Banken optimistisch für den Aktienmarkt
ku Frankfurt
Die Analysten deutscher Banken rechnen nicht mit weiteren Verwerfungen auf den Finanzmärkten infolge das Ukraine-Kriegs und der sehr umfangreichen westlichen Sanktionen gegen Russland. Dies ist dem neuesten IW Financial Expert Survey zu entnehmen, den das Institut der Deutschen Wirtschaft exklusiv für die Börsen-Zeitung erstellt.
Leichte Erholung
Im Durchschnitt der Prognosen gehen die Analysten der deutschen Banken für den Dax von einer leichten Erholung aus. Per Ende Juni wird der Dax bei 14518 Punkten erwartet. bis Ende September soll er dann bis auf 14714 Punkte klettern und in einem Jahr auf 15345, was gegenüber dem aktuellen Stand immerhin einem Anstieg von 8% entsprechen würde. Damit gehen die deutschen Banken offensichtlich nicht davon aus, dass es zu einem Abbruch der Energieimporte Deutschlands und der Europäischen Union aus Russland kommen wird, der katastrophalen Folgen insbesondere für die deutsche Volkswirtschaft und damit auch schwerwiegende Auswirkungen für die Aktienmärkte hätte.
Auffällig ist aber, dass sich die Erwartungen der Analysten für den Aktienmarkt gegenüber dem vorherigen Survey stark reduziert haben. Damals gingen die Experten der Banken für Ende März noch von 16213 Punkten und per Ultimo 2022 von 17112 Punkten aus.
Für den Stoxx Europe50 als BlueChip-Index alle europäischen Werte sind die Analysten aber etwas pessimistischer. Ausgehend von aktuell 3765 Punkten rechnen sie in den kommenden drei Monaten mit einem leichten Rückgang bis auf 3706 Punkte und zum Herbst mit einer nur leichten Erholung bis auf 3765 Zählern. In einem Jahr soll sich der Index dann aber wieder ein wenig auf 3900 Punkte erholt haben, was einem Potenzial von lediglich 3,5% entspricht. Demnach wird der Ukraine-Krieg noch lange die europäischen Aktienmärkte belasten. Für den amerikanischen Aktienmarkt haben sich nach Einschätzung der Analysten die Perspektiven gegenüber der Lage vor drei Monaten nur wenig eingetrübt. Ausgehend von einem aktuellen Stand von 4481 Punkten soll der S&P500 per Ende Juni bei 4613 Punkten stehen, im Herbst mit 4671 Zählern in etwa auf diesem Niveau verharren, um in einem Jahr aber bis auf 4817 zu steigen. Gegenüber dem aktuellen Niveau wäre das immerhin ein Anstieg um 7,5%.
Was den Ölpreis betrifft, zeigen sich die deutschen Banken sehr zuversichtlich, dass es nicht zu Verwerfungen aufgrund der Lage in der Ukraine und des Wirtschaftskriegs zwischen Ost und West kommt. In drei Monaten wird die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude bei 108,20 Dollar je Barrel vermutet. In sechs Monaten sieht der Konsens den Ölpreis bei nur noch 94,80 Dollar und binnen Jahresfrist bei 85,60 Dollar. Gegenüber dem aktuellen Niveau wäre das ein Rückgang um 16%. Der Euro soll gegenüber dem aktuellen Niveau von 1,09 Dollar binnen drei Monaten bis auf 1,11 Dollar steigen und dann weiter zulegen.
National-Bank vorn
Der IW-Survey untersucht auch, wie genau die Prognosen der einzelnen Banken in der Vergangenheit waren. Im Kurzfrist-Ranking von Oktober bis Dezember haben sich die National-Bank und die Weberbank bei den Richtungsprognosen als besonders treffsicher erwiesen, gefolgt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sowie Santander auf dem zweiten Rang und der LBBW. Bei den Punktprognosen führt im Kurzzeit-Ranking die Helaba vor Santander und der National-Bank aus Essen. Im langfristigen Ranking ab dem Jahr 2017 hat sich die Hamburger Sparkasse vor Santander und der Postbank als besonders zielsicher bei den Richtungsprognosen erwiesen. Bei den Punktprognosen setzt sich hingegen Unicredit an die Spitze, gefolgt von der National-Bank und der Nord/LB.