Berenberg senkt Kursziele für Automobilaktien
ck Frankfurt
Die Berenberg Bank ist für die Aussichten der Automobilaktien skeptischer und senkt daher ihre Kursziele für fünf Titel des Sektors. Das Institut, das seine Gewinnerwartungen für die Branche für 2023 um 10% reduziert, hält eine schwächere Nachfrage für zunehmend wahrscheinlich, was es unter anderem mit Befürchtungen über die Erschwinglichkeit begründet. Zudem würden die Input-Kosten der Hersteller von steigenden Zahlungen an die Zulieferer getroffen, was durch fragile Logistiknetzwerke verschärft werde. China stelle nach dem Neujahrsfest allerdings eine unbekannte Größe dar.
Für die im Massenmarkt engagierten Hersteller befürchtet die Bank eine Preis-Mix-Erosion. Dagegen werden die Premium- und Luxussegmente ihrer Einschätzung nach besser in der Lage sein, ihre durchschnittlichen Verkaufspreise zu halten, teilweise dank neuer Top-End-Modelle und Sondereditionen. Die Volumenausblicke der Autohersteller auf das neue Jahr werden Berenberg zufolge angesichts der noch unklaren Aussichten, was die Auftragsentwicklung in Europa und in den USA sowie die chinesische Nachfrage nach dem Neujahrsfest betrifft, konservativ ausfallen. Ihre Prognose für den globalen Absatz reduziert die Bank auf 82,6 Millionen Fahrzeuge, womit sie nun für das laufende Jahr einen Anstieg um 5% prognostiziert – nach einem Rückgang im zurückliegenden Jahr von 80,3 auf 78,7 Millionen Fahrzeuge.
Tesla wird von Berenberg allerdings bei einem von 255 auf 200 gesenkten Kursziel (aktueller Kurs: 173) Dollar von „Hold“ auf „Buy“ zurückgestuft. Die von dem Unternehmen angekündigten Preissenkungen sind dem Institut zufolge eine Investition in Wachstum, was die Kostenführerschaftsstrategie des Unternehmens reflektiere. Neue Produktionswerke böten eine mehrjährige Chance, was Kapital- und Arbeitseffizienz betreffe. Weitere Skaleneffekte ergäben sich aus dem Ausbau der Batteriezellenproduktion.
BMW wiederum wird mit bestätigtem Kursziel von 95 (aktuell 91,48) Euro von „Buy“ auf „Hold“ zurückgestuft. „Wir glauben, dass andere Automobilhersteller die konsistente Umsetzung und das Aktienrückkaufprogramm als Drehbuch für Aktienkursaufwertung anschauen können.“ Allerdings erschwerten ein sich verlangsamender Auftragseingang in Europa und branchenweiter Kostendruck einen weiteren Anstieg. Die Ergebnisprognosen je Aktie für 2023 und 2024 werden von 14,63 auf 14,14 Euro und von 15,98 auf 15,41 Euro nach für 2022 geschätzten 26,09 Euro reduziert.
Auch General Motors wird von „Buy“ auf „Hold“ zurückgestuft, das Kursziel wird von 45 auf 41 (derzeit 37,01) Dollar reduziert. Eine Reihe neuer elektrisch betriebener Fahrzeuge werde dem Unternehmen in den wichtigen SUV- und Pick-up-Segmenten zu Schwung in der Auftragsentwicklung verhelfen. Allerdings erfordere sein Plattformansatz eine tiefere Lieferkettenintegration, was im Vergleich zu einigen Wettbewerbern mehr Zeit für die Umsetzung erfordern könnte. Die Ergebnisprognosen für 2023 und 2024 werden von 7,26 auf 5,68 und von 8,02 auf 5,79 Dollar gesenkt.
Porsche AG zählt neben Renault zu den zwei Werten, für die Berenberg die Kursziele anhebt. Mit beibehaltener Kaufempfehlung traut die Bank der Aktie nun 120 nach bislang 96,80 (aktuell 107) Euro zu. „Wir glauben, dass ein Rekordauftragsbestand für Fahrzeuge mit hohen durchschnittlichen Verkaufspreisen von mehr als 110000 Euro die Luxussegmente des Unternehmens von der nachlassenden Verbrauchernachfrage isolieren sollte“, so die Analysten. Das Institut erhöht seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr von 5,90 auf 5,98 Euro. Das begründet es mit einer anhaltend starken Preisentwicklung sowie damit, dass Sondereditionen des 911ers im laufenden Jahr das Ergebnisrisiko reduzieren. Renault traut Berenberg mit bestätigter Kaufempfehlung nun 43 nach bislang 36 (derzeit 36,63) Euro zu. Die Ergebnisschätzungen für 2023 und 2024 werden von 8,75 auf 8,88 und von 10,80 auf 11,05 Euro je Aktie erhöht. Angesichts der anhaltend reibungslosen Umsetzung des „Renaulution“-Plans des Unternehmens, sollte die Aktie im laufenden Jahr weiterhin von sich verbessernden Produktionsvolumina und widerstandsfähigen Preis-Mix-Vorteilen profitieren, so das Institut.
Mercedes-Benz Favorit
Mercedes-Benz ist der Favorit der Bank, die die Aktie mit einem unveränderten Kursziel von 80 (aktuell 67,72) Euro weiter zum Kauf empfiehlt. Sein zunehmend auf Top-End-Fahrzeuge setzendes Portfolio stütze die Ertragsnachhaltigkeit im Vergleich zu den Wettbewerbern, eine Strategie, die der Markt noch nicht hinreichend würdige. Volkswagen wiederum wird mit einem von 160 auf 145 (derzeit 126,26) Euro gesenkten Kursziel weiter zum Halten empfohlen. Das Institut glaubt, dass die zunehmende Präsenz des Unternehmens im mittleren Preisbereich bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs in diesem Segment mit negativen Auswirkungen auf den Preismix einhergeht. Ford wird mit einem von 14 auf 13 (aktuell 13,07) Dollar reduzierten Kursziel weiter zum Halten, Stellantis mit einem von 19 auf 18 (aktuell 14,02) Euro gesenkten Ziel weiter zum Kauf empfohlen.