Berenberg rät von Goldaktien ab
Trotz jüngster Einbußen: Gold und Goldminenaktien gehören in diesem Jahr zu den besten Anlagen. Einer Berenberg-Studie zufolge gibt es aber keine Luft mehr nach oben, der weltgrößte Goldproduzent Barrick Gold sei sogar schon viel zu teuer. Chancen werden in der zweiten Reihe gesehen.amb Frankfurt – Nach Ansicht der Berenberg Bank sind Goldminenaktien zwar grundsätzlich ein “must have” für jeden Anleger. Allerdings wird nach dem kräftigen Kursanstieg in diesem Jahr zur Vorsicht geraten. Favorisiert werden Unternehmen mit klarer Strategie und guter Kapitalausstattung, die in der Vergangenheit für Aktionäre Wert geschaffen haben. Die Finger lassen sollten Anleger von Adressen mit optisch attraktiven Bewertungen, heißt es in einer Studie der Privatbank. In einer Ersteinschätzung rät Berenberg nur beim russischen Goldproduzenten Polymetal zum Kauf. Auf “Hold” gesetzt werden Goldcorp, Kinross Gold und Randgold Resources, beim weltweit größten Goldförderer Barrick Gold wird der Verkauf empfohlen.Der Goldpreis hat in diesem Jahr um mehr als 25 % zugelegt. Die Kurse von Goldminenaktien, die die Entwicklung des Goldpreises gehebelt wiedergeben, haben sich gemessen am Nyse Arca Gold Bugs Index seit Jahresanfang sogar mehr als verdoppelt, auch wenn es zuletzt einen Rücksetzer gab. Auch die Aktie von Barrick Gold hat in den vergangenen Wochen verloren, kommt seit Januar aber immer noch auf ein Plus von 148 %. Wegen des rapiden Kursanstiegs sind die meisten Goldproduzenten nach Ansicht der Berenberg Bank mittlerweile angemessen oder zu hoch bewertet – Potenzial wird kaum noch gesehen. Auch Gold selbst halten die Analysten für zu teuer. “Unserer Einschätzung nach ist der aktuelle Goldpreis zu hoch, ein weiterer Sprung nach oben ist nicht zu erwarten”, heißt es in der Studie.Die Analysten führen mehrere Gründe an: Zum einen gehen sie davon aus, dass die US-Notenbank früher oder später die Leitzinsen anheben wird – und höhere Zinsen machen die Goldanlage unattraktiver. Zum anderen sind sie davon überzeugt, dass die Inflation, ein wichtiges Argument für den Goldkauf, unter Kontrolle bleiben wird, für die kommenden Jahre wird lediglich ein leichter Anstieg prognostiziert. Des Weiteren rechnen sie nicht mit einer Abschwächung des US-Dollar; ein schwacher Dollar korreliert in der Regel mit einem hohen Goldpreis, da er Gold für Anleger außerhalb des Dollarraums erschwinglicher macht.Die Analysten liegen mit ihren Goldpreisprognosen eigenen Aussagen zufolge unter den Bloomberg-Schätzungen von 1 336 für 2017, 1 351 für 2018 und 1 368 Dollar je Feinunze für 2019. Sie erwarten lediglich 1 275, 1 250 und 1 200 Dollar. Doch sie sehen auch Risiken für ihre Prognosen, vor allem in Form neuer geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten, aber auch in einem unerwartet starken Wachstum von physisch besicherten ETF. Diese stünden nämlich mittlerweile für 28 % der weltweiten Goldnachfrage, gleich hinter Schmuck mit 37 % und noch vor der Nachfrage nach Barren, Münzen und Medaillen mit 20 %. Richtige StrategieEinzige Kaufempfehlung ist der auf Jersey registrierte russische Gold- und Silberproduzent Polymetal. Der Aktie des hierzulande eher unbekannten Unternehmens, das in Russland, Kasachstan und Armenien Gold und Silber fördert und nicht zu den ganz großen Edelmetallproduzenten gehört, wird ein Kurs von 12 (aktuell 9,81 Pfund) zugetraut. Die Analysten halten die Unternehmensstrategie mit Konzentration auf bestimmte Regionen und auf Gold hohen Reinheitsgrades für gut. In der Vergangenheit sei es Polymetal immer wieder gelungen, durch den Kauf und die Entwicklung von Förderstätten in Russland oder Kasachstan für Aktionäre Wert zu schaffen. Der Aufstieg in den FTSE 100 per 19. September werde zusätzlich für Rückenwind sorgen. Die Ergebnisschätzungen je Aktie liegen für 2016 bis 2018 bei 0,87, 1,20 und 1,39 Dollar.Die meisten Aktien werden hingegen auf “Hold” eingestuft. Dazu gehört auch Randgold Resources (Kursziel 71,90, aktuell 79 Pfund), das auf Goldschürfen in Afrika spezialisierte Bergbauunternehmen mit Hauptsitz in Jersey. Allerdings schneidet die Aktie bei den Analysten unter den auf “Hold” gesetzten Adressen noch am besten ab. Grundsätzlich wird Randgold Resources ähnlich positiv beurteilt wie Polymetal, lediglich die bereits hohe Bewertung hält die Experten von einer Kaufempfehlung ab. Die Gewinnprognosen belaufen sich auf 3,34 für 2016, 3,42 für 2017 und 3,39 Pfund je Aktie für 2018. Wenig PotenzialSkeptischer zeigt sich Berenberg bezüglich Goldcorp und Kinross. Für den kanadischen Goldförderer Goldcorp wird ein Kursziel von 16,50 (aktuell 16,90 US-Dollar) genannt. Das Kursziel für Kinross Gold, ebenfalls aus Kanada, liegt bei 4,60 (aktuell 4,37 US-Dollar). Beide Aktien hätten sich bereits ausreichend verteuert, heißt es in der Studie. Von den Kennziffern her liege die Bewertung auf Branchendurchschnitt, die Free-Cash-flow- und Dividendenentwicklung werde aber enttäuschen. Im Fall von Goldcorp wird der Kauf des kanadischen Unternehmens Kaminak Gold positiv gesehen, das spiegele sich aber bereits im Kurs wider. Die Gewinnschätzungen je Aktie liegen für 2016 bis 2018 bei 0,25, 0,57 und 0,68 US-Dollar.Im Fall von Kinross wird die geplante Erweiterung der Tasiastmine in Mauretanien grundsätzlich begrüßt, die Analysten glauben aber nicht an die prognostizierten Produktionskosten von nur 535 US-Dollar je Feinunze, im zweiten Quartal 2016 hätten diese bei 1 240 US-Dollar gelegen. Für den Gewinn je Aktie werden von 2016 bis 2018 0,11, 0,01 und 0,07 Dollar je Aktie erwartet. Gr0ße Skepsis bei BarrickBarrick Gold, die Nummer 1 unter den Goldproduzenten mit Sitz in Kanada, wird mit “Sell” eingestuft bei einem Kursziel von 15,20, unter der aktuellen Notierung von 18,38 US-Dollar. Trotz des jüngsten Kursrückgangs wegen des stagnierenden Goldpreises und einer vorrübergehenden Minenschließung: Die Analysten halten die Aktie nach dem rasanten Kursanstieg seit Jahresanfang für überbewertet. Nicht gut kommt an, dass Barrick einen Rückgang der Goldproduktion bis 2018 um 21 % in Aussicht gestellt hat, gleichzeitig würden die Investitionsausgaben um 14 % steigen. Potenzial sehen die Analysten für die Aktie allenfalls durch den Verkauf von Kupferproduktionsstätten und anderen nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichen. Die Gewinnschätzungen je Aktie liegen bei 0,72, 0,82 und 0,78 US-Dollar je Aktie. Star-Investor Warren Buffett hat sich im Übrigen von seinen Barrick-Gold-Aktien wieder getrennt. Zu Jahresbeginn hatte er aufgrund von Sorgen über die Entwicklung der Eurozone insgesamt 264 Mill. US-Dollar in Barrick-Aktien gesteckt.