Biotechaktien gelten als attraktiv bewertet
kjo Frankfurt – Biotechaktien zählen zu den Bestperformern der vergangenen zehn Jahre. Nach einer überdurchschnittlich starken Wertentwicklung von 2010 bis Anfang des Jahres 2015 lösten Hedgefonds eine Konsolidierung aus, die sich nun dem Ende zuneigt, meint die Erste Asset Management. Der Nasdaq-Biotechnologie-Index, das für Biotechaktien wichtigste Kursbarometer, konnte seit Jahresbeginn rund 19 % an Wert zulegen.Auch die Emissionstätigkeit von Aktien habe im zweiten Quartal 2017 deutlich angezogen. Nach Überzeugung von Harald Kober, Senior Fondsmanager bei Erste Asset Management, wird der Biotechnologiesektor von neuen, innovativen und erfolgreichen Medikamentenentwicklungen profitieren: “Wir rechnen in den nächsten Jahren mit einem durchschnittlichen zweistelligen Umsatz- und Gewinnwachstum der an der Börse notierten Biotechnologieunternehmen”, sagt der Experte. Ausgaben steigenDas Gesundheitswesen gelte als Leitindustrie des 21. Jahrhunderts. Durch das Wachstum der weltweiten Bevölkerung auf 9,2 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 und die prognostizierte Verdoppelung der Personen über 60 Jahre bis dahin werden die Ausgaben für Gesundheit in den OECD-Ländern von derzeit 6 % des Bruttoinlandsprodukts auf 9,5 % steigen, so die Annahme der OECD. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms habe die Medikamentenentwicklung revolutioniert. Trotz zahlreicher Innovationen und Forschungserfolge seien nur wenige Medikamente für die 1 200 seltensten Krankheiten am Markt.Selbst in den Vereinigten Staaten, die seit dem Amtsantritt von Präsident Trump durch die politische Debatte um eine Abänderung der Gesundheitsreform (Obamacare) in die Schlagzeilen geraten seien, werde die Gesundheitswirtschaft im nächsten Jahrzehnt der größte Arbeitgeber sein, so die Ansicht von Kober. Viele Krankheiten seien noch nicht erforscht, geschweige denn gebe es wirksame Medikamente. Das könnte sich laut Kober bald ändern. Für 2017 erwartet der Experte die Zulassung einer ganzen Reihe neuer Medikamente, etwa des Hautkrankheitspräparats Dupixent von Sanofi, des Wirkstoffs Ocrevus von Roche gegen multiple Sklerose oder Durvalumab, ein Onkologie-Medikament von AstraZeneca gegen Blasenkrebs. Firmen halten Cash bereit”2016 stammten bereits 60 % aller Medikamentenzulassungen aus den Labors von Biotechnologie-Unternehmen”, wie Kober unter Berufung auf Zahlen von Evaluate Pharma feststellt. “Wir gehen davon aus, dass die Erfolgsquote der Biotechunternehmen rasant steigen wird.” Das sei einer von mehreren Gründen, weshalb die Übernahmeaktivitäten wieder an Dynamik gewonnen hätten. “Die großen Pharmariesen halten Cash für Übernahmen bereit. Wir sehen, dass sich die Emissionstätigkeit von Aktien im zweiten Quartal 2017 verglichen mit den zwei Quartalen davor mehr als verdoppelt hat.” Damit könnte die ersehnte Trendwende bei Biotechaktien begonnen haben. “Es hat schon schlechtere Einstiegszeitpunkte gegeben.” Auf Basis des Kurs-Umsatz-Verhältnisses sei der gesamte Sektor an der Börse nur etwa halb so hoch bewertet wie am vorläufigen Höhepunkt der Aktienkurse im März 2015, führt Kober aus.