Brexit belastet Spaniens Aktien

Renditen durch EZB-Käufe im Sinkflug - Für Portugals Märkte wird der Oktober entscheidend

Brexit belastet Spaniens Aktien

Spaniens Börse ist im Rückwärtsgang. Der Brexit belastet. Die Renditen der Staatsanleihen profitieren von den EZB-Käufen. Der Zehnjahressatz liegt unter 1 %, am kurzen Ende sind sie negativ.Von Thilo Schäfer, MadridDie Märkte in Spanien und Portugal haben sich im vergangenen Jahr großer Beliebtheit bei den Anlegern erfreut, nachdem beide Länder die Rezession hinter sich gelassen und die Programme für die internationalen Rettungsschirme – im Fall Spaniens nur für den Banksektor – abgeschlossen hatten. Doch 2016 geht es an den Börsen in Madrid und Lissabon wieder abwärts. Nun richtet sich der Blick vornehmlich auf die nächsten Schritte der Federal Reserve in den USA. Der Leitindex der spanischen Börse, der Ibex 35, hat seit Januar rund 10 % an Wert verloren und sogar 17 % in den vergangenen zwölf Monaten. Der August verlief, nach einem kurzen Tief bei 8 200 Punkten am Anfang, weitgehend flach und der Index liegt weiterhin unter der Marke von 8 700 Punkten. Die spanische Börse hat sich immer noch nicht von dem herben Kursrutsch infolge des Brexit Ende Juni erholt. Spanische Werte, mit bedeutenden Interessen auf den Inseln, wie Santander, Telefónica oder Ferrovial, wurden besonders hart abgestraft.Die spanische Wirtschaft verzeichnet derweil Wachstumsraten von über 3 %, doch die Ertragslage der Unternehmen gibt den Anlegern offenbar weiterhin Bedenken, vor allem bei den Banken. Die spanische Börse gehört nach einer Studie der Schweizer UBS zu den Schlusslichtern in Europa, was den gegenwärtigen Ertrag pro Aktie (EPS) anbelangt, der im Vergleich zum Höchststand vor Ausbruch der Krise 2008 um 48 % niedriger ausfällt. Dividenden gekürztDas liegt zum Teil an der Vergütungspolitik der Firmen. In den Jahren der Krise und auch danach haben viele Konzerne des Ibex 35 die Dividende mit neuen Aktien statt in bar bezahlt. Besonders unter den Banken war die Scrip Dividend sehr populär, doch das ändert sich langsam. Ana Botín, die vor zwei Jahren den Vorsitz ihres verstorbenen Vaters Emilio bei Santander übernahm, hat die Ausschüttungspolitik von Spaniens größter Bank radikal geändert. Statt in Aktien wird der Großteil wieder in bar ausgezahlt. Dafür wurde die Dividende jedoch deutlich zusammengestrichen.Die Renditen für spanische Staatsanleihen sind derweil auf einem historischen Tief angelangt. Im August fielen die Sätze für Zehnjahresanleihen erstmals unter 1 %, wo sie seitdem verharren. Kurzfristige Titel werden seit einiger Zeit problemlos zu Negativzinsen an den Mann gebracht. Hier wirkt das Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB). Der seit Dezember andauernde politische Stillstand hat die Märkte zur Überraschung vieler Beteiligter bislang wenig interessiert. In Madrid geht man davon aus, dass der amtierende Ministerpräsident Mariano Rajoy diese Woche bei der Wiederwahl im Parlament scheitern wird. Es ist möglich, dass in diesem Fall der Sozialist Pedro Sánchez versucht, seinerseits ein Bündnis mit der Linkspartei Podemos zu schmieden. Das Szenario von Neuwahlen im Dezember rückt näher. Experten sind skeptisch”Trotz des politischen Stillstandes scheint Spanien auf dem richtigen Weg zu bleiben”, schrieben die Analysten von Berenberg vorige Woche, da ihrer Meinung nach bei einer Neuauflage der Wahl “radikale, Anti-Reform-Parteien”, in Anspielung auf Podemos, nicht an die Macht kämen. Heimische Experten sind skeptischer. “Der Markt gewährt Spanien einen “Waffenstillstand” angesichts der Qualität der zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten und nachdem sich die Möglichkeiten einer Regierungsbeteiligung der radikalen Linken zuletzt abgeschwächt haben”, schrieb Ahorro Corporación. “Neuwahlen, oder ein neuer Versuch von Pedro Sánchez – der Vorsitzende der Sozialisten -, eine Regierung mit Podemos zu bilden, könnten die Ängste über Spanien aber wiederbeleben”, so die Madrider Analysten. Endgültige Klarheit über das Szenario dürfte es erst im Oktober geben.Auch für Portugal wird der Oktober richtungsweisend. Am 21. Oktober wird die Ratingagentur DBRS ihre Bewertung des Landes überdenken. DBRS ist zurzeit die einzige der vier von der EZB anerkannten Agenturen, die Portugal noch ein Investment-Grade-Rating ausstellt. Sollte sich diese Einschätzung ändern, könnte die Zentralbank keine portugiesischen Papiere mehr aufkaufen. Mitte August äußerte sich DBRS skeptisch zum schwachen Wirtschaftswachstum in Portugal, was sogleich einen Anstieg der Renditen der Zehnjahresanleihen auf mehr als 3 % bewirkte. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im zweiten Quartal nur um 0,2 %. Das Land leidet unter der Krise in der früheren Kolonie Angola, einer seiner wichtigsten Absatzmärkte, was auch einige Unternehmen an der Börse zu spüren.Nun kommt viel auf die Rekapitalisierung der staatlichen Caixa Geral de Depósitos (CGD) an, das größte Geldinstitut des Landes. Der Staat wird 2,7 Mrd. Euro aufbringen, die nach einer Einigung mit Brüssel nicht dem Defizit angerechnet werden. Eine Milliarde Euro soll über die Ausgabe nachrangiger Anleihen aufgebracht werden. DBRS erklärte, dass man sich den Erfolg dieser Emission bei der Bewertung des Ratings genau anschauen werde.