Biosimilars als Wachstumstreiber

DZ Bank erwartet Boom der Nachahmermedikamente - Nur Fresenius zum Kauf empfohlen

Biosimilars als Wachstumstreiber

Ihnen wird eine große Zukunft prophezeit: Biosimilars, also Folgepräparate von Biopharmazeutika mit abgelaufenem Patent. Die DZ Bank hat in einer Studie die Auswirkungen des Booms auf die deutschen Pharmaunternehmen und deren Zulieferer untersucht. Sie sieht zwar viel Geschäftspotenzial, hält die Aktien aber überwiegend für richtig bewertet.amb Frankfurt – Nach Ansicht der DZ Bank werden Fresenius, Merck, Gerresheimer und Sartorius stark vom Boom der Biosimilars profitieren. Für Bayer hat der Trend hin zu diesen Nachahmermedikamenten einer Studie der Bank zufolge hingegen keine Auswirkungen. Kurspotenzial leiten die Analysten daraus aber nicht ab: Abgesehen von Fresenius seien die Aktien schon mehr oder weniger fair bewertet. Sartorius sei sogar schon viel zu teuer, die Aktie wird auf “Verkaufen” gestuft. Fresenius ist die einzige Kaufempfehlung. Patentzeit abgelaufenBiosimilars sind Nachahmerprodukte von Biopharmazeutika, die nach Ablauf der Patentzeit des Originalwirkstoffs zugelassen werden können. Im Vergleich zum Original sind sie deutlich günstiger: Aktuell werden Biosimilars im Internet mit einem Preisabschlag von rund 15 bis 40 % angeboten, heißt es in der Studie. Anders als klassische Generika sind die biotechnologisch erzeugten Wirkstoffe dem Original zwar ähnlich, aber nicht völlig mit ihm identisch. Daher sind die Zulassungs- und Überwachungsmaßnahmen der zuständigen Behörden auch härter als bei klassischen Generika.Die Analysten gehen davon aus, dass der weltweite Pharmamarkt ohne Generika, der 2017 einen Wert von 1 162 Mrd. Dollar hatte, bis 2025 um jährlich 4 % wachsen wird. Für Biosimilars erwarten sie aber ein weiter überdurchschnittliches Wachstum, und zwar ein jährliches Plus von 30 % bis auf 74 Mrd. Dollar im Jahr 2025. Für die anderen Segmente, die niedermolekularen Wirkstoffe (“Small Molecules”) und Biologica (Originalwirkstoffe), gehen sie unterdessen nur von einem Plus von 19 % auf 1 069 Mrd. Dollar bzw. 9 % auf 500 Mrd. Dollar aus. Ihren Schätzungen zufolge wird der Anteil der Biosimilars am globalen Pharmamarkt damit bis 2025 von 1 % auf 5 % steigen. Große ChancenNicht nur für die Pharmakonzerne würden sich damit große Chancen eröffnen. Da die Produktion von biopharmazeutischen Produkten und Biosimilars äußerst komplex und sensibel ist, stellten Pharma-/Biotechkunden auch höchste Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Zuverlässigkeit der eingesetzten Geräte und Verpackungen. Das komme dem Zulieferersegment, in dem Sartorius und Merck sich bewegen, zugute, ebenso wie Verpackungsanbietern wie Gerresheimer. Der Vorteil für die Zulieferer: Der Markt ist gekennzeichnet durch sehr hohe Markteintrittsbarrieren, langjährige Kundenbeziehungen und kaum vorhandenen Preisdruck, wie die Analysten erläutern. “Im Wesentlichen sind die wichtigsten Teilmärkte Angebotsoligopole, in denen Sartorius und Merck meistens zu den Top-3-Anbietern gehören.”Allerdings hält die Bank die Aktien der betroffenen Unternehmen fast alle für bereits angemessen bewertet oder sogar für zu teuer. Ausnahme ist Fresenius, die Analysten stufen die Aktie des Bad Homburger Gesundheitskonzerns von “Halten” auf “Kaufen” hoch und begründen das mit der attraktiven Bewertung und den guten mittelfristigen Perspektiven. Sie setzen auch das Kursziel deutlich hoch, und zwar von 48 auf 61 Euro (aktuell 51,45 Euro). Die Bank sieht Fresenius als gut positioniertes, diversifiziertes globales Healthcare-Unternehmen, das Umsatz- und Ergebnispotenzial in allen Geschäftsbereichen besitze – auch im Biosimilars-Bereich. Die Schwächephase sei bald vorbei, ab dem zweiten Halbjahr 2019 rechnen sie wieder mit verbesserten Erträgen und auch mittelfristig mit einem soliden Wachstum. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie bleiben bei 3,35 Euro für 2019, 3,65 Euro für 2020 und 4 Euro für 2021.Ebenfalls auf “Halten” stuft die Bank die Darmstädter Merck und setzt den fairen Wert ganz leicht von 110 auf 111 Euro (aktuell 97,18 Euro) hoch. Auch der Anbieter von Medikamenten, Labormaterial sowie Flüssigkristallen, Pigmenten und Elektronikchemie wird der Studie zufolge vom Biosimilars-Boom profitieren. Für 2019 erwarten die Experten allerdings nur eine moderate Gewinnentwicklung. Die Übernahme des US-Spezialchemieherstellers Versum befürworten sie, sofern der Preis nicht erhöht werde. Die Ergebnisprognosen je Aktie bleiben bei 5,43 Euro für 2019, 5,77 Euro für 2020 und 6,13 Euro für 2021. Alles schon eingepreistAußerdem nimmt die Bank die Beurteilung des Düsseldorfer Verpackungsherstellers Gerresheimer wieder auf und votiert mit “Halten” bei einem Fair Value von 68 Euro (aktuell 69,10 Euro). Gerresheimer bewege sich größtenteils in Märkten mit hohen Markteintrittsbarrieren und moderaten, aber dafür stetigen Zuwächsen. Die überwiegende Mehrheit der biologisch wirkenden Medikamente stelle besondere Herausforderungen an die Medikamentenverpackung, Gerresheimer sei mit ihrem Produktportfolio aus vorbefüllbaren Spritzen, Autoinjektoren, Pen-Systemen und Infusionspumpen hervorragend gerüstet, dies zu meistern. Allerdings spiegele sich das in der aktuellen Bewertung schon wider. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie liegen für 2018/2019 bei 3,98 Euro, für 2019/2020 bei 4,27 Euro und für 2020/2021 bei 5,15 Euro. Monsanto belastetFür Bayer bestätigen die Analysten das “Halten”-Votum und den Fair Value von 62 Euro (aktuell 61,42 Euro). Das hat aber nichts mit Biosimilars zu tun: Negative Auswirkungen des Booms auf das Pharmaportfolio von Bayer erwarten die Analysten nicht. Die Crux bleibt aus ihrer Sicht vielmehr die Monsanto-Übernahme: Sie gehen davon aus, dass aufgrund der vielen anhängigen Glyphosat-Klagen die niedrige Bewertung für Bayer anhalten wird. “Die Rechtsstreitigkeiten werden bis zu den ersten rechtskräftigen Urteilen den größten Einfluss auf die Kursentwicklung haben”, heißt es in der Studie. Die Gewinnprognosen je Aktie bleiben bei 6,80 Euro für 2019, 7,55 Euro für 2020 und 8,23 Euro für 2021.Skeptisch zeigen sich die DZ Bank-Analysten bezüglich Sartorius, sie halten die Vorzugsaktien trotz des guten Geschäftsverlaufes für überbewertet und nehmen dementsprechend die Coverage mit “Verkaufen” und einem Fair Value von nur 122 Euro (aktuell 144 Euro) wieder auf. Als Zulieferer profitiere Sartorius stark vom Boom bei Biopharmazeutika und Biosimilars. Die Laborsparte entwickle sich solide. Die extrem hohe Bewertung des Unternehmens sei durch die guten Fundamentaldaten aber nicht mehr zu rechtfertigen, so die Analysten. Die Gewinnprognosen liegen weiter bei 2,90 Euro, 3,21 Euro und 3,50 Euro je Aktie für 2019 bis 2021.