Berenberg rät zu Stahltiteln

ArcelorMittal, ThyssenKrupp und Salzgitter zum Kauf empfohlen - Bank legt bei Klöckner den Verkauf nahe

Berenberg rät zu Stahltiteln

Die Analysten der Berenberg Bank sind für eine Reihe von Aktien aus dem Stahlsektor optimistisch gestimmt. Sie rechnen mit einer konjunkturellen Erholung sowie höheren Margen und halten Anti-Dumping-Maßnahmen gegen chinesische Importe für möglich.ku Frankfurt – Die Analysten von Berenberg sind für die Aktien aus dem Stahlsektor optimistisch. In einer Ersteinschätzung der Branche schreiben sie, es sei von einer verbesserten zyklischen Dynamik im Sektor im kommenden Jahr auszugehen, die die Margen der Unternehmen stütze. Die Verbesserung der Margen werde aber vor allem auf sinkenden Rohstoffkosten der Hersteller und nicht auf Preiserhöhungen beruhen.Gleichwohl raten die Experten der hanseatischen Privatbank bei einigen Titeln der Branche zum Kauf – unter anderem wegen der niedrigen Bewertungen. Sie raten zum Einstieg bei ArcelorMittal, ThyssenKrupp, Salzgitter und den beiden amerikanischen Werten Nucor und Steel Dynamics. Bei Voestalpine (Kursziel 38 Euro, aktueller Kurs 32,92 Euro) und der schwedischen SSAB (Kursziel 40 skr, aktueller Kurs 36,35 skr) reicht es nur zu einer Einstufung mit “Hold”, während beim Stahlhändler Klöckner & Co gar der Verkauf nahegelegt wird. Die Analysten rechnen damit, dass die Stahlpreise zum Jahresende ihren Tiefpunkt erreichen werden, da sich die Schrottpreise leicht verbesserten. Allerdings, so schränken sie ein, gebe es nur wenig Aufwärtspotenzial im kommenden Jahr, weil der Druck wegen des Preisverfalls bei den Rohstoffen der Stahlherstellung Preiserhöhungen bei Stahl verhindere. Als positiv für europäische und amerikanische Unternehmen verbuchen sie, dass es wohl zu Anti-Dumping-Maßnahmen der USA und der Europäischen Union (EU) gegen billige chinesische Importe kommen werde. Als einen positiven Faktor nennen sie auch mögliche konjunkturstützende Maßnahmen seitens der chinesischen Regierung.Allerdings sehen sie auch Risiken für die Branchen. Dazu gehöre die Gefahr einer weiteren Abwertung der chinesischen Währung Yuan, eine mögliche weitere konjunkturelle Eintrübung in Brasilien und Russland und die Möglichkeit, dass die laufenden Dumping-Untersuchungen in der EU und den USA entgegen den Erwartungen doch nicht zu konkreten Gegenmaßnahmen führen. Fusionsfantasie möglichDarüber hinaus könne auch Fantasie hinsichtlich Aktivitäten im Bereich Mergers & Acquisitions (M & A) entstehen. Am wahrscheinlichsten sei eine mögliche Zusammenführung der Stahlsparten von ThyssenKrupp und Salzgitter, was die Analysten als den vernünftigsten Schritt innerhalb der europäischen Stahlindustrie bezeichnen. Dies würde auch zu einer Verkleinerung der Kapazitäten führen.Was die Konjunkturseite betrifft, so sehen die Analysten in den zurückliegenden europäischen Volkswirtschaften wie Italien und Frankreich frühe Anzeichen einer Erholung. Das “Quantitative Easing” durch die Europäische Zentralbank (EZB) lasse den Euro auf einem niedrigen Niveau, was die Exporte antreibe. Für China halten die Experten die Gefahr einer harten Landung für gering, da sie für die Regierung noch diverse Möglichkeiten der Gegensteuerung sehen. In den USA würden steigende Löhne zu einer weiteren Stärkung des Konjunkturzyklus führen. Das Ausgabeverhalten der US-Verbraucher bleibe robust.Beim weltgrößten Stahlhersteller ArcelorMittal (“Buy”) halten die Analysten ein Kursziel von 7,50 Euro für angemessen, bei einem aktuellen Kurs von 5,70 Euro. Zwar werde das Umsatzwachstum von den Rezessionen in Brasilien und Russland behindert. Der Konzern sei aber stark im amerikanischen und europäischen Automobilsektor vertreten. Rund 75 % des Absatzes von ArcelorMittal gingen in die USA oder die EU, wo die Volkswirtschaften an Wachstumstempo zulegten und der Stahlmarkt sich dagehend verändere, dass höhere Margen möglich seien. Zudem gebe es Restrukturierungspläne bei dem Konzern in Europa und bald auch in den USA. Ferner könnten sich Anti-Dumping-Maßnahmen positiv auswirken. Restrukturierung greiftBei ThyssenKrupp (“Buy”) hält Berenberg ein Kursniveau von 26 Euro für angemessen, ausgehend vom aktuellen Preis der Aktien von 17,59 Euro. Die Analysten verweisen auf Wachstum sowohl im Kerngeschäft als auch in den Randbereichen. In den profitabelsten Divisionen, den Aufzugs- und Autozuliefererbereichen, führe das verbesserte konjunkturelle Umfeld zu einer Belebung. Das laufende Restrukturierungsprogramm des Konzerns werten sie als ein “kolossales” und sehr effektives Unterfangen. Die Ergebnisse seien greifbar und würden in den meisten Fällen die ursprünglichen Erwartungen des Managements übertreffen. Zudem sehen die Analysten im Bereich M & A mittel- und langfristig Möglichkeiten, den Shareholder Value zu erhöhen, etwa durch eine Fusion der Stahlaktivitäten. Für die Salzgitter-Aktie wird das Kursziel auf 40 Euro festgelegt, bei einem aktuellen Kurs von 25,95 Euro. Für die Geschäftsbereiche, die im Konjunkturzyklus spät reagieren, sieht man bei Berenberg solide Anzeichen einer Erholung. Zudem zeigten sich die Auswirkungen des fast vollendeten Restrukturierungsprogramms. Daher sei Salzgitter eine der seltenen Equity Stories, bei denen der Abschluss eines Restrukturierungsprogramms mit einem Aufschwung zusammenfalle. Zudem bessere sich der Ausblick im Geschäft mit Röhren großen Durchmessers. Eine Reihe von Projekten werde zu Aufträgen für Salzgitter führen. Ferner sehe die Bilanz als Ergebnis des Verkaufs des Vallourec-Anteils gut aus.Nucor (“Buy”, Kursziel 52 Dollar bei einem Kurs von 41,45 Dollar) profitiere von der robusten Konjunktur, frühen Anzeichen einer Erholung in der Bauindustrie, einem breiten Produktportfolio und einer Zuliefererkette, die den Druck durch steigende Schrottpreise fernhalte. Die Aussicht auf Anti-Dumping-Maßnahmen der US-Regierung verbessere den Ausblick. Schutzzölle erwartetDiese erwarteten Maßnahmen der Regierung, die bis zu 7 % der amerikanischen Stahlnachfrage betreffen könnten, werden auch bei Steel Dynamics (Kursziel 24 Dollar, aktueller Kurs 19,18 Dollar) als positiver Faktor genannt, ebenso wie der Kauf des Columbus-Stahlwerks in Mississippi. Außerdem verfüge das Unternehmen über einen soliden Produktmix und eine hoch variable Kostenstruktur.Nach Ansicht der Analysten sind steigende Stahlpreise für Klöckner & Co (“Sell”, Kursziel 7 Euro, aktueller Kurs 8,18 Euro) als Handelshaus und Distributor ein entscheidender Treiber für Ergebnisanstieg – mehr noch als für Stahlhersteller. Die fallenden Rohstoffpreise würden jedoch den Druck auf die Stahlpreise erhöhen – selbst bei der Verhängung von Schutzzöllen.