BayernLB rät zum "Anschnallen"

Institut rechnet für das nächste Jahr mit volatilen Aktienmärkten - Dax zum Ultimo bei 10 500 erwartet

BayernLB rät zum "Anschnallen"

An den Börsen wird es nach Einschätzung der BayernLB auch im kommenden Jahr aufwärtsgehen – große Sprünge werde es aber nicht geben. Die Gewinnerwartungen seien immer noch zu hoch, heißt es im Jahresausblick der Landesbank. Unter den Währungen macht die Bank den Dollar als Gewinner aus.amb Frankfurt – Die BayernLB sieht den Dax zum Jahresende 2015 bei 10 500 Punkten. “Aufgrund der Risiken erwarten wir aber auch eine zunehmende Volatilität, verbunden mit teils kräftigem Rückschlagspotenzial”, heißt es im Jahresausblick der Landesbank für 2015. Wegen der Leitzinswende in den USA, die wohl zur Jahresmitte erfolgen werde, könne der Dax aber zwischenzeitlich auch bei “nur” 9 800 Punkten liegen. Das Motto des Ausblicks lautet daher auch “Bitte anschnallen!”. Sorgen bereiten den Volkswirten aber nicht fehlende Wachstumschancen in den Industrie- und Schwellenländern. Ursache für die erwarteten “erratischen Schwankungen” seien vielmehr – neben geopolitischen Ereignissen und Nebenwirkungen der globalen Schuldenproblematik – vor allem Entscheidungen der Zentralbanken. Unter dem Stich werde die Geldpolitik der Notenbanken in der Eurozone, Großbritannien, den USA und Japan zwar sehr expansiv bleiben, “doch die entgegengesetzten Stoßrichtungen von Fed und Bank of England auf der einen Seite und EZB und Bank of Japan auf der anderen werden die Marktteilnehmer in Atem halten”, erklärt Chefvolkswirt Jürgen Michels.Viel Potenzial haben laut BayernLB auch Aktien anderer Industrieländer nicht, allenfalls noch die japanischen: Für den Euro Stoxx 50 prognostizieren die Analysten in einem Jahr 3 320 Punkte (aktuell 3 251), für den S & P 500 2 120 (aktuell 2 074) und für den Nikkei 18 600 (aktuell 17 460). Die Gewinnschätzungen für Westeuropa und die USA seien für 2015 und 2016 noch zu hoch, gerechnet werde mit Gewinnzuwächsen von jeweils 10 bis 13 %. Dabei werde die insbesondere im Euroraum schwache Konjunktur zu einer Fortsetzung der Abwärtsrevisionen der Gewinnerwartungen führen – trotz Rückenwinds von der Währungsseite. Zudem könnten die Gewinnmargen gar nicht mehr stark steigen, da sie bereits ein hohes Niveau erreicht hätten. “Insgesamt erwarten wir beim Dax eine Steigerung des Ergebnisses je Aktie 2015 und 2016 in der Größenordnung von jeweils 5 bis 10 %.Die US-Wirtschaft werde von einer anhaltend hohen Wachstumsdynamik geprägt sein. Letztlich unterstützend werde sich auch die Geldpolitik auswirken, mit der den Expansionsgrad noch erhöhenden EZB und Bank of Japan und nur zögerlichen Zinsanhebungen der US-Notenbank. “Bei vergangenen Leitzinswenden der Fed waren im Zuge der ersten Leitzinserhöhung oftmals Kurskorrekturen zu beobachten. Diese seien in der Regel jedoch temporär und vom Ausmaß begrenzt gewesen. Ferner seien sie nach einigen Monaten wieder mehr als ausgeglichen worden.Für Staatsanleihen prognostiziert die Bank einen moderaten Anstieg der Renditen in den USA und leicht höhere Renditen hierzulande. “Für die Zehnjahres-Bundrendite erscheint das verbleibende Abwärtspotenzial begrenzt, solange es, wie in unserem Basisszenario unterstellt, nur bei spekulativen Hoffnungen auf ein EZB-Staatsanleihekaufprogramm bleibt”, so die Analysten. Auf Sicht von drei Monaten sehen sie die Rendite bei 0,7 %, auf Jahressicht knapp über 1 % (aktuell 0,70 %).Das Umfeld für Covered Bonds werde positiv bleiben, nicht zuletzt wegen der Privilegierung gegenüber anderen Anlageklassen wie Unternehmens- oder Bankanleihen sowie Aktien und Verbriefungen bei dem ab Oktober 2015 für alle europäischen Banken einzuhaltenden Liquiditätspuffer. Auch die Nichteinbeziehung bei der Abwicklung von insolventen Banken werde sich positiv auswirken. Außerdem sei nicht mit vielen Neuemissionen zu rechnen. Nicht zuletzt werde das Covered-Bond-Kaufprogramm der EZB das Segment beflügeln.Nach Einschätzung der BayernLB wird auch bei Unternehmensanleihen im kommenden Jahr nicht mehr viel zu holen sein: “Nach einer Jahresperformance von 7 % bei den Non-Financials seit Jahresanfang erwarten wir für 2015 zwar erneut ein konstruktives Umfeld, allerdings sollten die Erträge deutlich geringer ausfallen.” Das fundamentale Umfeld bleibe aber gut, die Bank verweist auf Schätzung der Ratingagentur Moody’s, nach denen die Ausfallrate bei Unternehmensanleihen in Europa von derzeit 2,5 % auf 1,9 % im Oktober 2015 fallen wird. Dazu komme die relative Attraktivität: Im Vergleich zu Staatsanleihen und Covered Bonds böten Investment-Grade-Unternehmensanleihen mit 1,25 % und High-Yielder mit 4 % immer noch relativ hohe Renditen. Auch hier würden die erwarteten EZB-Käufe im kommenden Jahr für Unterstützung sorgen, allerdings wird auf die zunehmend schwierige Sekundärmarktliquidität hingewiesen.Anlegern empfiehlt die BayernLB eine Übergewichtung der langen Laufzeiten, bei den Sektoren wird vor allem zu Versorgern und Telekom-Unternehmen geraten. Im High-Yield-Segment rät die Bank zu einer Übergewichtung von “BB”-gerateten Anleihen mit Beimischung einzelner “B”-eingestuften Papiere. “,CCC’-geratete Unternehmen sollten aber gemieden werden, da aufgrund eines erwarteten Zinsanstiegs in den USA die Unsicherheit in diesem Segment noch steigen dürfte.” Dollar steigt weiterAuch der Wechselkurs Euro / Dollar werde stark schwanken, im Trend werde der Euro aber weiter schwächeln: Per Ende 2015 rechnen die Analysten mit 1,18 Dollar und im Durchschnitt des Jahres 2018 sogar nur noch 1,05 Dollar. Aktuell liegt der Euro bei 1,2440 Dollar. Der Grund für die Euro-Skepsis ist die nahende Zinswende in den USA. Stark werde sich der Dollar aber nicht nur gegenüber dem Euro präsentieren, sondern gegenüber allen Währungen von Industrieländern mit unveränderter oder zunehmend expansiver Geldpolitik, also auch Australien und Japan, aber auch gegenüber Schwellenländern mit hohen Leistungsbilanzdefiziten. “Deren Finanzierung wird bei einer Verschiebung von Kapitalflüssen hin zu den USA erschwert, auch wenn die eigene Geldpolitik dem entgegenzuwirken versucht”, heißt es mit Blick auf Brasilien und Südafrika. Anders sei die Lage in China und Indien: In China sei der Wechselkurs immer noch politisch gesteuert, zudem sitze das Land auf hohen Leistungsbilanzüberschüssen. In Indien würden die negativen Effekte durch die Aussicht auf Reformen und bessere Investitionsbedingungen überlagert.Die Währungen Australiens, Südafrikas, Brasiliens und eventuell auch Russlands würden zudem weiter durch niedrige Rohstoffpreise belastet werden. Der Yen wird nach Einschätzung der Bank nach einer Zwischenerholung auf Sicht von drei Monaten und mehr gegenüber dem Dollar weiter nachgeben. Prognostiziert wird ein Kurs von 121 Yen pro Dollar in einem Jahr. Beim britischen Pfund sei der mittelfristige Aufwärtstrend intakt, vorerst werde die “Verschnaufpause” des Pfunds aber noch anhalten, da die weitere geldpolitische Lockerung der EZB schon eingepreist sei. “Ein substanziell stärkeres Pfund sehen wir erst Ende 2015”, betont die Bank und nennt einen Kurs von 0,77 Pfund zum Euro (aktuell 0,795). Die Zinswende in Großbritannien wird den Analysten zufolge im August 2015 stattfinden.Die BayernLB geht davon aus, dass die Weltwirtschaft 2015 um 3 % und 2016 um 3,1 % wachsen wird nach voraussichtlich 2,6 % 2014. Die Inflationsraten würden, trotz lockerer Geldpolitik, in den meisten Industriestaaten niedrig bleiben. Für Deutschland wird ein Wachstum von nur 1,4 % erwartet, vor allem wegen der schwachen Investitionstätigkeit, für 2016 wird mit 1,7 % gerechnet. In der Eurozone werde sich die Erholung in “sehr moderaten Tempo” (0,8 % und 1,3 % für 2015 und 2016) fortsetzen. Das US-Wachstum wird in den Jahren 2015 und 2016 mit 3,4 % und 2,7 % er-wartet.