Betongold-Boom auch an der Börse

Warburg sieht für Immobilienaktien Luft nach oben - Favoriten Deutsche Wohnen und Alstria Office

Betongold-Boom auch an der Börse

Die deutschen Immobilienaktien haben sich nach dem deutlichen Kursrücksetzer im Herbst wieder erholt. Warburg Research rechnet für die meisten Adressen mit weiteren Kursgewinnen, einige sind einer Studie zufolge aber schon angemessen bewertet.amb Frankfurt – Laut Warburg Research wird sich der Preisanstieg am deutschen Immobilienmarkt fortsetzen. Das werde auch den börsennotierten Immobilienunternehmen zugutekommen. Die Privatbank rät daher bei den meisten der untersuchten Wohnungs- und Gewerbeimmobilienunternehmen zum Einstieg. Die günstige demografische und solide wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, ein gesunder Arbeitsmarkt, steigende verfügbare Einkommen und niedrige Zinsen sorgten für Rückenwind. “Wir sehen aktuell keine Anzeichen für eine kurzfristige Umkehr dieses Trends”, heißt es.Empfohlen werden insbesondere Deutsche Wohnen und Alstria Office, aber auch Vonovia, LEG Immobilien, Buwog, Aroundtown, TLG Immobilien, VIB Vermögen und GxP. Nur TAG Immobilien, Deutsche Euroshop und WCM werden auf “Hold” gestuft. Auch andere Analysten rechnen mit weiter steigenden Kursen von Immobiliengesellschaften wie Deutsche Wohnen, Alstria Office und Vonovia. Boom-Ende nicht in SichtÜber Jahre ging es für viele deutsche Immobilienaktien aufwärts – bis zum Spätsommer 2016. Dann begannen Investoren, Gewinne mitzunehmen, die Kurse gaben deutlich nach. Staatliche Eingriffe wie die Mietpreisbremse und viele Neubauprojekte verunsicherten Anleger, die ein Ende des Preisanstiegs am deutschen Immobilienmarkt befürchteten. Auch die Zinsanhebungen in den USA spielten eine Rolle. Bislang kann von einem Ende des Immobilienbooms hierzulande aber keine Rede sein. Zuletzt haben sich Immobilienaktien daher wieder erholt, auch wenn die Verluste zum Teil noch nicht wettgemacht sind.Warburg Research ist optimistisch gestimmt: Angesichts der anhaltenden politischen Unsicherheiten in und außerhalb Europas sei Deutschland für Anleger besonders attraktiv. Das gute wirtschaftliche Umfeld mit soliden Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts, zurückgehende Arbeitslosenzahlen, der Anstieg der Bevölkerungszahl innerhalb eines Jahres um 600 000 auf 82,8 Millionen per Ende 2016, die wegen der sinkenden Personenzahl pro Haushalt noch stärker steigende Anzahl der Haushalte und die niedrigen Zinsen beflügelten die Nachfrage nach Immobilien deutlich. Die Bautätigkeit ziehe zwar an, könne aber nicht mithalten.Den Wohnbauunternehmen ist Warburg zufolge ein guter Start in das neue Jahr gelungen: Die Transaktionsvolumina stiegen im ersten Quartal um 30 % auf 3,2 Mrd. Euro. Die durchschnittlichen Kaufpreise lagen etwas über 2 000 Euro je Quadratmeter und bei 127 000 Euro je Wohnung – Rekordwerte. Im Bereich der Gewerbeimmobilien ist das Transaktionsvolumen laut Studie um 49 % im Jahresvergleich auf 12,6 Mrd. Euro gestiegen – damit war das erste Quartal das beste Quartal aller Zeiten.Favoriten der Analysten sind Deutsche Wohnen und Alstria Office. Als in vielerlei Hinsicht “Klassenbester” bezeichnet Warburg Research Deutsche Wohnen und nennt ein Kursziel von 37,20 Euro (aktuell 34,94). Die Nummer 2 unter den Wohnungsunternehmen in Deutschland mit Objekten schwerpunktmäßig in Berlin, dem Rhein-Main-Gebiet und der Region Braunschweig/Hannover profitiere von steigenden Mieten und Kaufpreisen an diesen Orten. Das “Best in Class”-Portfolio, die höchsten Mieten, die niedrigsten Leerstandsraten, ein effizientes Management und solide Finanzen sprechen laut Warburg Research für Deutsche Wohnen. Für den Gewinn je Aktie des M-Dax-Unternehmens werden für die Jahre 2017 bis 2019 3,10, 1,96 und 2,01 Euro prognostiziert. Gesunkene LeerstandsquoteDie auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Gesellschaft Alstria Office (Kursziel 14,20 Euro, aktuell 12,21) punkte mit einem gut diversifizierten Portfolio in Hamburg, Rhein-Ruhr, Rhein-Main und Stuttgart und einer deutlich gesunkenen Leerstandsquote. 90 % der Immobilien lieferten stabile und sichere Cash-Flows. Das operative Ergebnis (Funds form Operations, FFO) des M-Dax-Unternehmens werde dank niedrigerer Refinanzierungskosten und Kostensenkungsmaßnahmen steigen. Die Gewinnschätzungen liegen für 2017 bei 1,05 Euro, für 2018 bei 1,01 und für 2019 bei 0,83 Euro.Unter den Wohnimmobilienunternehmen wird zudem bei Vonovia, LEG Immobilien und Buwog zum Kauf geraten, unter den Gewerbeimmobilienkonzernen zu Aroundtown, TLG Immobilien, VIB Vermögen und GxP. Für Vonovia, die vor kurzem den Konkurrenten Conwert übernommen hat, wird ein Kursziel von 37,90 Euro (aktuell 34,98) genannt. Der Dax-Konzern ist die größte Wohnimmobiliengesellschaft Deutschlands und nach Unibail-Rodamco die Nummer 2 unter den gelisteten Wohnimmobiliengesellschaften Europas. Vonovia setze auf die Standardisierung von Prozessen und Skaleneffekte und sei sehr innovationsfähig, was den Analysten zufolge anhaltende Wettbewerbsfähigkeit garantiert.LEG Immobilien (Kursziel 92 Euro, aktuell 85,05) wird von den Analysten als Wachstumsstory im -Bereich “erschwingliches Wohnen in NRW” bezeichnet. Für Buwog (Bauen und Wohnen Gesellschaft) nennen sie ein Kursziel von 28,30 -Euro (aktuell 25,67), das österreichische Wohnungsunternehmen mit Immobilien vor allem in den Metropolen Wien und Berlin hat den Analysten zufolge einen Wettbewerbsvorsprung in der Immobilienentwicklung. Ebenfalls empfohlen werden im Bereich der Gewerbeimmobilien Aroundtown, TLG Immobilien, VIB Vermögen und GxP. Aroundtown ist für Warburg ein “Allrounder” mit stetigen Wachstumsraten in vielen Bereichen, der Aktie werden 6 Euro (aktuell 4,69) zugetraut. TLG Immobilien (Kursziel 21,30 Euro, aktuell 18,11) sei auf dem besten Weg, zu einem deutschlandweit tätigen Gewerbeimmobilienunternehmen zu werden.Attraktive Chancen in der Kernregion Süddeutschland sehen die Analysten für VIB Vermögen (Kursziel 24,20 Euro, aktuell 21,5). Ebenfalls geraten wird zu GxP German Properties, das Unternehmen bewege sich mit Fokus auf Immobilien zwischen 5 und 100 Mill. Euro in einer profitablen Nische mit wenig Konkurrenz – zu teuer für die meisten Privatleute, zu klein für institutionelle Investoren. Hier wird ein Kursziel von 0,80 Euro (aktuell 0,62) genannt.Für bereits angemessen bewertet halten die Analysten TAG Immobilien, Deutsche Euroshop und WCM, alle drei werden lediglich auf “Hold” gestuft. Für TAG Immobilien liegt das Kursziel nur bei 14,20 Euro und damit in etwa auf dem Niveau der aktuellen Notierung (13,25 Euro), für Deutsche Euroshop bei 41,60 Euro (aktuell 37,18), und für WCM bei 3,40 Euro (aktuell 3,19). Vonovia hat viele FansDie großen Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen, Alstria Office und Vonovia haben unter anderen Analysten ebenfalls viele Fans. Bezüglich Deutsche Wohnen zeigen sich auch die Commerzbank, Nord/LB, Société Générale, Morgan Stanley und UBS zuversichtlich. Einige plädieren für “Hold”, wie das Bankhaus Lampe, J. P. Morgan, Oddo Seydler und Independent Research. Lediglich Goldman Sachs rät zum Verkauf. Laut Commerzbank (Kursziel 39 Euro) gibt es immer mehr Gründe für eine optimistische Einschätzung, dazu gehöre nun auch die Einstufung als möglicher Übernahmekandidat. Der Nord/LB zufolge hat der Konzern im ersten Quartal solide abgeschnitten und die Markterwartungen etwas übertroffen. Insbesondere der Berliner Immobilienmarkt habe sich weiter dynamisch entwickelt. Goldman hat das Kursziel für Deutsche Wohnen in dieser Woche von 29,20 auf 30 Euro angehoben, hält die Bewertung aber immer noch für hoch.Bei Alstria Office raten auch die Berenberg Bank, die UBS und die Baader Bank zum Einstieg. Berenberg hat die Einstufung für Alstria Office nach Zahlen zum ersten Quartal auf “Buy” (Kursziel 14 Euro) belassen, das Unternehmen habe sowohl beim Vermietungsvolumen als auch bei den Zukäufen Fortschritte gemacht, hieß es. Laut UBS (Kursziel 13,50 Euro) hat der Spezialist für Gewerbeimmobilien im ersten Quartal wie erwartet abgeschnitten, die Analysten trauen Alstria zur Jahresmitte eine Aufstockung der Jahresziele zu. Die Deutsche Bank bestätigte die Einstufung “Hold” (Kursziel 11,50 Euro). Die Ergebnisse des Immobilienkonzerns für das erste Quartal hätten nicht überrascht, die Bank rechnet nach dem zweiten Quartal mit einer Anhebung der Jahresziele um 5 %.Für Vonovia bestätigte Independent Research nach den am Mittwoch veröffentlichten Quartalszahlen die “Halten”-Empfehlung und das Kursziel von 36 Euro, die Prognosen für die FFO je Aktie wurden aber für 2017 und für 2018 angehoben. Das Marktumfeld bleibe positiv, hieß es. Begrenzt werde das Aufwärtspotenzial der Aktie aber durch das aktuelle Bewertungsniveau. Auch die Commerzbank (Kursziel 33,80 Euro) und die UBS (Kursziel 35 Euro) votierten nach Bekanntgabe der Zahlen mit “Hold” beziehungsweise mit “Neutral”, die Berenberg Bank (Kursziel 40 Euro) riet hingegen weiter zum Einstieg. Vonovia hat sehr gute Zahlen für das erste Quartal vorgelegt: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die FFO um 17 % auf 218 Mill. Euro. Geteilte Meinungen zu TAGDie skeptischere Haltung von Warburg Research bezüglich TAG Immobilien teilen auch andere Analysten. Im Mai stuften Oddo Seydler, die Deutsche Bank, S & P Capital, die Nord/LB und die Baader Bank die Aktie auf “Hold” oder “Neutral”, nur Berenberg setzt TAG auf “Buy”. Bei WCM dominieren die neutralen Einstufungen, etwa von Oddo Seydler, Equinet und SRC Research. Anders sieht es beim Shoppingcenter-Spezialisten Deutsche Euroshop aus, hier gibt es viele Kaufempfehlungen, etwa von Independent Research, der Berenberg Bank und Equinet.