EU-Kommission und EU-Parlament verhindert werden, dass Benchmarks im Umlauf sind, die sich als “Low Carbon” bezeichnen, aber nicht dem Pariser Klimaziel entsprechen. Die von der Europäischen Union geplante Einfügung von besonderen Anforderungen an Low-Carbon-Benchmarks in die bestehende Benchmark-Verordnung schaffe mehr Transparenz. Die BaFin sieht sich dann wieder im Spiel, wenn es um die Datenblätter für die Umsetzung geht.Zur Frage, ob die Aufsicht Einblicke in Modelle nehmen soll, die ermessen sollen, ob ein Unternehmen oder ein Finanzprodukt konform mit dem Pariser Klimaziel ist, nahm die BaFin im Gespräch keine Stellung. Dies könnte durchaus ein kontroverses Thema sein. So hätte nach einer Berechnung des Frankfurter Start-ups Right Based on Science für die Börsen-Zeitung etwa der vom Indexanbieter Stoxx berechnete Stoxx Europe 50 Low Carbon eine Erwärmung der Erdatmosphäre von rund 3,9 Grad Celsius bis zum Jahr 2050 zur Folge und würde damit das Pariser Klimaziel verfehlen (vgl. BZ vom 5. April). Dies, obwohl der Index als emissionsärmer als der Stoxx Europe 50 vermarktet wird. Solche Produkte dürften, so die grundsätzliche Vorstellung der EU, künftig nicht mehr als CO2-arm verkauft werden, wenn sie nicht nachweisen können, dass sie im Einklang mit dem Pariser Klimaziel stehen.Noch ist unklar, wie Klimarisiken als Teil von bestehenden Bonitätsbeurteilungen (Ratings) von Unternehmen oder Vermögenswerten berücksichtigt werden können. Denkbar ist auch, dass Klimarisiken als eigene Kategorie der Bonitätsbeurteilung von Unternehmen oder Vermögenswerten geführt werden. Kein blindes Vertrauen”Unabhängig davon, ob die Institute Carbon-Benchmarks annehmen, interessieren wir uns, ob ihr Risikomanagement einschließlich der Risikomodelle die Klimarisiken angemessen berücksichtigt und ob sie ihre Portfolien umgestalten und ob sie neue Produktkonzeptionen entwickeln. In jedem Fall können sich Institute nicht blind auf Benchmarks, Ratings oder Taxonomien verlassen”, so Pierschel. – Leitartikel Seite 6