Bann gegen Huawei zieht Kreise - Tech-Aktien weltweit unter Druck

Chip-Hersteller fürchten um China-Geschäft - Google verliert wichtigen Android-Partner

Bann gegen Huawei zieht Kreise - Tech-Aktien weltweit unter Druck

scd/hei/ck Frankfurt – Das US-Notstandsdekret für den Telekommunikationssektor, das den chinesischen Technologiekonzern Huawei auf eine schwarze Liste setzt, hat die Aktienkurse zahlreicher Technologie-Schwergewichte unter Druck gesetzt und die Börsen weltweit durchgeschüttelt. Insbesondere eine Reihe von Halbleiterherstellern wie Qualcomm, Intel und Broadcom sowie der Internetriese Google haben Einschnitte in ihren Geschäftsbeziehungen zu Huawei angekündigt, die bei den Anlegern erhebliche Unsicherheit über deren künftige Erlöse im wichtigen chinesischen Markt auslösten.Der Halbleiterindex der Philadelphia Exchange lag am Abend mit 3,3 % im Minus. Intel verloren 2,6 %, Broadcom 4,2 % und Qualcomm 5,3 %. Alphabet (Google) büßten 2,1 % ein. In Mitleidenschaft gezogen wurden auch Apple. Die Aktie gab um 3,4 % nach. Das Unternehmen ist stark von chinesischen Zulieferern abhängig. Zudem wird befürchtet, dass die Zuspitzung des Handelskonflikts negative Folgen für den Absatz des Unternehmens in China haben wird.Infineon büßten als Dax-Tagesverlierer 4,8 % ein. Das Unternehmen erklärte, keine von ihm in den USA hergestellten Chips mehr an Huawei zu liefern, betonte aber, nach heutigem Stand unterliege ein Großteil der an Huawei gelieferten Produkte nicht den US-Exportkontrollbestimmungen. Diese Lieferungen würden fortgesetzt. Die Aktie des österreichischen Chipherstellers und Smartphone-Zulieferers AMS sackte um 16,9 % ab, STMicroelectronics büßten 9,1 % ein. Analysten der US-Großbank J.P. Morgan erläuterten, europäische Halbleiterkonzerne müsste nun für jedes ihrer Produkte einzeln entscheiden, ob dieses noch an Huawei geliefert werden darf.Huawei erwartet als Folge des US-Dekrets nicht nur Lieferengpässe bei wichtigen Chips und anderen Komponenten. Der weltgrößte Netzwerkausrüster und global zweitgrößte Smartphone-Anbieter muss bei künftigen Modellen auch um den Zugang zur Google-Systemsoftware Android fürchten, die als Betriebssystem für Huawei-Smartphones verwendet wird. Es gilt als ausgeschlossen, dass die Chinesen, die sich seit längerem mit Eigenentwicklungen für kritische Komponenten wie Chips und Displays gegen die große Abhängigkeit von US-Lieferanten stemmen, einem solchen Schlag rasch begegnen könnten. Android ist als System verknüpft mit dem Play Store von Google, beides zusammen bildet das weltweit führende Smartphone-Ökosystem mit einem Marktanteil von mehr als 80 %.Angesichts der Größe des chinesischen Mobilfunkmarktes droht Google allerdings auch der Verlust eines der wichtigsten Android-Partner neben Samsung, der maßgeblich an der Verbreitung der Systemsoftware beteiligt war. Gerade in Europa, wo Android zuletzt gegenüber Apples iOS Anteile gewinnen konnte, hatte sich Huawei als treibende Kraft erwiesen – insbesondere, weil Samsung zuletzt Einbußen hatte hinnehmen müssen.Apple, deren Betriebssystem iOS global an zweiter Stelle steht, muss ebenfalls um ihr China-Geschäft fürchten. Der unlängst noch wertvollste börsennotierte Konzern der Welt ist hochgradig abhängig vom Reich der Mitte. Praktisch die komplette iPhone-Produktion findet in China statt. Zudem ist das Land gleich nach den USA der zweitwichtigste Absatzmarkt für das Unternehmen. Auch droht Apple als amerikanische Technologieikone in einem länger anhaltenden Handelskrieg zwischen den beiden Großmächten von chinesischen Konsumenten mit abgestraft zu werden. – Leitartikel Seite 8 Berichte Seiten 9 und 17