BlackRock: Niedrigzinsumfeld hält an

US-Renditekurve wird aber steiler - Dollar könnte 2017 die Parität zum Euro durchbrechen

BlackRock: Niedrigzinsumfeld hält an

kjo Frankfurt – Die Kapitalmarktexperten von BlackRock erwarten für das kommende Jahr ein etwas stärkeres globales Wachstum. In den USA wird es laut Martin Lück, Leiter der Kapitalmarktstrategie in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, zu einer kurzfristigen Beschleunigung des Wachstums kommen, die er im Zusammenhang mit den wirtschaftspolitischen Impulsen des neuen Präsidenten Donald Trump sieht. Trump sei der Auffassung, dass die Regulierung in USA in verschiedenen Bereichen zu weit gegangen sei. So solle unter Trump nun der Energiesektor dereguliert werden. Auch im Pharmabereich stünden die Zeichen auf Deregulierung. Daraus leitet Lück Wachstumsimpulse für die US-Wirtschaft ab.In Europa sieht Lück dagegen nur eine graduelle Erholung. Europa bleibe das schwächste Glied in der Kette nach den USA und den Emerging Markets. In der Eurozone sei Italien das größte Problem. Er verweist auf die schwierige Verfassung, in der sich der Bankensektor des Landes befindet und auf den hohen Schuldenstand des Staates. Geringes WachstumDas seit Jahren herrschende Niedrigzinsumfeld in entwickelten Volkswirtschaften sieht Lück weiterhin als intakt an. “Das Niedrigzinsumfeld hält an”, sagt er in Frankfurt anlässlich des Kapitalmarktausblicks des Investmentmanagers. Die niedrigen Zinsen bzw. Renditen an den Rentenmärkten führt er auf das heutzutage deutlich niedrigere Potenzialwachstum zurück im Vergleich zu der Zeit vor einigen Jahren. “Niedrige Zinsen entstehen durch das niedrige Wachstum in der entwickelten Welt”, sagt er. Bei der Geldpolitik beobachtet auch Lück den Schwenk weg von der Geldpolitik hin zu der Fiskalpolitik, da sich mehr und mehr die Einschätzung etabliere, dass Anleihekäufe zu Fehlallokationen und nicht zu mehr Wachstum führen würden.In den USA sei die fünfjährige Inflationserwartung seit der Wahl von Trump zum neuen US-Präsidenten um etwa 30 Basispunkte (BP) nach oben geklettert. Er prognostiziert für den US-Rentenmarkt eine steiler werdende Zinskurve in den kommenden Monaten. “Die Fixed-Income-Märkte könnten 2017 unter Druck geraten. 2017 sind die Risiken an den Anleihemärkten wahrscheinlich größer als im Aktienbereich”, so Lück. Die US-Zinskurve wird aber seiner Ansicht nach nicht nur steiler, sie verschiebt sich im kommenden Jahr auch ein Stück weit nach oben. “In Europa bleiben die Zinsen aber niedrig”, ergänzt er. Insbesondere das kurze Ende der Kurve werde wegen der EZB-Maßnahmen sehr niedrig bleiben. Im Zuge der höheren US-Renditen sieht er nur vergleichsweise moderate Anstiege bei den längeren Renditen in der Eurozone. Sollte sich die zehnjährige US-Staatsanleiherendite in etwa auf das Niveau von 3 % bewegen, rechnet Lück bei der zehnjährigen Bundrendite mit einem Wert von um 1 % (ca. + 60 BP).Mit Blick auf die jüngste Fed-Entscheidung und das Signal von drei weiteren Zinsschritten im kommenden Jahr sagt Lück: “Bisher war ich von ein bis zwei Schritten im nächsten Jahr ausgegangen. Nun sind wahrscheinlich eher mehr zu erwarten.” In diesem Zusammenhang verweist Lück aber auch auf den starken Dollar, der bei einer Fortsetzung des Stärketrends einen Teil der Zinsschritte der Fed kompensieren würde. Er hält es 2017 durchaus für möglich, dass der Dollar die Parität zum Euro erreicht, vielleicht sogar darunter geht. Lück stellt aber auch klar, dass die Fed im Vorjahr auch eine etwas schärfere Gangart in der Zinspolitik, d.h. mehr als einen Zinsschritt, den Marktteilnehmern avisiert hatte und dann wiederum zurückgerudert ist. Mit Blick auf Trumps Wirtschaftspolitik hält er fest, dass die höheren Zinsen nun nicht in Trumps Interesse seien. Vor der Wahl habe Trump die Fed aber dafür, dass sie die Zinsen nicht angehoben habe, kritisiert. Lück erwartet, dass Trump viele seiner Wahlversprechen kassieren wird, da er sie in der kommunizierten Weise nicht umsetzen könne.